Pfarre

Liesing

Zur Heiligkeit berufen?

von Pfarrprovisor Wolfgang Hohenberger

Wir feiern in kürze das Fest Allerheiligen. Die Heiligen der katholische Kirche, das sind die Frauen und die Männer, die durch ihr Leben in den Stand der Heiligkeit hineingewachsen sind. Doch viele von uns sagen sich: Die Heiligkeit, das ist doch nichts für mich. Ich fühle mich für die Heiligkeit unfähig; das ist für mich ein viel zu hohes Ideal. Das ist aber eine falsche Vorstellung, denn die Heiligen, das sind keine Supermänner oder Superfrauen. Sie haben nichts getan was gewöhnliche Menschen, so wie wir es sind, nicht auch tun könnten.

Denn jede und jeder von uns ist berufen, heilig zu werden!

Die Heiligen führten ein ganz normales Leben. Sie hatten so wie wir natürliche und übernatürliche Fähigkeiten, sie hatten ihre Stärken und ihre Schwächen, sie erlitten Niederla- gen und sie feierten Siege, sie haben gerungen und gezweifelt, sie sind gefallen und wieder aufgestanden, genauso wie die meisten von uns das immer wieder in ihren Alltag erleben. Ihr Weg zur Heiligkeit führte über das alltägliche, das unscheinbare und das ganz normale Leben.

Die Hl. Theresia von Lisieux hat ihren Weg zur Heiligkeit so formuliert: „Nicht das Außergewöhnliche suchen, sondern das Gewöhnliche außergewöhnlich gut vollbringen.“ Und die Hl. Katharina von Siena sagte: „Gott findet sich auch zwischen den Kochtöpfen.“

Suchen auch wir Gott in den alltäglichen Aufgaben. Besonderes in den ungeliebten Verrichtungen können wir unsere Heiligung erfahren. Wir haben überall die Möglich- keit, Gott zu begegnen zw schen den Kochtöpfen, beim Computer, in der Werkstatt und im Stall bei den Kühen. Überall ist es möglich, ihm nahe zu sein und dadurch seinen Geschöpfen in der Kirche und in der Welt, in der Familie und im Beruf, in der Arbeit und im Hobby zu dienen.

Aber auch im Leid und in der Krankheit, im Schmerz und im Alter, im bewussten annehmen eines Opfers und im mutigen Schultern eines mir zugedachten Kreuzes kann ich IHN oft am unmittelbarsten erfahren und mich und mein Leben heiligen, so wie es bereits viele Menschen unschein- bar und verborgen auch in unseren Pfarren immer wieder tun.