Pfarre

Gurk

Der 3. Fastensonntag in Worten und Bildern

Den Dekalog in die Tiefe unseres Lebens tragen

Die 10 Gebote und die Vertreibung der Händler aus dem Tempel werden vielen von uns bekannt sein. Vor allem die Überlieferung der 10 Gebote ist einer dieser Texte, der auch über die jüdische und christliche Überlieferung hinaus, eine große Bekanntheit hat. In seiner Predigt bezeichnet Stiftpfarrer Kalidz den Dekalog als „wohl einen der schönsten Texte aus dem Alten Testament“. Mit dem Text lädt er uns Hörerinnen und Hörer ein, den Dekalog in die Tiefen unseres Lebens zu tragen. Hören Sie hier die Lesungen, das Evangelium und die Predigt aus der Gurker Krypta.

3. Fastensonntag: Lesungen, Evangelium und Predig

Die Texte der heutigen Bibelstellen finden Sie hier.

Die Bibeltexte, dargestellt am Gurker Fastentuch

Am Gurker Fastentuch haben der Lesungstext der 10 Gebote sowie auch das Evangelium über die Vertreibung aus dem Paradies ihren festen Platz in den mittleren Registern des Tuchs.

Gott übergibt Mose die 10. Gebote

In der fünften Reihe des Alten Testaments befindet sich die Gesetzesübergabe von Gott an Moses als Teil von einem Doppelbild. In der ersten Bildhälfte beschenkt Gott Moses und die Israeliten mit dem Manna, dem Brot des Himmels. Aus einer Wolke heraus fallen die Brote in die Körbe der Israeliten. Während von Gott hier nur die Hand zu sehen ist, ist er auf der Szene der rechten Bildhälfte deutlich erkennbar. Umhüllt von einer dunklen Wolke, übergibt er die zwei Gesetzestafeln an Moses, der unter ihm kniet. Auf den Tafeln kann man mit Mühe die Worte „gelab an einen Gott nicht“ entziffern. Mose trägt einen roten Mantel, mit dem er auch in den anderen Szenen des Tuchs bekleidet ist. Hier finden wir eine starke Ähnlichkeit zu dem Mantel, mit dem Christus auf am Fastentuch ab dem Zeitpunkt seiner Auferstehung bekleidet ist. Neu in dieser Darstellung, sind die Hörner am Kopf Moses, die in den Bildern davor noch nicht zu sehen sind, sehr wohl aber in den nachfolgenden Szenen. In der Bildbeschreibung zur Verklärung am Berg Tabor wurde auf die Hörner, als Folge eines Übersetzungsfehlers bereits hingewiesen. Von den Israeliten ist in dieser Szene niemand zu sehen. Nur Moses durfte Gott am Berg Sinai entgegentreten. Die 2 Tafeln, die Gott Moses in die Hände legt, werden im Text der heutigen Lesung nicht erwähnt. Sehr wohl aber liest man davon einige Kapitel später. In Ex 24,12 befiehlt Gott Moses auf den Berg zu kommen, um die Steintafeln zu übernehmen, auf die er seine Gebote geschrieben hat. In der Kunst werden diese beiden Stellen immer wieder synonym verstanden und dargestellt. Die Szene des „Mannaregens“ und der „10 Gebote“ ist eingebettet in die umfangreiche Überlieferung von Mose am Gurk Fastentuch. Insgesamt sechs Mal ist Mose auf der linken Tuchhälfte dargestellte und einmal – nämlich bei der Verklärung – auch auf der Hälfte des Neuen Testaments. Damit ist er unter den Gestalten des Alten Testaments bei weitem am häufigsten abgebildet, was auch seine große Bedeutung, für die die christliche Heilsgeschichte deutlich zum Ausdruck bringt.

Jesus vertreibt die Händler aus dem Tempel

Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel ist auf der Hälfte des Neuen Testaments in der fünften Reihe zu sehen. Die Darstellung ist eingebunden in die Ereignisse der Karwoche, den Einzug in Jerusalem und das letzte Abendmahl. Im Evangelium des heutigen Tages wird beschrieben, wie Jesus in den Tempel geht und dort die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler mit einer Geisel, aus Stricken gemacht, vertreibt. Am Bild des Fastentuchs sieht man Jesus in der Bildmitte. Seine Wut wird in seiner ganzen Gestik offensichtlich. Er schwingt in seiner einen Hand die Geisel und mit seiner anderen Hand zieht er einen der Händler an den Haaren empor. Die Geißel, die Jesus in der Hand hält, wird er zwei Reihen weiter, selbst verspüren. Denn bei der Geißelung von Jesus, wird die gleiche Form der Geißel verwendet. Rechts von Jesus sieht man, wie die Geldwechsler mit vollen Säcken die Flucht ergreifen. Darunter sind die umgestürzten Tische, von denen Berge von Geld herunterfallen. Der Ort ist nicht das Tempelinnere sondern der Vorhof des Tempels. Das wir deutlich, wenn man den Hintergrund betrachtet. Dort wird er Tempel sichtbar, der einer mittelalterlichen Kirche mit Glasfenstern gleicht. Der Vorhof des Temples war üblicherweise der Ort der Händler und der Geldwechsler. Dort wurden Opfertiere verkauft und das Geld für den Einkauf der Tiere oder für die jährliche Tempelsteuer aus den unterschiedlichen Währungen gewechselt. Die Szene am Gurker Fastentuch legt den Fokus vor allem auf die Geldwechsler, denn von denen im Bibeltext genannten Tieren ist keines zu sehen. Auch gleichen die Säcke in den Händen der Flüchtenden prallen Geldbeuteln. Auf ihren Köpfen tragen die meisten Männer den spitzen Judenhut. Diese Kopfbedeckung wurde im Mittelalter für die jüdische Bevölkerung, zu einer verpflichtenden Kopfbedeckung, um sie so von der christlichen Bevölkerung unterscheiden zu können. Dies trug zu einer zunehmenden Stigmatisierung der Juden bei, die auch am Fastentuch zu Geltung kommt. Hier wird eine Parallele gezogen zu den jüdischen Geldwechslern aus dem Mittelalter.

Literatur:

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Zu sehen ist das Fastentuch im Dom täglich von 9-17 Uhr. Führungen sind in einem kleinen Rahmen möglich und können unter dom.info@dom-zu-gurk.at angefragt werden.