Da während der Lockdown-Wochen die Hl.Messen in kleinerem Kreis und in kürzerer Form gefeiert werden stellt Stadtpfarrer Dr. Jakob Ibounig jeden Samstag seine Predigtgedanken im Wortlaut den Gläubigen zur Verfügung. In dieser Zeit ist es um so notwendiger mit Gott in Verbindung zu bleiben. Das Wort der Predigt lädt uns ein, unser Leben im Licht des Glaubens zu reflektieren.

Ebenso finden sie unten die Steaming - Angebote des Dekanates Ferlach/Borovlje

Das Wörtchen “Ach!”

Betrachtung zur Jesaja-Lesung des 1.Adventsonntags (28.11.2020)

Zu einem Derwisch kam ein Ratsuchender und fragte: “Wie nennt ihr Gott? Welchen Namen gebt ihr ihm?” Die Antwort: “Man kann Gott doch nicht in einen Namen pressen, Namen sind Fessel und Gefängnis, ein Name gibt Macht. Gott aber ist frei.” Der Besucher ist nicht zufrieden, fragt weiter: “Wenn ihr ihn rufen wollt, wenn es doch notwendig ist, wie ruft ihr da?” Der Derwisch: “Ach! Nicht: Gott. Nicht: Allah. Sondern: Ach! so rufen wir ihn.” Die Lesung des ersten Adventsonntags ruft mit diesem “Namen” nach dem fernen Gott: “Ach, kämst du doch ... entgegen” (Jes 64,4).

Die Lesung ist das sehnsüchtige Gebet eines Menschen, dem plötzlich aufgeht, wie er, im Strom der Trends mitschwimmend, von Gott weggetrieben wurde. Die Entfernung scheint den meisten nichts auszumachen (“Niemand ruft deinen Namen an”). Aber der Betende wird sich erschrocken der Kälte und der Unheimlichkeit bewusst. Gott fehlt und hat sich scheinbar selber abgewandt: “Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und hast uns der Gewalt unserer Schuld überlassen.” (Jes 64,6)

Lief nicht vor kurzem im deutschen Fernsehen ein Film, der um Zustimmung zur erlaubten Hilfe bei Selbstmord warb? Mit dem “Erfolg”, dass dann eine große Mehrheit von Zusehern mittels Televoting für das Verabreichen des tödlichen Mittels an einen alten, aber gesunden Mann stimmte. Wie wäre die Abstimmung wohl ausgegangen, wenn stattdessen eine vom Leben und der Liebe enttäuschte junge Frau um den Gifttrank gebeten hätte?

Gewiss war der Film nicht so platt, wie etwa Goebbelsˋ Machwerk “Ich klage an”, das 1941 die NS-Euthanasie-Programme vorbereiten half. Man geht heute subtiler vor. Die Argumente pro und contra kommen zu Wort. Aber die Objektivität ist nur vorgetäuscht. Die Vertreter des erwünschten Ergebnisses werden unauffällig heroisiert und sympathischer gestaltet als die Gegner mit ihren verschrobenen Glaubenssätzen.

Die Gottesferne verfinstert auch die Vernunft, lässt selbst Logik und Argumente im Dunkeln tappen, bis hinein in Unmenschlichkeit und Mord. Längst gilt die Abtreibung als unantastbares Menschenrecht. Nun soll es die Exit-Strategie auch am anderen Ende des Lebens geben.

Und so fleht der Betende in der Jesaja-Lesung, nein, nicht um die Bekehrung der Menschen, sondern, dass Gott umkehrt, sich den Menschen zuwendet. Sosehr, dass Gott selber Mensch wird und dann nicht nur einen Namen, sondern ein Gesicht und einen Leib hat, bei dem man ihn wird greifen und fassen können.

(J.Ibounig)

Streaming - Angebote des Dekantes Ferlach: Hl. Messen ONLINE mitfeiern auf Youtube

• Wings of Church (jeden Sonntag um 10:00) - Pfarre Maria Rain
• Pfarre Köttmannsdorf (Di-Fr um 18:00 und Sonntag um 10:00)
• Pfarre Kappel/Drau (Livestream an den folgenden Terminen/Orten)
  Samstag/sobota, 14. November 2020, 16 Uhr, Loibltal/Brodi
  Sonntag/nedelja, 22. November 2020, 8 Uhr 30, Maria Elend/Podgorje
  Sonntag/nedelja, 29. November 2020, 10 Uhr 30, Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi
  Sonntag/nedelja, 6. Dezember, 11 Uhr, Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk
  Samstag/nedelja, 12. Dezember, 16 Uhr, Loibltal/Brodi
  Sonntag/nedelja, 20. Dezember 2020, Maria Elend/Podgorje