Organisation

Referat für Spiritualität

Auf Reisen - Teil 12 der Reihe Benediktinische Lebensimpulse

Eine Serie von P. Maximilian Krenn OSB, Administrator des Stiftes St. Paul im Lavanttal

Foto: Stift St. Paul i. Lavanttal
Foto: Stift St. Paul i. Lavanttal

Ein ganz wesentlicher Beitrag zur Stabilität im Leben sind Verhaltensmuster, die uns so wichtig geworden sind, dass wir sie auch dann beibehalten, wenn wir auf Reisen, an anderen Orten oder in anderen Lebensumständen sind. Sie gehören sozusagen zu unserer DNA. Sie geben uns Vertrautheit und helfen uns, auch in ungewohnten Situationen die innere Orientierung beizubehalten.

Im profanen Leben können das z.B. Rituale beim Aufstehen oder Schlafengehen sein, wie wir unsere Mahlzeiten einnehmen oder ganz einfach, wie wir mit anderen umgehen, sie grüßen oder verabschieden. Es gibt viele solcher Verhaltensmuster, die uns ausmachen und oft unbemerkt unser Lebensbegleiter durch den Tag sind; ja, sie gehören zu unserer Persönlichkeit und werden zu einem wichtigen Erkennungsmerkmal unserer Person.

Im Film „cast away“ (zu deutsch „verschollen“) mit Tom Hanks in der Hauptrolle, beginnt der Protagonist, der in Anlehnung an Robinson Crusoe nach einem Flugzeugabsturz allein auf einer Insel lebt, mit einem angeschwemmten Fußball des verlorengegangenen Frachtgutes, zu reden, mit ihm seine Emotionen und Fragen auszutauschen. Das Reden gehörte eben schon so tief zum Leben des Gestrandeten, dass er es auch dann nicht lassen kann, wenn er ganz allein ist. - Im Gegenteil, es hilft ihm, innerlich zu überleben.

Im monastischen Leben ist das ganz ähnlich. Der Mönch soll lernen, mit dem unsichtbaren Gott beständig zu reden. Daher soll der Mönch, auch wenn er gerade nicht in der Gemeinschaft ist, das Gebet „so gut er kann“ zu halten. Er soll so lernen, dass das Gebet zu ihm gehört wie die Schuhe, die erträgt oder wie seine Art zu reden und zu lachen. Das Gebet soll ganz Teil seines Lebens und damit seiner Persönlichkeit werden. Das „Gespräch mit Gott“ wird dem Mönch so ganz selbstverständlich.

Wir sollten uns bewusst werden, dass es Regeln und Verhaltensweisen in unserem Leben gibt, die wir nicht auf Urlaub schicken können, weil sie für uns von existentieller Bedeutung sind. Aller Zeitgeistigkeit, allen Leistungsdrucks und aller Schnelllebigkeit zum Trotz lernen wir sie, angepasst an die Umstände, zu leben. Die Ordnung, die wir halten hält schließlich auch uns.

Fragen:

  • Welche Verhaltensweisen sind mir heilig?
  • Gehört das regelmäßige Gebet zu meinem Leben und wie sieht es aus?
  • Erfahre ich „in der Fremde“ mein Gebet als belebend oder als mühsam?

Geben Sie ein Feedback, schreiben Sie bitte per E-Mail an P. Maximilian Krenn OSB

Regeltext

Kapitel 50: Gebetszeiten außerhalb des Klosters

Wenn Brüder sehr weit entfernt arbeiten, nicht zur rechten Zeit zum Oratorium kommen können und wenn der Abt festgestellt hat, dass es wirklich so ist, dann müssen sie den Gottesdienst an ihrem Arbeitsplatz halten. Mit Ehrfurcht sollen sie vor Gott die Knie beugen. Auch die Brüder, die auf Reisen geschickt werden, übergehen die festgesetzten Gebetsstunden nicht; sie feiern diese für sich, so gut sie können. Sie sollen nicht versäumen, die Pflicht ihres Dienstes zu erfüllen.