Organisation

Referat für Spiritualität

Schweigen - Teil 6 der Reihe Benediktinische Lebensimpulse

Eine Serie von P. Maximilian Krenn OSB, Administrator des Stiftes St. Paul

„Beim vielen Reden wirst du der Sünde nicht entgehen“. Wenn Benedikt im Kapitel über die Schweigsamkeit eine negative Abgrenzung zu dieser wichtigen Tugend aus dem Buch der Sprichwörter zitiert, dann zeigt er damit sein nüchternes Wissen um die Gefahr der Zunge und gibt uns zugleich ein wichtiges Werkzeug in die Hand. Zwei Kapitel zuvor bekräftigt er: „Das viele Reden nicht lieben“.

Foto: Sitft St. Paul im Lavanttal
Foto: Sitft St. Paul im Lavanttal

Unser Ordensvater entwirft in seiner Regel nicht wirklich eine Theologie des Schweigens, sondern führt schlicht in die Praxis ein, die entscheidend ist, wenn Tugenden wachsen sollen. Das ewige Nachdenken und Diskutieren sind oft geschickte intellektuelle Ausweichstrategien, um mich nicht auf den Weg machen zu müssen. Umgekehrt stellt sich gerade bei dieser Übung der Erfolg recht schnell und wie von selbst ein. Es bedarf keiner großen Anleitung, sondern lediglich einer konkreten Umsetzung, und das Schritt für Schritt.

Dass ich andere verletze, wenn ich den Mund nicht mehr schließen kann, kennen wir aus Erfahrung. Dieses Fehlverhalten hat aber eine tiefere Ursache: Ich gehe auch an mir selbst vorüber, wenn ich nicht mehr in Ruhe bei mir sein kann, wenn ich das Hören und Staunen nicht mehr einübe, wenn ich von mir und meiner ständigen inneren Aktivität nicht mehr lassen kann. Dann wird die Begegnung mit dem anderen schnell zur Ablenkung und kann ihren Reichtum nicht entfalten.
In der Stille kann es geschehen, dass du dir selbst begegnest. Diese Worte stehen im Eingangsbereich des Exerzitienhauses des Stiftes Göttweig und laden die Gäste zu einer Zeit der Stille ein. - Herzliche Einladung dazu!

Fragen:

  1. Habe ich Sehnsucht nach einer Zeit der Stille?
  2. Kenne ich Zeiten der Stille in meinem Alltag?
  3. Will ich mir heute 5 Minuten echte Stille gönnen und damit auch anderen Gutes tun?

Geben Sie ein Feedback, schreiben Sie bitte per E-Mail an P. Maximilian Krenn OSB


Regeltext

Kapitel 6: Die Schweigsamkeit
Tun wir, was der Prophet sagt: "Ich sprach, ich will auf meine Wege achten, damit ich mich mit meiner Zunge nicht verfehle. Ich stellte eine Wache vor meinen Mund, ich verstummte, demütigte mich und schwieg sogar vom Guten."
Hier zeigt der Prophet: Man soll der Schweigsamkeit zuliebe bisweilen sogar auf gute Gespräche verzichten. Um so mehr müssen wir wegen der Bestrafung der Sünde von bösen Worten lassen. Mag es sich also um noch so gute, heilige und aufbauende Gespräche handeln, vollkommenen Jüngern werde nur selten das Reden erlaubt wegen der Bedeutung der Schweigsamkeit. Steht doch geschrieben: "Beim vielen Reden wirst du der Sünde nicht entgehen", und an anderer Stelle: "Tod und Leben stehen in der Macht der Zunge."
Denn Reden und Lehren kommen dem Meister zu, Schweigen und Hören dem Jünger. Muss man den Oberen um etwas bitten, soll es in aller Demut und ehrfürchtiger Unterordnung erbeten werden.
Albernheiten aber, müßiges und zum Gelächter reizendes Geschwätz verbannen und verbieten wir für immer und überall. Wir gestatten nicht, dass der Jünger zu solchem Gerede den Mund öffne.