Nachhaltig und sozial zurück in den ersten Arbeitsmarkt
Der „welt.garten“ der Caritas Kärnten beim Kloster Wernberg bringt langzeitarbeitslose Menschen in Beschäftigung. Das erfolgreiche Projekt gibt es dank Katholischer Aktion, Kloster Wernberg und Verein „Klosterschatz“ bereits seit 2010
Frauen und Männer, die gerne arbeiten möchten, denen der Zugang zum Arbeitsmarkt aber durch verschiedenste Umstände nicht möglich ist, blühen bei der Bewirtschaftung eines Gemüse-, Kräuter- und Obstgartens sowie der Veredelung und des Verkaufes der Bio-Produkte auf. Das erfolgreiche Projekt, das es dank Katholischer Aktion, Kloster Wernberg und Verein „Klosterschatz“ seit 2010 gibt, wird von Land Kärnten und AMS Kärnten gefördert.

Frau W. erntet im „welt.garten“ Tomaten, die sie selbst angesät und denen sie während des Mulchens beim Wachsen zugesehen hat. Die dreifache, alleinerziehende Mutter Anfang 30 arbeitet gerne hier. „Ich bin geerdet und wieder selbstbewusst, mir geht es gut. Die körperliche Belastung ist nicht immer einfach, das Arbeiten mit der Hand und in frischer Luft dafür schön“, erzählt die gelernte Konditorin. Sie war fast fünf Jahre daheim, als ihr das AMS die Teilnahme am Projekt empfahl, das langzeitbeschäftigungslose Menschen mit Qualifizierung und Begleitung zurück in den ersten Arbeitsmarkt bringen soll. „Ich habe Traumatisierendes erlebt. In meinen früheren Beruf konnte ich nicht mehr, weil ich es in geschlossenen Räumen kaum mehr aushalte und sich die Arbeitszeiten mit der Betreuung meiner Kinder nicht vereinbaren ließen.“ Dass Frau W. nach ein paar Monaten Projektteilnahme einen Job fix in der Tasche hat, macht sie „glücklich“.
Stärkung auf beruflichem Weg
Caritasdirektor Ernst Sandriesser ist die Nachhaltigkeit ein Herzensanliegen. Auch deshalb hält er Projekte wie den „welt.garten“ für ein Gebot der Stunde. „Mit dem lokalen und regionalen Anbau von Nahrungsmitteln und der Versorgung vieler Menschen mit Produkten in Bioqualität gelingt es uns, einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit zu leisten. Indem wir den Beschäftigten ein passendes Umfeld, Stärkung mittels Gruppenarbeit sowie Gewinnung von Kompetenzen und Reflexion ermöglichen, sodass sie den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt meistern können, sind wir auch sozial nachhaltig“, so Sandriesser. Zurzeit bewirtschaften sieben langzeiterwerbsarbeitslose Frauen und Männer in Voll- bzw. Teilzeit aus dem Großraum Villach den „welt.garten“, einen Gemüse-, Kräuter- und Obstgarten auf den Gründen des Klosters. Sie verarbeiten, veredeln und verkaufen mit fachlicher und sozialpädagogischer Begleitung die Produkte – allesamt in Bioqualität. Tee, Öle, Elixiere, Naturkosmetika, Kräutersalz & Co finden in Gastronomie, Handel und Klosterladen begeisterte Abnehmer*innen.
Förderung für fünf Stellen
Von Land und Arbeitsmarktservice werden pro Jahr (Saison März bis November) fünf Vollzeitstellen gefördert. Die Kosten des Beschäftigungsprojektes belaufen sich heuer auf 193.000 Euro. Rund 172.000 gibt es als Fördersumme, rund 21.000 Euro sind selbst zu erwirtschaften. Für LHStv.in Gaby Schaunig, Arbeitsmarkt- und Sozialreferentin, sind Projekte wie dieses notwendig, um langfristig (Re-)Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen: „Leider bekommen nicht alle Menschen dieselben Chancen am Arbeitsmarkt und viele sehen sich mit Vorbehalten konfrontiert. Umso wichtiger sind arbeitsmarkpolitische Maßnahmen wie der ‚welt.garten‘, die Menschen Perspektiven geben und Selbstvertrauen schenken.“ Um die Herausforderungen der nächsten Jahre bewältigen zu können, brauche man schon jetzt jede Arbeitskraft. Arbeitsmarktprojekte könnten nur eine Säule sein, darüber hinaus müsse es gelingen, Hürden und Vorurteile abzubauen. Schaunig sieht Bund, Wirtschaft, Länder und AMS gefordert, noch enger zusammenzuarbeiten und in den Kärntner Projekten einen eindrucksvollen Beweis, wie das gelingen könne.
Breites Auffangnetz am zweiten Arbeitsmarkt
Laut AMS-Chef Peter Wedenig könne man in Kärnten auf ein breites Auffangnetz am zweiten Arbeitsmarkt bauen, mit vielfältigen Projekten, die den spezifischen Anforderungen Langzeitarbeitsloser gerecht werden. „Der ,welt.garten´ ist hier ein wertvoller und wichtiger Baustein.“ Auch aktuell, bei einer guten Arbeitsmarktlage und bei einem Arbeitskräftemangel, brauche es dieses Netzwerk mit starken Partner*innen, gemeinsamen Initiativen und entsprechenden finanziellen Mitteln, um Langzeitarbeitslosigkeit nachhaltig zu bekämpfen und die Projektteilnehmenden wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, so Wedenig.
Gute Vermittlungsquote
Die Katholische Aktion (KA) hat den „welt.garten“ 2010 als gemeinnütziges Beschäftigungsprojekt ins Leben gerufen und es heuer an die Caritas „im Sinne noch vernetzterer Arbeit und in Erwartung wertvoller Synergien hinsichtlich ihres magdas LOKAL in Klagenfurt und den Erfahrungen aus den weiteren bei der Caritas angesiedelten Beschäftigungsprojekten und Betrieben“ übergeben, so Leo Kudlička von der KA. Der „welt.garten“ ist ein Projekt der Caritas mit Kloster Wernberg und Verein „Klosterschatz“, der die Produkte vertreibt. In Summe hätten bis zum Jahr 2022 rund 100 Mitarbeitende im „welt.garten“ gewerkt und 30 bis 40 wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen können. „Ein schöner Erfolg“, sagt Projektinitiator und „Klosterschatz“-Obmann Winfried Süßenbacher. Als das Projekt seinerzeit an das Kloster herangetragen worden sei, habe man sich schnell dafür begeistern können, meint Hausoberin Sr. Maria Luise Wagner, denn die „Arbeit ging den Schwestern zunehmend schwerer von der Hand“.
„Viele Menschen möchten arbeiten, können aber nicht“
Caritasdirektor Sandriesser dankt Land, AMS und allen Partner*innen für die gelungene Kooperation und sagt zur Langzeitbeschäftigungslosigkeit: „Die verbreitete Meinung, dass alle Menschen Arbeit finden könnten, indem sie nur wollen müssen, ist falsch!“ Das weiß auch Christina Staubmann als Bereichsleiterin für Beschäftigung und Betriebe bei der Caritas Kärnten: „In unserer täglichen Arbeit bemerken wir, dass viele Menschen arbeiten möchten, aber durch verschiedenste Umstände wenig Möglichkeiten haben; etwa, weil sie den Anforderungen des Arbeitsmarkts hinsichtlich Qualifikationen nicht genügen oder weil sie die so wichtige Care-Arbeit übernehmen und damit nicht ausreichend flexibel oder aufgrund von Krankheit nicht zur Gänze einsatzfähig sind.“ Um Menschen zu helfen, die es auch in positiven Arbeitsmarktphasen bei der Jobfindung besonders schwer haben, brauche es laut Sandriesser und Staubmann gemäß dem Caritas-Prinzip „Wir lassen niemanden zurück“ dauerhafte und langfristige arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Staubmann: „Beschäftigung ist nicht nur der beste Schutz vor Armut, sondern hat auch eine wichtige identitätsstiftende Wirkung. Wir wollen Menschen am Rande der Erwerbsgesellschaft wieder erreichen und sie zur Teilhabe am Arbeitsprozess ermutigen.“
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