Die evangelische Theologin Barbara Rauchwarter referierte am 17. Jänner, dem "Tag des Judentums", über „Segen und Fluch“ in den Psalmen in der evangelischen Johanneskirche. Anschließend wurde eine ökumenische Vesper in der Johanneskirche gefeiert.
Rauchenwarter spricht von Psalmen als Gebete mit hoher Emotionalität. Die oft aufgewühlten, verzweifelten oder dankbaren Menschen reden in den Psalmen zu Gott als sei er ein wahrhaftiger Mensch. Lob und Dank bezeugen Erfahrungen von Glück und Segen. Die sogenannten Fluchverse entstanden aus einer Ohnmacht und Verzweiflung. Die erhoffte gewalttätige Rache für erlittenes Unrecht wird aber in Gottes Hände gelegt.
Der Tag des Judentums ist der Tag vor der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen. Vor aller Verschiedenheit der Kirchen untereinander steht das allen gemeinsame Fundament: Ihre Verwurzelung im Judentum und die Weggemeinschaft mit Gottes Bundesvolk. Dies soll an diesem Tag besonders ins Bewusstsein gerufen werden.
In den letzten Jahrzehnten haben die Kirchen erkannt, dass sie ihr Selbstbewusstsein nicht gegen das Judentum begründen können. Wenn christlicher Glauben das Judentum herabwürdigt, schwächt er auch die eigene Wurzel, aus der er Kraft gewinnt. Viele traditionelle Vorurteile und Haltungen gegenüber dem Judentum sind durch die Theologie inzwischen richtig gestellt worden. Dennoch sind sie im christlichen Selbstverständnis bisweilen emotional noch tief verwurzelt.
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