Pfarre / Fara

Keutschach/Hodiše

Maria Wörth / Marija na Otoku: Josef Petermann/Jožef Peterman - ein Geistlicher von Welt

Eine Erinnerung anlässlich seines 100. Todestages

Kaum jemand kennt heute in der Pfarre Maria Wörth/Marija na Otoku Josef Petermann, obwohl dieser den Ort über lange Zeit positiv geprägt hat. Sein seelsorgerisches, kulturelles und politisches Wirken beschränkte sich nicht nur auf Maria Wörth/Otok, sondern hatte auch großen Einfluss auf die Keutschacher Pfarre sowie die Pfarren am nördlichen Wörther See Ufer. Während seiner Zeit als Maria Wörther Seelsorger verfasste er mit Akribie das „Erinnerungsbuch der Pfarre Maria Wörth“ und so ist es ihm zu verdanken, dass so manches historisches Wissen über unsere Gegend nicht in Vergessenheit geraten ist.

Josef Petermann bzw. Jožef Peterman wurde 1844 in Emmersdorf bei Rosegg/Tmara vas pri Rožeku als Sohn eines angesehenen Bäckermeisters geboren. Bereits früh machte sich sein sprachliches und schriftstellerisches Talent bemerkbar, weshalb er – obwohl damals kaum des Deutschen mächtig - das Gymnasium in Klagenfurt besuchte. Einer seiner langjährigen Mitschüler und Freunde war der spätere Kärntner Liederfürst Thomas Koschat, der viele Inspirationen für seine Musikstücke aus den örtlichen slowenischen Liedern aus der Umgebung seines Heimatortes Viktring schöpfte. Bereits relativ früh entschied sich Josef Petermann für das Studium der Theologie und feierte 1869 als neugeweihter Priester seine Primiz in Rosegg/Rožek. Überliefert ist, dass die Feierlichkeiten zur Primiz über zwei Tage dauerten und lange einen Nachklang in den Rosegger Annalen fanden. Als junger Pfarrer betreute er zunächst die Pfarre St. Veit i. Jauntal/Šent Vid v Podjuni und übersiedelte, wie er selbst im Erinnerungsbuch schrieb, „schweren Herzens“ 1889 nach Maria Wörth/Otok. Die Pfarre selbst war damals nur noch ein Schatten ihrer selbst: auf wenige Orte zusammengeschrumpft, kaum Hochzeiten und Geburten, zwei renovierungsbedürftige Kirchen und der Ort selbst war damals meist nur mit Dampfschiffen und Booten über den See erreichbar. In der Einleitung des Erinnerungsbuchs hielt er im November 1893 fest: „Dass in der Pfarre 360 Seelen leben und dass die Bewohner, welche fast ausschließlich der slovenischen Nationalität angehören, suchen ihren Lebensunterhalt überwiegend beim Ackerbau, zum Theil bei der Viehzucht und Fischerei, in neuerster Zeit aber leben die Leute von den Curgästen (Anm.: Touristen).“ Und weiter heißt es: „So wenigstens besagt ein Witz, als ob die Anwohner hier alle Canibalen (Kannibalen) wären.“ Kaum zum Maria Wörther Pfarrer ernannt, machte sich Petermann gleich an die Arbeit und begann sich neben der örtlichen Bevölkerung auch mit den ersten Touristen, die diesen damals noch schwer zu erreichenden Ort besuchten, anzufreunden. Er veranlasste die Aufstellung der ersten Parkbänke und diverse Verschönerungen im Ort und „luchste“ so manchem wohlhabenden Touristen Geld für die dringend notwendigen Renovierungsarbeiten der beiden Kirchen ab, sodass diese bald der Stolz der gesamten Region waren. Die Slowenen dieser Gegend bezeichneten Maria Wörth immer als „sveti otok“, die heilige Insel, und durch das unermüdliche Engagement von Pfarrer Petermann wurde dieser Ort mit dem immer stärker werdenden Tourismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem wahren Besichtigungsmagnet. Selbst Kaiser Franz Josef besuchte 1898 anlässlich der Eröffnung der Kaiser Franz-Josef-Süduferstraße (die heutige Süduferstraße) beide Kirchen und war von der Aura, die den kleinen Ort umgab so angetan, dass er Pfarrer Petermann zu dieser schönen Gegend beglückwünschte und ihm einen bedeutenden Geldbetrag für die Verschönerung der Kirchen übergab.

Im Erinnerungsbuch hielt Petermann neben den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen auch die beginnenden sprachlichen Veränderungen in unserer Gegend fest. Mehrmals kritisierte er die offizielle Sprachpolitik der Behörden, die das Slowenische immer mehr zurückdrängten und bezog auch lauthals regelmäßig dagegen Stellung. Bei der Eröffnung der Reifnitzer Volksschule 1908 kritisierte er öffentlich, dass die Schule auf politischen Druck hin rein deutsch geführt wurde und vermerkte dazu im Erinnerungsbuch: „Im ersten Schuljahre besuchten 72 Kinder diese Schule, wovon 7 der deutschen und 65 der slovenischen Nationalität angehörten. Wegen des Danaergeschenkes des deutschen Schulvereins wurde die Schule als deutsch erklärt und ist dadurch den slovenischen Kindern die Möglichkeit benommen, sich in der Muttersprache auszubilden und slovenisch zu lernen. Justitia!“ Die Pfarre Maria Wörth selbst blieb bis zu seinem Tod im Jahre 1924 eine rein slowenische Pfarre und erst danach wurde sie zweisprachig geführt. Trotz aller Gegensätze war Pfarrer Petermann auch von seinen politischen Gegnern hoch angesehen. Selbst der Doyen der Kärntner Geschichtsvereins, August Jaksch, mit dem Petermann für den geschichtlichen und bauhistorischen Teil des Erinnerungsbuchs im regen Austausch war, notierte nach dem Tod von Pfarrer Petermann: „Mit ihm ist ein altes Mitglied des Geschichtsvereins dahingegangen, durch dessen Unterstützung es dem Verewigten möglich war, sein Pfarr-Gedenkbuch in geschichtlicher Hinsicht zu einem musterhaften zu gestalten, an dem er mit ganz besonderem Fleiß durch Jahre arbeitete.“ Tatsächlich bietet das Erinnerungsbuch unzählige interessante Einblicke in die Vergangenheit des südlichen Wörthersee-Gebiets. Neben einfachen Bauernhäusern, die damals um die Jahrhundertwende dem Bauboom der Wörthersee-Villen zum Opfer fielen, sammelte er auch viele Sagen und alte Flurnamen rund um Maria Wörth, die ohne ihn wohl völlig in Vergessenheit geraten wären. Seiner geliebten Maria Wörther Kirche blieb er bis zum Schluss auf das Engste verbunden. Noch am Tag vor seinem Tod feierte er die Messe und nahm sich im Anschluss ausreichend Zeit, um sich von dieser „Perle des Wörther Sees“, für die er so viele Mittel bei den Touristen gesammelt hat, gebührend zu verabschieden. Bei seinem Begräbnis am 11. April 1924 waren neben Hunderten Gläubigen auch rund 30 Geistliche anwesend, was den besonderen gesellschaftlichen Status des Verstorbenen unterstreicht. Bedauerlicherweise ist seine ursprüngliche slowenische Grabinschrift irgendwann nach 1945 durch eine schmucklose Plakette ersetzt worden und auch so geriet er, trotz seiner vielen guten Taten, viel zu schnell in Vergessenheit.

Der Nachfolger von Pfarrer Petermann wurde der Pfarrer von Tultschnig, Friedrich Malgaj. Er stammte ursprünglich aus der Umgebung von Celje und war kurze Zeit (neben der Pfarre Tutschnig) auch für die Pfarre Pirk (heute Pfarre Krumpendorf) zuständig.

Mitja Martin Miksche