Das innovative Kooperations-Projekt der Caritas ist seit seinem Bestehen für mehr als 1.700 Jugendliche eine erste Anlaufstelle bei Problemen, Sorgen und Nöten. Jetzt wurde es vom Bundeskanzleramt mit dem Österreichischen Jugendpreis ausgezeichnet.

Lea engagiert sich seit April 2024 für die Chat-Plattform www.open2chat.at als Freiwillige: „Ich bin gerne für andere da und chatte zuweilen täglich mit Jugendlichen, die sich ihre Sorgen von der Seele schreiben wollen. Es geht um Probleme daheim, in der Schule, nicht selten um Ängste oder die Schwierigkeit der Selbstfindung“, sagt die junge Frau. Um gut auf die Fragen der Jugendlichen antworten und ihnen bei ihren Schwierigkeiten Hilfestellungen anbieten zu können, wurde Lea wie alle jugendlichen Ansprechpartner*innen mit einem Mindestalter von 16 Jahren – sogenannte Peerbegleiterinnen und -begleiter – in diesem innovativen Projekt der Caritas von Expert*innen geschult. Lea liebt den Austausch mit den Menschen im selben oder ähnlichen Alter: „Sie fühlen sich von Erwachsenen in ihrer Lebenswelt oft nicht so gut verstanden. Ich versuche, mich in sie und ihre Situation hineinzuversetzen, ihr Denken und Handeln weder zu be- noch zu verurteilen. Die vielen positiven Rückmeldungen sind für mich etwas ganz besonders Schönes.“ Im Hintergrund unterstützen die Profis der Caritas Familienberatung die Peer-Begleiterin und Gleichgesinnte. Ihnen steht auch Supervision zur Verfügung.

Niederschwellige Hilfe für 1.700 Jugendliche

Die niederschwellige Online-Chat-Plattform „open2chat“ wurde von der Caritas der Diözese St. Pölten und der Erzdiözese Wien gemeinsam mit der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften Krems, der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich, der Ludwig Boltzmann Gesellschaft und dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz initiiert. Seit 1. Dezember 2021 ist sie online und seit September des Vorjahres auch die Caritas Kärnten mit an Bord. Momentan engagieren sich 31 junge Menschen aus Niederösterreich, Wien und Kärnten freiwillig bei open2chat und unterstützen Gleichaltrige. Die asynchronen Chatverläufe bieten Raum für vielfältige Themen. 1.700 junge Menschen tauschten sich bisher in über 18.000 Nachrichten aus, wobei die Möglichkeit zu schreiben unterschiedlich lange und individuell genutzt wurde.

„Echte jugendliche Vorbilder“

Jetzt wurde das Projekt mit dem Österreichischen Jugendpreis in der Kategorie „Nationale Jugendarbeit“ des Bundeskanzleramtes ausgezeichnet. Für Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm macht der Preis die Leistungen „sichtbar, die tagtäglich und in ganz Österreich in der Jugendarbeit erbracht werden. Vieles davon wäre ohne ehrenamtliches Engagement gar nicht möglich.“ Plakolm dankte „den Gewinnerinnen und Gewinnern, die mit ihren kreativen Projekten echte Vorbilder für andere sind, für ihre wertvolle Arbeit“.

Geschützter Raum zum Austausch

Judith Oberzaucher, Leiterin der Abteilung Gesellschaftliches Engagement & Zivilcourage der Caritas Kärnten, nahm den Preis gemeinsam mit Theresa Kranabetter von der youngCaritas in Kärnten und Claudia Gamsjäger von der Caritas der Diözese St. Pölten aus Plakolms Händen entgegen. Oberzaucher: „open2chat bietet Jugendlichen ab 14 Jahren einen geschützten, erwachsenenfreien Raum, in dem sie mit anderen Jugendlichen offen über ihre Sorgen und Ängste schreiben können. Die Auszeichnung würdigt die wertvolle Arbeit der Peer-Begleiterinnen und -begleiter und macht dieses tolle Projekt sichtbar!“ Oberzaucher und ihr Team sind in Kärnten für die Begleitung der Peer-Begleiter*innen sowie die Organisation der Ausbildung zuständig.

Sandra Schnait, Fachbereichsleitung Familienberatung der Caritas St. Pölten ergänzt: „Mit open2chat ermöglichen wir Jugendlichen sich sozial zu engagieren und Gleichaltrigen den mutigen ersten Schritt zu erleichtern, sich jemandem anzuvertrauen, wenn das Leben schwierig wird – anonym, ortsunabhängig und auf Augenhöhe. Der Preis zeigt, wie erfolgreich unsere bundesländer- und institutionsübergreifende Zusammenarbeit ist, und bestärkt uns darin, weiterhin Brücken zwischen jungen Menschen zu bauen und gegenseitige Unterstützung zu fördern.“

Informationen zur Chatplattform und Ausbildung zum/r Peerbegleiter*in: www.open2chat.at