Filialkirche Knasweg
Knasweg, Filialkirche Hll. Andreas und Nikolaus
Die gotische, im Kern romanische Kirche liegt am Südabfall des Radweger Hügels. Sie ist die südlichste der 15 Kirchen, die dem Feldkirchener Pfarrverband angehören, und wird als Tochterkirche von der Mutterkirche Radweg betreut.
Das Portal der Friedhofsmauer der Knasweger Kirche ist mit bronzeblechähnlichen, dekorativ geprägten Kunststoffplatten beschlagen. Der spitze Dachreiter birgt neben einer jüngeren eine altehrwürdige Glocke aus dem Jahre 1448.
An der Südwand sind eine Sonnenuhr und ein gerade noch erkennbares Christophorusgemälde des 16. Jahrhunderts erhalten. In der Vorlaube erinnert ein steinerner Opfertisch mit seinem Opferställchen an die Naturalienspenden der Kirchenbesucher längst vergangener Zeiten. Der rundbogige Eingang ist links unten mit dem Bruchstück eines kannelierten römerzeitlichen Marmorpfeilers untermauert. Unter der Westempore blickt man ins kurze „Langhaus“ mit seinen 1998 erneuerten Kirchenbänken. In der Laibung des Triumphbogens stehen die Konsolfiguren der beiden Kirchenpatrone Andreas (19. Jh.) und Nikolaus (17. Jh.).
Der Apostel Andreas aus Galiläa wurde zusammen mit seinem Bruder Simon Petrus während eines Fischfangs von Christus mit den Worten „Ich werde euch zu Menschenfischern machen!“ zur Nachfolge berufen. Er soll als Bischof von Patras, Griechenland, gewirkt haben. Unter Kaiser Nero wurde er zum Tod am schrägen Kreuz verurteilt. Das Andreaskreuz ist zugleich die Darstellung des Namens Christi (X).
Der hl. Nikolaus, Bischof von Myra in Westanatolien, ist in der Krypta der Basilika San Nicola in Bari begraben. Er erlitt in der diokletianischen Christenverfolgung den Märtyrertod. Seine Lebensgeschichte hat legendären Charakter. So wird erzählt, er habe in drei aufeinanderfolgenden Nächten je einen Geldbeutel in die Schlafkammer der drei Töchter eines Edelmannes geworfen, der sie zwingen wollte, ihre Aussteuer auf unsittliche Weise zu verdienen. Ein anderes Mal habe er Schiffern in Seenot geholfen. Die Legende, er habe drei ungerecht zum Tode verurteilte Hauptleute vor der Hinrichtung gerettet, wurde so umgewandelt, als habe er drei in einem Salzfass eingepökelte fahrende Schüler gerettet. Nach solchen Legenden erklären sich die Attribute der drei goldenen Kugeln, des Ankers und der drei aus einem Bottich aufsteigenden Knaben.
Der einjochige Chor ist mit einem Kreuzgratgewölbe gedeckt. Er wird gegen Osten mit drei Wandflächen eines Achtecks geschlossen. Der barocke Hochaltar des Jahres 1661 wurde 1884 neu gefasst, 1912 restauriert und 1998 renoviert. Zwei mit versilberten Weinlaubformen umrankte gewundene Säulen werden von zwei „Wangen“ umschlossen. In ihre Durchbrüche sind zwei geschnitzte Amphoren gestellt. Die barock einschwingenden Schnitzornamente enden in knorpelähnlichen Formen („Knorpelwerk“). Im flachen Schrein stehen die färbig gefassten Schnitzfiguren der Kirchenpatrone Nikolaus und Andreas. Die Schnitzplastik des medaillonartigen Aufsatzes versinnbildlicht den sogenannten Gnadenstuhl. Darunter versteht man die Darstellung der Dreieinigkeit Gottes: Gottvater hält seinen toten Sohn auf dem Schoß. Darunter schwebt die Taube des Heiligen Geistes. Die heilige Dreifaltigkeit wird in Radweg als Patroziniumsfest am Dreifaltigkeitssonntag, dem Radweger Kirchtag, gefeiert.
Dr. Hans Neuhold