Ein Führer durch die Domkirche
Die Domkirche St. Peter und Paul in Klagenfurt
Klagenfurt wird Ende des 12.Jahrhunderts erstmals als "forum Chlagenvurt" erwähnt. Kaiser Maximilian I. schenkte 1518 die Stadt den Kärntner Landständen. Adel und die Bürger schlossen sich im späten 16. Jahrhundert dem Protestantismus an. Die heutige Dom- und Stadtpfarrkirche St.Peter und Paul ist 1578 von den protestantischen Landständen als repräsentatives Bethaus errichtet worden. Sie ist die älteste Wandpfeilerkirche Österreichs und eine der bedeutendsten Kirchenbauten, die von den Protestanten im gesamten deutschen Sprachraum errichtet wurde. Geweiht wurde diese Kirche, deren Baumeister unbekannt ist, der "Allerheiligsten Dreifaltigkeit". Im Zuge der Gegenreformation wurde das Gotteshaus 1600 geschlossen und später den neu angesiedelten Jesuiten überlassen. 1604 weihte Bischof Karl von Grimming die Kirche den Apostelfürsten Petrus und Paulus.
Nun wurde die Kirche im Stil des Barock umgebaut: Aus den bestehenden Nischen entstanden die Seitenkapellen, die heutige Sakramentskapelle wurde angebaut, die Wand vor dem Altar abgerissen und damit das große Presbyterium mit halbrunder Apsis im Osten geschaffen.
1723 zerstörte ein Brand Altäre, Wände und Dach. Zwischen 1725 und 1727 wurden die heutigen Altäre in den Seitenkapellen errichtet, die Neugestaltung des Hochaltars war 1752 vollendet. Die erste Stuckdekoration war dem Brand zum Opfer gefallen. 1725 begannen Kilian Pittner und sein Sohn Marx Josef die Gewölbe des Chores, des Langhauses, der Seitenkapellen und der Emporen zu stuckieren: Blätterranken, geschwungene Bänder und kleine Engel geben dem Innenraum eine schöne Bewegtheit, die die Größe des Innenraums kaum spüren läßt. Die Gesamtlänge der Kirche beträgt 46 m, wovon das Hauptschiff 20 m und das Presbyterium 19,5 m mißt, mit den Seitenkapellen ergibt sich eine Breite von 29 m, der Kirchenraum ist 17,9 m hoch.
Zuerst nur eine Filialkirche der Pfarre St.Egid, wurde die heutige Domkirche 1784 zur Pfarrkirche erhoben; 1787,als der damalige Bischof, Kardinal Franz Xaver von Salm, seine Residenz von Gurk nach Klagenfurt verlegte, wurde St.Peter und Paul zur Kathedralkirche.
Der Innenraum der Domkirche ist ganz auf den Hochaltar, einen mächtigen Säulen-Pilasteraufbau aus Holz, und den Tabernakel ausgerichtet (1). Das Altarblatt (1752) stammt von Daniel Gran, es stellt den Abschied der Apostelfürsten Petrus und Paulus vor ihrem Martyrium in Rom dar, darüber in den Wolken erscheint die Kirche in Gestalt einer Frau. Auch das Aufsatzbild mit der Darstellung der Dreifaltigkeit wird Daniel Gran zugeschrieben. Die Türen des als Tempietto gestalteten Tabernakels zieren Reliefs der vier Evangelisten.
Der Kärntner Christoph Rudolph hat 1726 die Kanzel (2) geschaffen. Die vier Evangelisten sind sitzend dargestellt, an der Rückwand der Kanzel in einem Relief das Bild des Guten Hirten, darüber, vergoldet, aufsteigende Wolken mit dem auferstandenen Christus im Strahlenkranz.
1727 haben die Kärntner Landstände eine Johannes Nepomuk-Apotheose (3) gestiftet, sie entstand nach einem Entwurf des Klagenfurter Malers Josef Ferdinand Fromiller.
Das Deckenfresko (4) des Priesterchors zeigt die Verklärung Jesu, das große Deckenfresko (5) des Hauptschiffs die Himmelfahrt Christi und seiner Mutter Maria.
Für die Seitenaltäre, zwischen 1725 und 1727 errichtet, wurden verschiedene Marmorsorten verwendet. Die Marienkapelle (6), heute die Taufkapelle, ist durch ein besonders reizvolles Rokokgitter abgeschlossen. Von einem der bedeutendsten Barockmaler Österreichs, von Paul Troger, stammt das Altarbild der Ignatius-von-Loyola-Kapelle (7): Das 1726 entstandene Gemälde zeigt den Ordensgründer, dem in einer Vision Christus erscheint.
Ursprünglich als Grabstätte für die Fürsten Orsini-Rosenberg errichtet (1660), wurde in der Sakramentskapelle (8), geweiht dem Heiligen Franz Xaver, das alte Altarbild durch eine Kopie der Madonna aus Altötting ersetzt. Den Stuckmarmoraltar flankieren die Heiligen Wolfgang und Andreas, ein 1740 entstandenes Werk von Christoph Rudolph.
Erbaut wurde die Domkirche St. Peter und Paul außerhalb des Stadtkerns, "von neyen grüenen wasn ließ erhöben", wie es in den Reimen von Paul Kheppiz 1581 heißt, aber sie war als neue Spitalskirche geplant und damit von Anfang sozusagen ummauert vom Bürgerspital - nur im Osten, im heutigen Pfarrhofgarten, war Platz für den Friedhof. Nach und nach wurde die Kirche von den sie umgebenden Gebäuden fast völlig eingeschlossen: Das ehemalige Spital, von den Jesuiten aufgestockt und als Schule eingerichtet, wurde später neuerlich aufgestockt und zu einer Kaserne umfunktioniert, nur zwischen der heutigen Domgasse, zwischen Pfarrhof und Kaserne, blieb ein freier Platz, der Eingang durch das Nordtor. Durch diesen Seiteneingang gingen die Klagenfurter in ihre Domkirche - ohne Vorbereitung durch einen Platz oder wenigstens den Anblick einer Fassade. Erst nach dem 2. Weltkrieg, Kirche und Jesuitenkaserne wurden schwer beschädigt, wurde die Jesuitenkaserne abgerissen und damit bekam die bisher "fassadenlose" Domkirche nicht nur eine Schauseite, der planende Architekt Ewald Kaplaner war bemüht, möglichst viel von der ursprünglichen Gestalt der Kirche zurückzugewinnen, und die Klagenfurter können deshalb seit 1977 ihren Dom durch das Hauptportal unter dem Turm betreten. Im Rahmen der Innenrenovierung in den Jahren 1990 bis 1991 unter Bischof Dr.Egon Kapellari und Dompfarrer Friedrich Vögel wurde den Wänden des Doms die ursprünglichen Farben aus dem 17. Jahrhundert zurückgegeben und ein neuer Volksaltar geweiht. Seit 1986 begleitet der Klang der Mathis-Orgel (45 Register, 9 eingebaute Zungenstimmen nach franzöischer Bauart) Gemeinde und Sänger des Domchores bei den Gottesdiensten.