Interview mit Ingrid Klogger
Organistin, Kirchenmusikerin und Chorleiterin
Liebe Ingrid,
Du bist seit 2014 Organistin und Kirchenmusikerin in Maria Saal. Wie bist Du zum Orgelspielen gekommen?
In meinem Heimatort Straßburg gibt es eine der schönsten Barockorgeln in Kärnten. Mein Vater war jahrzehntelang als Kirchenchorleiter dort tätig. Als ich 12 war, wurde die damalige Organistin, eine Klosterschwester aus dem Straßburger Kloster, ins Mutterhaus nach Eggenberg bei Graz zurückberufen.
Da ich Klavier spielen lernte, setzte mich mein Vater an die Orgel und sagte: „Jetzt spielst du“…
Wer sind Deine Vorbilder und wer hat dich musikalisch geprägt?
Viele Menschen haben mich geprägt. Unter anderem wurde ich in der Familie musikalisch geprägt, habe ua. viele Messen von Mozart, Haydn, Beethoven rauf und runter gesungen, am Klavier mit dem Kirchenchor meines Vaters mit dem Chor einstudiert. Ich hatte eine engagierte Lehrerin in der Hauptschule – sie probte mit uns bereits um 7 in der Früh für unsere Auftritte.
Meine musikalischen „Zieheltern“ sind der bereits verstorbene Kapellmeister am Stadttheater Erwin Zak, seine Frau Waltraud Zak war meine erste Gesangslehrerin. Sie haben mich gefördert und Erwin war als Dirigent, Korrepetitor, Zahlenspezialist (was Komponisten, Werke,.. betrifft) eine Koryphäe. Prof. Anna-Maria Fheoderoff, Klaus Kuchling, …..
Vorbilder sind für mich die Musikerinnen und die Musiker, die - trotz großem Könnens - eine gewisse „Bodenhaftung“ behalten.
Für die meisten Menschen ist die Musik ein Hobby. Würdest Du sagen, Du hast Dein Hobby zum Beruf gemacht?
Ich liebe meine Arbeit als Musikerin und Lehrerin – und ja, mein Tag ist strukturiert, um alles zu erledigen und mit viel Musik gefüllt.
Worauf kommt es Dir als Chorleiter an?
Mit „Herzmenschen“ zu singen, die ihr Herz für den Wohlklang der Musik öffnen. Ich könnte ausholen und viel schreiben – das würde ein kleines Buch werden…
Was ist für Dich gute Musik?
Gute Musik ist „Seelenöffner“. Ich bin hörend und musizierend in vielen Stilrichtungen unterwegs.
Welche Musik und/oder welcher Musiker inspiriert Dich?
Gregorianik
Gibt es für Dich einen Qualitätsunterschied zwischen „klassischer“ Kirchenmusik und populärer Kirchenmusik?
Nein, die Qualität liegt in der „Präsentation“ und dass man zur Art des Gottesdienstes oder des kirchlichen Festes die passende Musik wählt.
Wie muss man sich moderne Kirchenmusik vorstellen? Geht mehr als Orgel und Chorgesang?
Unbedingt – die Orgel wird zwar niemals ersetzbar sein, doch gerade wir in Maria Saal versuchen mit anderen Musikinstrumenten einen Psalm oder Lieder zu begleiten.
Welche Kriterien muss Musik erfüllen, damit sie im Gottesdienst ihren Platz haben darf?
Der Text des Ordinariums ist in erster Linie zu erfüllen. Im Proprium ist man etwas freier in der Liedauswahl. Ebenso hängt es davon ab, ob es eine Wortgottesfeier ist oder ein Gottesdienst mit Eucharistiefeier.
Gotteslob oder neue geistliche Lieder?
Beides!
Die Zahl der Gottesdienstbesucher wird immer geringer. Hat die Kirchenmusik eine Zukunft?
Gerade die letzten Umfragen im Synodalen Prozess haben gezeigt, dass die Kirchenmusik seitens der Kirchenbesucher einen sehr hohen Stellenwert hat. Die Kirchen, in denen noch musiziert wird, haben immer noch einen höheren Kirchenbesuch. In der Kirchenmusikkommission haben wir das auch mit dem Leiter der Liturgie intensiv besprochen und es wurde schriftlich in der „Pastoralen Grundorientierung“ verankert.
Wird genug getan, um Nachwuchs-Musiker zu gewinnen?
Was die Musikschulen betrifft, ja, sie sind sehr gut organisiert.
Mir persönlich fehlt im Volksschulbereich die Stunde für Chorgesang und überhaupt eine stärkere Bedeutung der Musik UND Kunst im Unterricht.
Improvisierst Du lieber in der Messe, oder spielst Du lieber Literatur?
Stimmungsabhängig. Und davon abhängig, wie viel Zeit ich ins Üben investieren kann.
Deine 3 Lieblingskomponisten?
Bach, Mozart, Rutter
CD oder Spotify?
CD
Kopfhörer oder Lautsprecher?
Lautsprecher
Unplugged oder mit elektrischer Verstärkung?
unplugged
Auswendig oder mit Noten musizieren?
Noten
Verstärker, Lautsprecher, Mikrophone - Hilfe oder Ärgernis?
Ärgernis – keine funktionierende Technik – kein funktionierendes Konzert
Klatschen in der Kirche – was hältst Du davon?
Freude zeigen – klatschen, tanzen..., alles von Gott gegeben.
Richtig oder falsch: Lieber falsch als gar nicht singen?
Kommt auf die Situation an.
Sonntagmorgen als ganz normaler Gottesdienstbesucher: Freust Du Dich aufs Singen?
Und wie – obwohl ich meistens nicht singe, sondern spiele….
Gibt es Musik, die Du ablehnst?
Heavy Mettal
Wie reagierst Du, wenn jemand sagt: „Ich bin total unmusikalisch“?
Schade, dann kann ich die Person nicht zum Mitsingen in der Kantorei einladen 😉
Was waren Deine musikalischen Highlights? Woran erinnerst Du Dich gerne?
das Brahms Requiem hat mich zutiefst – bis heute - berührt,
Bruckner e-Moll Messe mit dem königlichen Symphonieorchester in London in der Albert Hall, u.v.m
jetzt die Konzerte und Gottesdienstgestaltungen mit der Kantorei – da freue ich mich erstens, dass es sie gibt und zweitens, dass wir so wundervolle Musik zu Gehör bringen dürfen.
Herzliche Einladung an alle, die gerne singen: die Kantorei probt dienstags, 19 Uhr im Pfarrsaal – vorbeikommen, mitsingen!
Zum Schluss noch 2 persönliche Fragen zu Maria Saal - Wie bist Du nach Maria Saal gekommen?
Bischof Schwarz sagte zu mir: „Sie brauchen einen guten Platz, um Ihre Fähigkeiten entfalten zu können!“
Er hat mich, in Absprache mit Stiftspfarrer Donko, nach Maria Saal versetzt, mit dem Auftrag hier eine adäquate Kirchenmusik aufzubauen und durch Musik und Kunst einen Ort der Begegnung zu schaffen.
Welche Erfahrungen hast Du bisher gemacht?
Es gab Startschwierigkeiten und Hürden zu überwinden. Mittlerweile fühle ich mich wertgeschätzt, fühl mich hier sehr wohl und bin ganz angekommen.
Der Dom liegt mir sehr am Herzen und ist meine innere Heimat geworden. Nach dem Trubel des Tages genieße ich es abends demütig durch dieses wunderschöne Gotteshaus zu gehen. Ich sammle die Kerzen ein, freue mich, wenn es viele waren und verweile betend vor Maria. Wenn es wärmer wird, übe ich abends gerne allein im stillen Dom.
Im Frühjahr freue ich mich schon auf den Pfarrgarten, setze Pflanzen, gestalte die Terrasse und das Pfarrhaus einladend.
Bei abendlichen Spaziergängen durch Maria Saal oder Einladungen von Freunden zu einem guten Glas Wein kommt es immer wieder zu schönen Begegnungen und Gesprächen. Ich bin gerne bei den Menschen und freue mich mit ihnen ins Reden zu kommen, wie ein Sprichwort sagt: “Beim Redn kumman die Leit zsomm!“
Ich liebe das Tarockieren oder Karten spielen mit Freunden im Wintergarten, das „Leben im Felde“ uvm
Man trifft mich beim Walken rund um Maria Saal bis Karnburg oder am Maria Saaler Berg. Bei meinen „Rosywalks“ bete ich gerne den Rosenkranz für Menschen, die es gerade brauchen. Zur Mutter Gottes habe ich mit den Jahren hier eine besondere Beziehung aufgebaut und empfinde große Dankbarkeit, da sie mir in schwierigen Situationen – und derer gab es einige - immer wieder geholfen hat. Unter ihrem Schutz hier fühle ich mich geborgen und behütet.
Das Ambiente des Domplatzes erinnert mich an einen mittelalterlichen Ort, wo die Zeit stillsteht. Man kann hier verweilen, zu sich kommen und Atem holen.
Liebe Ingrid, Ich danke Dir für das gute Gespräch und Deinen Einsatz bei uns in Maria Saal,
Schön, dass es Dich gibt!
Dr. Martin Rupitz
Vita - Ingrid Klogger
1967 als 3. Kind geboren.
Mit 7 Jahren Klavierunterricht.
Mit 16 am Konservatorium Unterricht bei Prof. Groisbeck-Fheoderoff und Gesangsunterricht bei Waltraud Zak-Misievic. Nach der Matura 1986 heiratete ich und studierte an der Pädagogischen Hochschule das Lehramt für Volksschulen mit späterer Ausbildung für Integration, Mediation, Betatungslehrerin.
1993 Fortsetzung des Studiums bei Klaus Kuchling am Konservatorium.
2002 Chorleiterausbildung - Chorakademie und Gründung des Jugendchores "the voices"
2008 - 2014 Organistin im Gurker Dom
Seit 2014 Mitglied der Kirchenmusik Kommission der Diözese Gurk-Klagenfurt
Seit 2014 Organistin im Maria Saaler Dom
Aufbau der Kantorei Maria Saal seit 2015