“Orange the World” und Had’n-Sterz • Pravice žensk in ajdovi žganci
Roratemesse und Adventfrühstück • Svitna in zajtrk v župnišču
Viele Gläubige aus der Pfarre Neuhaus und einige Gäste der Pfarre Schwabegg und darüber hinaus sind am 1. Adventsonntag schon früh aufgestanden, um die festliche Rorate-Messe in der orange angestrahlten Pfarrkirche Neuhaus zu besuchen.
Was es damit auf sich hat, erfuhr man bei den – von Pfarrkirchenrätin Eveline Paier-Sternjak – vorgetragenen Texten. Es ging dabei um authentische Berichte von Frauen, die in Ehe und Partnerschaft physische oder psychische Gewalt erleben mussten. Heuer findet die Kampagne „Orange the World“ wieder vom 25. November bis 10. Dezember 2022 statt, um zur Enttabuisierung dieses Themas beizutragen, ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt zu setzen und die Menschen dafür zu sensibilisieren, nicht wegzuschauen und wegzuhören! Dies ist auch ein Anliegen unserer Pfarre, die bereits zum zweiten Mal an dieser Aktion teilnimmt.
Neben diesem ernsten Thema fand am ersten Adventsonntag aber auch die Weihe der Adventkränze statt, die in dieser dunkelsten Zeit des Jahres ein wenig Licht in die Häuser der Menschen bringen werden. Am Ende der feierlichen Messe gab es noch die Gelegenheit, Keksteller – gebacken von fleißigen Frauen aus der Pfarre – zu erwerben, bevor man sich in der heimeligen „schönen Stube“ des Pfarrhofes bei Had’n-Sterz und Weißbrot mit Kaffee aufwärmen konnte. Bei netten Gesprächen und interessanten Begegnungen klang dieser Messbesuch aus – wie immer etwas ganz Besonderes in der adventlichen Zeit.
Pravice žensk in ajdovi žganci
Številni verniki iz župnije Suha, nekateri gostje iz župnije Žvabek in od drugod so na 1. adventno nedeljo zgodaj vstali, da bi se udeležili praznične svitne maše v od zunaj oranžno osvetljeni župnijski cerkvi na Suhi.
Za kaj gre, so razkrila besedila, ki jih je predstavila župnijska svetnica Eveline Paier-Sternjak. Šlo je za verodostojne zgodbe žensk, ki so morale izkusiti fizično ali psihično nasilje v zakonu in partnerstvu. Letos bo kampanja »Orange the World« spet potekala od 25. novembra do 10. decembra 2022, da bi prispevala k razbijanju tabujev na to temo, poslala viden signal proti nasilju in senzibilizirala ljudi, naj ne gledajo in ne poslušajo stran. To skrbi tudi našo župnijo, ki se te akcije udeležuje že drugič.
Poleg te resne teme je na prvo adventno nedeljo potekal tudi blagoslov adventnih venčkov, ki bodo v ta najtemnejši čas v letu prinesli malo svetlobe v domove ljudi. Ob koncu slovesne maše je bilo še mogoče kupiti krožnike s pecivom, ki so jih spekle pridne ženske iz župnije, preden se je človek lahko pogrel v prijetni »lepi izbi« župnišča pri ajdovih žgancih in pogači s kavo. Tokratni obisk sv. maše se je zaključil s prijetnimi pogovori in zanimivimi srečanji – kot vedno nekaj prav posebnega v adventnem času.
SEGENSGEBET
Gott, du Quelle unseres Lebens.
Segne unsere Schritte,
dass sie uns dorthin wenden,
wo wir unsere Stimme erheben müssen.
Segne unsere Augen,
dass wir sie nicht vor der Gewalt verschließen.
Segne unsere Ohren,
dass sie die lauten und die leisen Hilferufe hören.
Segne unsere Hände,
dass sie zärtlich berühren, die nur Ablehnung erfahren haben.
Segne unsere Gedanken,
dass wir neue Wege finden,
um die Gewalt in unserer Welt zu überwinden.
Worte von Pfarrgemeinderätin und Kirchenkämmerin Frau Mag. Eveline Paier- Sternjak. Die Erlebnisberichte wurden in Auszügen vorgelesen, hier der ganze Text entnommen aus der Zeitschrift WOMAN:
Ich darf sie recht herzlich zur Roratemesse begrüßen. Zu Beginn möchten wir ein ernstes Thema ansprechen. Mit 17. Oktober 2022 wurden in Österreich 28 Femizide, d.h. Morde an weiblichen Personen, sowie 25 als Mordversuche eingestufte Gewalttaten an Frauen* und Mädchen* verzeichnet. Die Frauenhäuser sind ausgelastet, die Beratungsstellen ebenfalls. Trotzdem schaffen es viele Frauen und Mädchen nicht, sich aus Gewaltverbindungen zu lösen.
Die Kirche verschließt davor nicht die Augen, viele soziale Einrichtungen werden durch die Caritas getragen. Grundauftrag der Kirche ist es, ein heilsamer Raum für alle Menschen zu sein, und dafür möchten wir uns einsetzen. So findet auch heuer von 25. November bis 10. Dezember 2022 die Aktion „Orange the World – 16 Tage gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen*“ statt. Viele öffentliche Gebäude und Kirchen werden in diesem Zeitraum orange beleuchtet. Dies ist ein sichtbares Zeichen, um auf dieses gesellschaftliche Problem aufmerksam zu machen. Dazu folgende Geschichte von Sabine:
Als ich 16 war, habe ich ihn kennengelernt, bin ziemlich bald zu ihm gezogen. 1996 haben wir geheiratet. Kurz darauf begann er, sich von seiner dunklen, beängstigenden Seite zu zeigen. „Du bist so dumm!“, „Du kriegst gar nichts auf die Reihe!“, „Schau dich an, wie dick und hässlich du bist!“ – Ständig warf er mir Beleidigungen an den Kopf. Irgendwann glaubte ich es selbst, fühlte mich klein und wertlos. Wenn ihm etwas nicht passte und ich nicht sofort parierte, wie er wollte, schlug er mich oder stieß mich zu Boden.
Auch vor unseren beiden Buben, sie waren damals noch im Kindergartenalter. Wenn die Kleinen weinten und ihn anflehten, mich in Ruhe zu lassen, antwortete er: „Sie hat’s nicht anders verdient!“ Und er sagte ihnen: „Zur Mama darfst du ruhig ,Arschloch‘ sagen, weil sie eines ist.“ Meine Söhne voller Angst zu sehen, hat mich innerlich fast zerrissen.
Ich habe oft mit dem Gedanken gespielt, mich zu trennen. Aber wie? Ich hatte keinen Job, kein eigenes Einkommen und keine Möglichkeit, mir ein neues Leben ohne ihn aufzubauen. Als ich mich bei den Behörden informierte, sagte man mir, dass die Kinder bei ihm bleiben würden, wenn ich gehe. Meine zwei kleinen Buben einem Psychopathen zu überlassen, das konnte ich nicht verantworten … Also blieb ich, hielt weiter durch, ließ mich weiter erniedrigen.
Eines Tages ohrfeigte er mich wieder. Weil ich Himbeersirup gekauft hatte und er ihm nicht schmeckte. „Schleich dich! Du hast zehn Minuten, dann bist du weg!“, brüllte er. Rückblickend war das meine Rettung. An diesem Tag bin ich mit meinen zwei Söhnen ins Frauenhaus im niederösterreichischen Mistelbach gegangen. Das war 2011. Mittlerweile geht es mir wieder gut. Dazwischen ist viel passiert: Ich ließ mich scheiden, brachte zahlreiche Therapiestunden hinter mich, durch die ich den Glauben an mich selbst wiedergefunden habe. Ich führte viele Gespräche mit Frauen, die Ähnliches erlebt hatten und die mir gezeigt haben, dass es einen Ausweg gibt und die Möglichkeit, von vorn anzufangen. Hinter mir liegen viele Momente, die mir alles abverlangt haben. Ich musste um Lebensmittel bitten. Es war mir so unangenehm und peinlich, aber letztlich war ich froh und dankbar dafür. Ich habe es geschafft!
Heute habe ich einen Vollzeitjob, arbeite als Reinigungskraft in einer Schule und habe wieder geheiratet – einen Mann, der mich gut behandelt und mich spüren lässt, was Liebe ist. Zusammen mit ihm setze ich mich ehrenamtlich für Opfer von Gewalt ein. Denn nur gemeinsam können wir unsere Gesellschaft retten.
Sabine, 47, Mutter von zwei Kindern, in Sicherheit
FÜRBITTEN:
Guter Gott, dein Sohn hat sich stets für Gewaltfreiheit und Solidarität mit allen Menschen eingesetzt, sein Geist befreit uns zum neuen Leben. Zu dir kommen wir mit unseren Bitten:
1. Für alle, die hier in unserem Seelsorgegebiet Gewalt in ihrem Alltag erleben müssen, dass sie den Mut aufbringen, über ihre Situation zu sprechen und dabei auf hörende Ohren stoßen.
2. Für alle Frauen und Mädchen auf der Welt, die unter Unterdrückung und Gewalt leiden müssen, dass sie die Hoffnung nicht verlieren, dass auch ihre Not sich wenden kann.
3. Für jene, die Gewalt an anderen ausüben, dass sie in den Folgen ihres Handelns erkennen, dass dies zu Kummer und Leid führt und es stets gewaltfreie Alternativen gibt.
4. Für uns alle, damit wir nicht müde werden, gegen Gewalt aufzutreten, für Betroffene zu sorgen, Hoffnung und Zuwendung zu schenken, wo diese dringend gebraucht wird.
5. Für alle Kinder, die Zeugen von Gewalt werden oder diese selbst erfahren. Schütze und begleiten sie auf dem Weg in ein sicheres, liebevolles Leben.
6. Für alle Menschen, die in der Folge von physischer, psychischer oder sexueller Gewalt ihr Leben verloren haben, schenke du ihnen jene Geborgenheit und Sicherheit in der Ewigkeit, die ihnen im Leben verwehrt geblieben ist.
Gott schenke uns allen den Mut, Wege aus der Gewalt zu suchen. Schenke allen Betroffenen Kraft, Hoffnung und Gottvertrauen, um wieder zurück in ein sicheres, würdiges und gutes Leben zu finden. Schenke Heilung, wo Leib und Seele entwürdigt und verwundet wurden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. AMEN.
Erlebnisbericht einer Frau, die Gewalt erlitten hat. Diese Erlebnisse wurden in der Frauenzeitschrift WOMAN veröffentlicht:
Liebe Leserin, lieber Leser, ich möchte euch meine Geschichte erzählen:
Alles begann nach der Trennung von meinem Ex-Mann, dem Vater meiner drei Kinder, im Jänner 2018. Zu dieser Zeit war ein Freund für mich da, der bald zu meinem neuen Partner wurde. Er gab sich verständnisvoll und tat mir gut. Bald zog er zu meinen Kindern und mir ins Haus. Und ich fing an, mit ihm zusammenzuarbeiten, übernahm seine beruflichen Vertragsverhandlungen, die Terminplanung …
Ein Monat, nachdem er eingezogen war, wurde er zum ersten Mal handgreiflich. Weil ihm irgendeine Kleinigkeit nicht gepasst hatte. Er beschimpfte und schlug mich. In dieser Nacht schliefen wir getrennt. Am nächsten Morgen folgte ein Schwall an Entschuldigungen: Es täte ihm so unglaublich leid, das hätte er noch nie gemacht, er liebe mich doch so. Ich verzieh ihm.
Es vergingen einige Wochen, dann passierte es wieder: Er drohte, er würde mich und meine Existenz zerstören. Aber das war erst der Anfang. Es folgten die schlimmsten eineinhalb Jahre meines Lebens. Einmal drückte er mich so lange in der Badewanne unter Wasser, dass ich beinahe ertrank. Er trat mich, bedrohte mich mit Messern, sagte, er würde mich umbringen, stopfte mir Sand in den Mund, bis ich fast erstickte. Letztlich prügelte er irgendwann mit Fäusten auf mich ein und brach mir dabei den Schädel – auf offener Straße an einem sonnigen Nachmittag mitten in Wien.
Ich hatte Angst und fragte mich, was ich falsch machte, schämte mich. Heute weiß ich, es kann jedem passieren – in jeder Gesellschaftsschicht. Die Geschichten, die ich den anderen über meine Verletzungen erzählte, waren hollywoodreif. Und mein Umfeld? Das hat mir geglaubt, weil es mir glauben wollte, weil es vermutlich Angst vor der Wahrheit hatte – wie ich auch. Als er mich dann ein weiteres Mal in der Öffentlichkeit schlug, vor anderen, schaffte ich es endlich, mich von ihm zu trennen – mit geduldigem Zureden von Freunden. Er bombardierte mich weiter mit Drohungen über WhatsApp und SMS, rief in einer Stunde 30 Mal an.
Ich wandte mich an die Interventionsstelle gegen familiäre Gewalt. Meine Betreuerin Jasmina wurde zu meinem Schutzengel. Sie hat mein Leben gerettet und mich dazu ermutigt, ihn anzuzeigen. In acht Fällen wurde er schuldig gesprochen. Er bekam eine Freiheitsstrafe von sieben Monaten bedingt und musste mir ein paar Tausend Euro Schmerzensgeld zahlen. Ein sehr mildes Urteil … Vor allem im Vergleich zu dem harten und beschwerlichen Weg, den man als Opfer gehen muss. Aber der Tag kommt, an dem das neue Leben beginnt. Heute bin ich frei.
Patrizia 44, Mutter von drei Kindern, in Sicherheit.
Wir bedanken uns bei allen Frauen, die uns ihre Erlebnisse anvertrauen. Nachzulesen sind sie auf woman.at. Eine Initiative von WOMAN gegen Gewalt an Frauen