Pfarre

St. Ulrich bei Feldkirchen

Filialkirche Poitschach

Private Filialkirche Poitschach (© Foto: Pfarre St. Ulrich)
Private Filialkirche Poitschach (© Foto: Pfarre St. Ulrich)

Die private Filialkirche „Vierzehn Nothelfer" in Poitschach

Poitschach liegt am Eingang zum Poitschachgraben des Tiebelbaches. Dieser Bach hieß ursprünglich Feistritz. Der Name „Hebel" war bis ins 19. Jahrhundert nur vom Ursprung bis Oberboden gebräuchlich.

Zur Zeit der Kirchengründung (1713) war Poitschach ein aufstrebendes Zentrum des Eisengewerbes. Der Gewerke Johann Adam Leitner von Leitenau betrieb eine Nagel­schmiede, eine Sensenschmiede und einen Drahtzug. Er verfügte testamentarisch, dass eine Eigenkirche der Herrschaft Poitschach ge­baut wird. Johann Lorenz Jovio, der Mann sei­ner Tochter, hat den Bau ausführen lassen. Sein barocker Grabstein ist in der Pfarrkirche Maria Dorn zu bewundern.

Barock ist auch die Kirche bis auf den Turm­spitz, der 1876 vom Gewerken Alex Ebner an­stelle des barocken Zwiebelhelms aufgesetzt wurde. Die barocke Kircheneinrichtung harmo­niert vorzüglich mit der Innenarchitektur. In die Blendfelder des Kanzelkorbs sind zwischen ge­wundenen Säulchen die lateinischen Kirchen­väter gemalt. Die Papstkrone erinnert an das einflussreiche Wirken des hl. Gregor Igest 604 n. Chr.), der Löwe an den legendären Begleiter des hl. Hieronymus (gest. 420), der Bienenkorb an die Legende, dass Ambrosius (gest. 397) als schlafendes Wiegenkind unversehrt blieb, nachdem ihn ein Bienenschwarm heimgesucht hatte, das brennende Herz an Augustinus (gest. 430), der einmal schrieb: „Du hast unser Herz mit deiner Liebe getroffen"

Dem Kirchenpatrozinium gemäß ist der Hochal­tar den Vierzehn Nothelfern gewidmet. Ihre halb-figürlichen, farbig und golden gefassten Büsten werden, zusammen mit den Standbil­dern Marias und Josefs, von einem ovalen Holzmedaillon aus kunstvoll geschnitzten und vergoldeten Akanthus-ranken umrahmt. Ihr Überschwang drückt die jubelnde Begeiste­rung barocker Frömmigkeit aus. Sabine Senitza scheut nicht Zeit und Mühe, dieses einmalige Kunstwerk zu pflegen.

Die Nothelfer

Die Nothelfer Margaretha, Barbara und Katha­rina, die „heiligen Madl", und ihre Attribute Wurm, Turm und Radi sind aus dem Reimspruch bekannt. Christophorus, der „Christusträger", ist den Autofahrern, Georg, der berittene Drachentöter, den Reitern vertraut. Blasius schützt mit seinem Segen (3. Februar) gegen Halsweh. Aus naheliegenden Kirchen kennen wirÄgidius (auf dem Kitzel), Vitus (Klein St. Veit), Dionysius (auf dem Fresko in Hart), und Erasmus (Fresko in „Maria im Dorn"). Cyriakus, Panta-leon, Achatius und Eustachius sind der Reihe nach die Patrone der Zwangsarbeiter, Ärzte, Sterbenden und der Jäger und Förster. Den oberen Abschluss des Altares bildet, gut angepasst an die Stichkappe des Deckengewölbes, eine in Wolken thronende Gottvaterskulptur.

Die Nothelfer-Verehrung hat sich im 14. Jahr­hunderts besonders in der Bamberger Diözese entwickelt, als dem „Schwarzen Tod", der Pest, Millionen Europäer zum Opfer fielen, l n jüngster Zeit haben sich die Nothelfer gleichsam selber geholfen, als sie, von Kirchenräubern entführt, durch eine Zufallskontrolle entdeckt und zurückgebracht wurden. Von DI Dietrich Se­nitza, dem Kircheneigner, wird in der Sakristei eine stilvolle Sammlung barocker Kirchen­geräte verwahrt.

Bei den Gottesdiensten wirken die evangeli­schen und katholischen Betreuer zusammen. Abend-Messen gibt es an jedem 4. Freitag im Monat, hl. Messen am Ostermontag um 9 Uhr, am Trinitatis-Sonntag (1. Sonntag nach Pfing­sten) mit Felderumgang um 10 Uhr, zu Maria Himmelfahrt (15. August) und am Stephan/tag (26. Dezember) jeweils um 9 Uhr.

 Dr. Hans Neuhold