Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Entdeckenswertes Oberösterreich

Von Spital am Pyhrn, Stift Schlierbach und Christkindl nach Steyr

Spital am Pyhrn (© Foto: Siegfried Muhrer)
Spital am Pyhrn (© Foto: Siegfried Muhrer)

Zwei Tage lang erkundete eine 55-köpfige Gruppe des Referats Pilgern & Reisen einen Zipfel Oberösterreichs – und war fasziniert von dem, was es entlang der Krems und der Steyr Großartiges zu sehen und zu erleben gibt. Um jene nicht zu enttäuschen, die diesmal keinen Platz mehr fanden, wird es noch heuer eine Fortsetzung „Oberösterreich II“ geben (mit Stift St. Florian, Enns- Lorch, Wels und Lambach).

Mit Reisebegleiter und -organisator Dr. Siegfried Muhrer lernte die Gruppe auf der Anreise bei schönem Wetter schon das obere Murtal und das Palten-Liesingtal sowie die Gegend um Admont mit ihren Bergen, Burgen (Eppenstein, Strechau) und Wallfahrtsorten (Maria Buch, Frauenberg im Ennstal) im Vorbeifahren kennen. Nach dem Bosrucktunnel türmten sich die schneebedeckten Gipfel des Großen Pyhrgas und das Warscheneck in die Höhe, im Hintergrund das Sengsengebirge und die weiß blitzenden Zacken des Toten Gebirges bei Hinterstoder – die Heimat der Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner, die in Spital am Pyrhn als Ministrantin von der Bergleidenschaft ihres Pfarrers angesteckt wurde. Stiftspfarrer P. Friedrich Höller O. Cist erschloss der Gruppe im Rahmen einer spirituellen Führung die eindrucksvolle Stiftskirche von Spital am Pyrhn und verwies dabei auch launig auf die Kunstschätze, die von hier weithin verstreut wurden, und bei der Wiederbesiedlung des Stiftes St. Paul im Lavanttal (von den Benediktinern aus St. Blasien im Schwarzwald) auch ihren Weg in die „Schatzkammer Kärntens“ fanden. P. Friedrich, der auch Bibliothek, Archiv und Bildungszentrum der Zisterzienser in Schlierbach leitet, gewährte auch Einblick in die Schatzkammer des früheren Kollegiatsstiftes und Hospitals am Fuße des Pyhrnpasses. 

Auf der Anfahrt zum Seminarhotel „Sperlhof“ über Windischgarsten gab Buschauffeur Mag. Gerhard Simonitti, seines Zeichens Diözesan- und Bundes -Jugendseelsorger, auf der schmalen und kurvenreichen Straße zwischen Schneestangen, Bach und vorspringenden Hausecken eine atemberaubende Kostprobe seiner souveränen Fahrkünste, im Vor- und Rückwärtsgang. Das Mittagessen im Sperlhof mit seinem Panoramablick verdiente nicht nur  eine Haube, sondern setzte dem Anreisetag die Krone auf. Angelangt in Schlierbach, bezogen alle ihre Zimmer im modernen Seminarhotel „Spes“ in unmittelbarer Nähe zum Stift. Käse- und Spezialitätenverkostung im Genußzentrum Schlierbach und ein Abstecher in die Schauräume der Glaskunstwerkstätten Schlierbach bildeten den Auftakt zur Führung in zwei Gruppen durch das Stift mit Kaisersaal, Stiftsbibliothek, Kreuzgang und in die Stiftskirche, deren Prunk nur durch fünf schlichte Fastentücher gedämpft wurde. Anschließend stellte Abt Nikolaus Thiel mit ansteckender Fröhlichkeit und „Klartext“- Formulierungen auf äußerst gewinnende Art das Stift und den Konvent mit seiner Neuausrichtung vor. Wer geglaubt hatte, der Sperlhof wäre kulinarisch nicht mehr zu toppen, wusste beim reichhaltigen und vielseitigen Abendbuffet im Seminarhotel „Spes“ nicht mehr, wo zuerst goustieren. Am Sonntag zogen die vielen Vierkanthöfe unsere Blicke auf sich, ebenso wie die mächtige Benediktinerabtei Kremsmünster mit ihrer Sternwarte, genannt das erste Hochhaus Europas. In Christkindl bei Steyr brachte uns die Theologin Mag. Johanna Eisner den sperrigen Ursprung der Wallfahrt und den wunderbaren Kirchenbau (Carlone und Prandtauer) einprägsam nahe. Danach feierte Mag. Simonitti, begrüßt und assistiert von Pfarrseelsorgerin Mag.a Sissy Kamptner, die Sonntagsmesse mit Verlesung des Fastenhirtenbriefs des Linzer Bischofs. Bass erstaunt waren die Christkindler, als sie am Ende  erfuhren, dass der Pfarrer, der die Messe gefeiert hatte, auch den großen Bus der Kärntner eigenhändig lenkt. Auf Nachfrage bot Pfarrseelsorgerin Kamptner, die auch Vorsitzende der Frauenkommission der Diözese Linz ist, Einblick in ihr bisheriges Wirken in der Krankenhausseelsorge und in Christkindl.

Beim Flößerdenkmal mit dem schönsten Blick auf die Stadt Steyr am Zusammenfluss von Steyr und Enns begann dann eine abwechslungsreiche Stadtführung in zwei Gruppen, die von den City-Guides Fr. Schiller und Hr. Hack trotz knapp bemessener Zeit viel Wissenswertes, Bewegendes und Erheiterndes über die einst zweitbedeutendste Stadt Österreichs erfuhren, in der heute noch täglich gut fünftausend  BMW-Motoren die Produktion verlassen. Auch von der Verbindung zu den Ferlacher Büchsenmachern und zu den Jesuiten in St. Andrä im Lavanttal, von Josef Werndl und der Waffenfabrikation im Ersten und Zweiten Weltkrieg war die Rede, von Anton Bruckners und Schuberts Beziehung zu Steyr, von Steyr als Reformationsstadt und als Namensgeber der Steiermark, deren erste Markgrafen hier residierten. Sie gründeten auch das ehemalige Benediktinerstift Garsten,  das mit seiner stacheldrahtumzäunten Strafanstalt, dem Hochgrab des Hl. Berthold von Garsten und den Kapellen für „Liebende“, „Verheiratete“ und „Büßende“ in der hochbarocken Stiftskirche allen einen geistlichen Zufluchtsort bietet. Nach dem Mittagessen beim Christkindlwirt fuhren wir das romantische Steyrtal entlang zurück zur Pyhrnautobahn, vorbei an der Wallfahrtskirche Frauenstein mit der von Kaiser Maximilian gestifteten berühmten Schutzmantelmadonna. Jugendseelsorger Simonitti löste auf der Rückreise das Rätsel auf, wie er dazu kam, als Geistlicher sozusagen nebenher als Busfahrer tätig zu sein, und gab Einblick in die Aufgaben und Methoden der Jugendpastoral.