Dekanat

Dekanat Gmünd-Millstatt

Text für eine Kreuzwegandacht in den eigenen vier Wänden

Auch in dieser Fastenzeit finden jeden Freitag um 18:00 Uhr in der Kirche Obermillstatt Kreuzwegandachten statt, aber wegen der Coronakrise nur im kleinen Rahmen. Der unten angeführte Text bietet daher die Möglichkeit zur Einstimmung in die Fastenzeit für zu Hause, aber auch zu einer persönlichen Betrachtung. Der Text entstammt der Zeitschrift MARIA HEUTE. Vielen Dank an den Parvis-Verlag für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.

Hier der Link zur Website des Magazins: https://www.parvis.ch/de/maria-

Pater Anton wünscht Ihnen eine gesegnete und fruchtbringende Karwoche!

Meine Passion von Gethsemane bis Golgota

Vom Ölberg aus wurde ich vor das Tribunal gezehrt. Ich war allein, niemand war zu meiner Verteidigung da; die Meinen hatten mich verlassen.

1.Station: Jesus wird zum Tode verurteilt

Dann wurde ich wie ein gemeiner Dieb zu Pilatus geführt, wie ein gefährliches Tier, das schnellstmöglich eliminiert werden muss. Pilatus erkannte meine Unschuld und ließ mich geißeln, um die Menschenschar zu beruhigen… Dann krönten mich die Soldaten mit Dornen und überhäuften mich mit Beleidigungen. Ich stand vor meinen Verfolgern, die Dornenkrone, die überall in meinen Kopf eindrang, ließ mein Blut über mein geschwollenes Gesicht laufen. Der Purpurmantel, mit dem sie mich umhüllt hatten, verbarg einen Teil meines gemarterten Körpers, der von den unzähligen Geißelhieben zerfetzt war, die mir die blutrünstigen Peiniger zugefügt hatten… Ich sah fast nichts mehr… wenn gleich ich seit meiner Verklärung auf dem Tabor wusste, was auf mich zukam. Ich war verwundbar, meine Angst wurde immer größer. Ich war der Sohn Gottes, ich lebte mein Menschsein voll und ganz, ein verhöhnter Mensch… Ich hatte meine Sendung aufgenommen und ich wollte bis ans Ende gehen. Die Menschenmenge wollte, dass ich gekreuzigt werde, obwohl ich keine Missetat begangen hatte. Aus Liebe zu meinem Vater und zu euch akzeptierte ich schweigend den ungerechten Urteilsspruch. So gab ich mein Leben hin für die Erlösung der Menschheit. Pilatus wollte seine Würde nicht verlieren – er wusch sich die Hände, um sich von jeder Verantwortung zu entbinden. Barabas wurde gemäß dem Wunsch der undankbaren Menge freigelassen. In den Augen des Übeltäters konnte man noch die Freude sehen, die er daran hatte, Böses zu tun. Oh meine Kinder, diese ganze gegen mich entfesselte Menge führte mich in den Tod, obwohl ich nur das Heil für jeden Einzelnen wollte.

2.Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulter

Da es mir nicht gelang, das überaus schwere Kreuz hochzustemmen, half mir einer der Henker, es auf meine Schultern zu legen. Auf diesem Kreuz las ich alle Sünden, die auf Erden begangen wurden und die bis zum Ende der Zeiten noch begangen werden; ich sah auch eure Sünden, meine Kinder. Ja, ich musste es tragen und ich musste es für euch ertragen… In diesem Moment, als ich diese ganze Schmach und Schande sah, hätten Himmel und Erde nicht ausgereicht, um alle Tränen aufzunehmen, die ich zurückhielt…

3.Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

Beschimpft von dieser wütenden Menschenschar, die mich steinigte, stürzte ich nach einigen Schritten unter der schweren Last des Kreuzes, das mich zu Boden drückte; mein blutendes Gesicht lag im Staub. Meine Kinder, helft mir, das Kreuz der Sünden der Welt zu tragen, indem ihr euer Kreuz aus Liebe zu mir tragt! Wenn es euch sehr schwer zu sein scheint, dann vergleicht es mit dem Kreuz, das ich mit jedem von euch bis ans Ende der Zeiten trage. Euer Kreuz ist mein Kreuz. Wie mein Vater mir geholfen hat, wieder aufzustehen, so helfe ich euch wieder aufzustehen, wenn ihr in der Sünde gefallen seid. Bittet mich nach jedem Sturz inständig um Vergebung und geht voran! Lasst die Arme niemals sinken, findet niemals Gefallen an der Sünde.

4.Station: Jesus begegnet seiner Mutter

Als ich mich wieder erhob, begann mein Herz sehr heftig zu schlagen; ich spürte einen sanften Blick, der auf mir ruhte. Ich hob die Augen und sah meine liebe Mama bei mir. In einem einzigen Augenblich sah ich die ganze Not ihres Mutterherzens; ihr Gesicht war so blass, dass ich es nicht erkannte… Sie verstand das Wort der Liebe, das mein Herz ihr übermittelte, das mit dem ihren in der Not vereint war: „Ich muss mein Opfer zu Ende führen…“. Ich wusste, dass nichts mich aufhalten konnte. Ihr Blick ließ mich verstehen, dass sie bei der Aufgabe, die der Vater mir anvertraut hatte, immer an meiner Seite sein würde.

5.Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen

Die Geißelhiebe schlugen auf meinem schmerzenden Körper ein. Ich war am Ende meiner Kraft. Der Staub der Erde und der mit Blut vermischte Schweiß bewirkten, dass ich nichts mehr sah. Als Weggefährten hatte ich die Steine, die man nach mir warf, die Beleidigungen, den Hohn und die ganze Bosheit der Menge. Die Soldaten sahen meine große Erschöpfung, und da sie mich am Leben halten wollten, damit ihnen das Spektakel meiner Kreuzigung nicht entging, beauftragten sie Simon, mir zu helfen das Kreuz bis auf Golgota zu tragen. Er wollte das nicht, aber aus Gehorsam gegenüber den Wachsoldaten gab er nach. Mein Schweigen brachte ihn mir näher. Ihm fiel auf, dass ich nicht wie die anderen Verurteilten war: Das war etwas ungerecht… Sie irren sich sicher, dachte er. Auf dem Weg begann er Schritt für Schritt, mich zu lieben. Er begriff, dass er künftig sein eigenes Kreuz mit Liebe tragen würde, da er akzeptiert hatte, mein Kreuz zu tragen.

6.Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Eine mutige Frau löste sich aus der Menge und kam mit einem weißen Leinentuch zu mir. Sie schaute mich unendlich traurig an, ich sah das Erbarmen in ihren Augen. Ich war überrascht über ihre Sanftheit als sie mein Gesicht mit ihrem Leinentuch trocknete, das sie anschließend an ihr Herz drückte! Oh meine Kinder, inmitten all dieses Leids, das mir zugefügt wurde, berührte mich diese kleine Geste der Zuneigung zutiefst. An diesem Tag wurde mein Gesicht nicht nur dem Leintuch eingeprägt, sondern auch ihrem Gesicht. Opfert mein blutendes, heiliges Antlitz meinem Vater auf; opfert ihm mein kostbares Blut für die Bekehrung der Sünder auf. Mein Vater lässt sich bewegen, wenn man ihm seinen blutenden Sohn präsentiert. Seid kleine Veronikas durch eure Gesten der Aufmerksamkeit mir gegenüber; kümmert euch um mich, dann kann ich der Arzt eurer Seele werden

7.Station: Jesus fehlt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Ich war völlig aufgerieben und zu Tode erschöpft, so dass ich ein zweites Mal zu Boden stürzte. Die Peiniger, die immer erregter waren, forderten mich mit Fußtritten auf, wieder aufzustehen. Simon streckte mir die Hand entgegen und ich hatte die Kraft, den so schmerzlichen Weg fortzusetzen. Ich tat es für all jene, die der Vater mir gegeben hatte. Meine Kinder, betet ohne Unterlass, verliert nicht den Mut! Wenn ihr zu Fall kommt, dann wascht eure Sünden im Blut des Lammes. Beichtet so oft es nötig ist und geht dann weiter. In meinen Augen zählen die immer neuen Bemühungen

8.Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen

Ich erblickte den Ort meiner Marter, an dem ich meine Seele aushauchen würde. Hinter mir klagten und beteten die Frauen. Sie erinnerten sich an die Wunder und Heilungen, die ich vollbracht hatte. Ich war ihr Wohltäter. Ich wandte mich zu ihnen um und sagte: «Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern über eure Kinder. Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden.» Meine Kleinen, ich bitte euch, ändert euer Leben, bekehrt euch, macht eure Kinder von klein auf mit der Heiligen Schrift vertraut, und wenn ihr mich liebt, dann haltet ihr meine Gebote

9.Station: Jesus fehlt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Die Menge erdrückte mich und bedrängte mich von allen Seiten. Das Kreuz, das immer schwerer wurde, zerfetzte meine Schulter, so dass meine Knochen sichtbar wurden und ich in diesem Todeskampf meines zerschlagenen Leibes abermals unter dem Gewicht des Kreuzes zu Boden fiel. Die Geißelhiebe vertieften meine Wunden, mit ungeheurer Mühe stand ich wieder auf, torkelte und fiel wieder hin… Trotz meiner furchtbaren Schmerzen setzte ich den Weg zum Tod hin fort, der mich erwartete.

Mein Vater gab mir all seine Kraft, damit ich bis zum Ende des Opfers durchhalten konnte, das ich akzeptiert hatte. Das war der Preis, um die Seelen zu retten.

10.Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt

Als wir an der «Schädelhöhe» angekommen waren, rissen die Peiniger das Kreuz gewaltsam von meinen Schultern und zogen mich schonungslos aus. Das an meinem Gewand klebende Fleisch rief einen solchen Schmerz hervor, dass ich auf den Boden schaute und meinte, dass auch ein Teil meines Rückens mit abgerissen wurde. Ich stand nackt vor der Menschenmenge, nur meine offenen Wunden, aus denen Blut bis auf die Erde rann, bekleideten meinen Leib.

Die Menge war noch immer genauso entfesselt gegen mich. Meine Nacktheit war demütigend, ich senkte den Kopf und hörte zu, ohne etwas zu sagen, ohne mich zu beklagen – aus Liebe zu euch. Meine Peiniger warfen das Los um mein Gewand; ohne die geringste Achtung mir gegenüber stritten sie darum. Meine Kinder, lasst euch von allem entblößen, was eure Seele behindert; übergebt mir euren Hochmut und eure Eigenliebe und nehmt die Demütigungen an, wie ich selbst es getan habe. Eine Demütigung, die angenommen wird, ist eine kleine Seligkeit für die Ewigkeit.

11.Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt

Schließlich streckte ich mich auf dem Kreuz aus. Mein verwundeter Rücken vermittelte mir beim Kontakt mit dem harten Holz den Eindruck, ich läge auf einem Bett aus Stacheln und Dornen. Kaum hatte ich Zeit gehabt, wieder ein wenig zu Atem zu kommen, da spannten mich meine Peiniger aus, um meine Hände festzunageln. Ich glaubte, dass sich meine Arme von meinem Körper lösen würden und biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerzen zu schreien. Tränen begannen aus meinen Augen zu rinnen, als die Nägel mein Fleisch durchbohrten… mein Blut floss überall. Einer der Henker wischte sich voller Abscheu das Gesicht ab und ging noch schlimmer mit dem Rest meines Körpers um. Nach den wiederholten Schlägen, mit denen die Nägel in meine zermalmten Füße eingeschlagen wurden, war ich halb tot. In diesem unerträglichen Leid hatte ich den Mut, meinen Vater zu bitten, ihnen das Böse zu vergeben, das sie mir antaten. Meine Mutter schluchzte. Alle Schläge, die man mir zufügte, hallten einzeln in der Verwirrung und der Verzweiflung ihres tief bestürzten Herzens nach. Meine Kinder, wenn ihr euch von eurem Gott abwendet, wenn ihr im Schlamm der Sünde versinkt, kreuzigt ihr mich mit derselben Gewalt in euch. Seid also nicht auf die Henker böse, die sich gegen mich entfesselt haben: Wenn ihr euch von meinem Gesetz der Liebe abwendet und all die ungesunden Vergnügungen genießt, nehmt ihr den Platz der Peiniger ein, die mich vor zweitausend Jahren gekreuzigt haben.

12.Station: Jesus stirbt am Kreuz

Nachdem sie mich ans Kreuz genagelt hatten, drehten sie es um, um die Nägel hinten zu befestigen. Mein Leib und mein Gesicht wurden dadurch auf den Boden gepresst und die Peiniger, die ganz mit ihrer Arbeit beschäftigt waren, kümmerte es nicht, wie es mir dabei erging. Anschließend richteten sie das Kreuz auf und senkten es in den Hohlraum, der es halten sollte. Durch den Stoß vertieften sich meine Wunden in diesem Augenblick. Das Kreuz schwankte, ich dachte, dass meine Hände und meine Füße zerreißen würden und ich auf den Boden fallen würde. Mein Herz zersprang fast vor Schrecken und mein Leiden erreichte seinen Höhepunkt. Als das Kreuz stabilisiert war, war ich derart an ihm befestigt, dass ich kein Glied mehr bewegen konnte. Mein Körper war wie gelähmt… Ich hörte den Nachklang einer Stimme: «Wenn du der Sohn Gottes bist, dann hilf dir selbst». Mit meinen Augen, die in Tränen und Blut schwammen, schaute ich auf die Menschenschar… Nachdem ich dem guten Schächer das Paradies versprochen und meine Mutter Johannes anvertraut hatte und durch ihn die ganze Menschheit meiner heiligen Mutter übergeben hatte, schrie ich zum Himmel: «Vater, warum hast du mich verlassen?!»… Ein immer dunklerer Schleier verdunkelte meinen Blick, mein Ende war nahe, alles war vollbracht. In einem letzten Atemzug, einer letzten Anstrengung kamen meine letzten Worte durch meine vertrockneten, mit Essig befeuchteten Lippen: «Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist». Mein letzter Schrei, ein Schrei der Liebe, ein Schrei des Lebens, tauchte mich in eine tiefe Stille. Ich sah nur noch den sich öffnenden Himmel: Alle Engel knieten zum Zeichen der Dankbarkeit und der Achtung vor mir nieder.

13.Station: Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

Ich habe all mein Blut vergossen, um dich, mein Kind, zu retten. Ich habe mein Leben hingegeben, um dich zu erlösen. Möge mein Opfer für dich nicht vergebens sein. Jetzt, da du Bescheid weißt, sollst du mich in dir vom Kreuz abnehmen – so wie mich an jenem Tag diejenigen vom Kreuz abnahmen, die mich liebten. Verbinde meine Wunden wie es meine heilige Mama tat, als ich in ihren Armen ruhte. Diese Wunden werden durch deine Gleichgültigkeit mir gegenüber verursacht, durch deine Sünden, die du seit so vielen Jahren angesammelt hast. Tröste mich, indem du mich liebst. Wenn du dein Leben änderst, wirst du das von meiner zarten Liebe gesegnete Kind. Wenn du meine heiligen Wunden heilst, öffnest du die Tür meines Heiligsten Herzen, das deine Wohnung ist.

14.Station: Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt

Dann wurde mein Leib in ein neues Grab gelegt, das direkt in den Felsen gehauen worden war. Meine Kinder, kommt aus euren Gräbern hervor, meine Auferstehung ist die Voraussetzung für eure Auferstehung. Seid gehorsam und ausdauernd im Hören auf mein Wort und setzt es in die Tat um. Lasst euch von eurem Gott verklären, schlagt den Weg des Lebens ein, den ich euch anbiete: Er führt zur ewigen Herrlichkeit bei unserem himmlischen Vater. Ich liebe euch! Lehnt die Liebe nicht länger ab, die euch erwartet.

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