Organisation

Referat für Spiritualität

Gehorsam - Teil 2 der Reihe “Benediktinische Lebensimpulse”

Eine wöchentlich ergänzte Serie von P. Maximilian Krenn OSB

Sprechen und hören (Foto. Pixabay /Thomas Wolter CC0)
Sprechen und hören (Foto. Pixabay /Thomas Wolter CC0)

Mit meinem zweiten Impuls greife ich das provokante Thema Gehorsam auf. Der Mönch verspricht als drittes Gelübde - neben Beständigkeit und klösterlichen Lebenswandel - den Gehorsam. Für unsere Ohren klingt das wie ein Wort aus vergangenen Zeiten. Wir wissen zwar, dass wir so gut wie in allen Lebenslagen davon betroffen sind, aber weil es so negativ behaftet ist, wird es peinlich vermieden, es in den Mund zu nehmen. Kein Chef würde Gehorsam verlangen; er spricht lieber von Vorgaben, die zu erfüllen sind, von Teamarbeit oder Ähnlichem.

Benedikt spricht es klar aus: Der Mönch dient unter Regel und Abt und schuldet dem Oberen wie seinen Brüdern Gehorsam. Was sich zunächst so spröde und lebensfeindlich anhört, hat einen Tiefgang, der für jedes Leben wichtig ist. Im Thema Gehorsam verwirklicht sich nämlich etwas Fundamentales für das menschliche Leben.

Im Wortstamm Gehorsam verbirgt sich das Wort Hören. Indem ich lerne, auf jemand anderen zu hören, entwickle ich mich über meine eigenen Grenzen hinaus, werde durch den anderen herausgefordert, aus meinen eigenen vier Wänden hinauszugehen und erfahre so neue Perspektiven fürs Leben. Ein Kind wächst so in seiner Umwelt heran und hinein und entfaltet auf diese Weise erst seine Begabungen. Ein Prozess, der niemals aufhört. Wer nur in den eigenen Hürden eingeschlossen ist, wird leicht komisch, sonderbar und bleibt vor allem in seinen Möglichkeiten zurück.

Ein zweiter Aspekt ist der, dass im Gehorsam auch das Wort gehören enthalten ist. Der Mönch gehört - laut Benedikt - nicht sich selbst, sondern Christus, dem er sein Leben und seine Berufung verdankt. Erfahrbar wird das konkret im Zusammenleben: Meine Zeit, mein Körper, meine Gedanken sind nicht nur einfach Privatbesitz, sondern gehören einem kostbaren Prozess des Lebens an. Die letzte Konsequenz dieses Gedankens ist, dass, wenn der Tod anklopft und der Mensch zu Staub verfällt, der Mönch weiß: wenn ich nur mir gehören würde, dann ist jetzt alles aus, dann bin ich wirklich allein; aber da ich im Leben erfahren habe, dass ich einem Größeren angehöre, der sogar über Leben und Tod verfügt, bin ich nicht dem Nichts ausgeliefert, sondern gehöre dem Leben an, das mich jeden Tag und besonders in dieser Stunde erwartet.

Fragen

  • Habe ich die innere Ruhe, um gut hinhören zu können?
  • Worin fühle ich mich allein?
  • Glaube ich an die Liebe als größte Gabe des Lebens, die auch über meinen Tod hinaus reicht?

Geben Sie ein Feedback, schreiben Sie bitte per E-Mail an P. Maximilian Krenn OSB

Text der Regula Benedicti

Kapitel 5, 1-5: Der Gehorsam

Der erste Schritt zur Demut ist Gehorsam ohne Zögern. Er ist die Haltung derer, denen die Liebe zu Christus über alles geht.

Wegen des heiligen Dienstes, den sie gelobt haben, oder aus Furcht vor der Hölle und wegen der Herrlichkeit des ewigen Lebens darf es für sie nach einem Befehl des Oberen kein Zögern geben, sondern sie erfüllen den Auftrag sofort, als käme er von Gott.

Von ihnen sagt der Herr: "Aufs erste Hören hin gehorcht er mir." Und ebenso sagt er den Lehrern: "Wer euch hört, hört mich."

Daher verlassen Mönche sofort, was ihnen gerade wichtig ist, und geben den Eigenwillen auf. Sogleich legen sie unvollendet aus der Hand, womit sie eben beschäftigt waren. Schnellen Fußes folgen sie gehorsam dem Ruf des Befehlenden mit der Tat. Mit der Schnelligkeit, die aus der Gottesfurcht kommt, geschieht beides rasch wie in einem Augenblick: der ergangene Befehl des Meisters und das voll brachte Werk des Jüngers.

So drängt sie die Liebe, zum ewigen Leben voranzuschreiten. Deshalb schlagen sie entschlossen den engen Weg ein, von dem der Herr sagt: "Eng ist der Weg, der zum Leben führt."