Organisation

Caritas Kärnten

Eine vergessene Welt?

Covid-19 zeigt Herausforderungen für Menschen mit Behinderung auf. Caritasdirektor Ernst Sandriesser bittet, anlässlich des Welttages für Menschen mit Behinderung (3.12.) diese nicht zu übersehen. 

Covid-19 zeigt Herausforderungen für Menschen mit Behinderung auf. Caritasdirektor Ernst Sandriesser bittet, anlässlich des Welttages für Menschen mit Behinderung diese nicht zu übersehen.

Die Caritas Kärnten begleitet seit elf Jahren Menschen mit Behinderung ganzheitlich und liebevoll. Im Lebensbereich Wohnen werden derzeit 65 und im Lebensbereich Beschäftigung 104 Frauen und Männer unterstützt. Anlässlich des morgigen Welttages für Menschen mit Behinderung sagt Caritasdirektor Ernst Sandriesser: „Für Menschen mit Behinderung und deren Betreuer*innen ist die Situation im Lockdown ganz anders und für unsereins schwer vorstellbar, weil der Alltag schon unter Normalbedingungen ganz anders ist. Selbst in den Corona-Verordnungen der Bundesregierung hat dieser Bereich lange gefehlt und wurde erst durch unsere Intervention aufgenommen. Eine vergessene Welt?“ Außerdem hätten viele Menschen mit Behinderung aufgrund von Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko, an Covid-19 zu erkranken. Sandriesser fordert daher, um dieser Gefahr vorzubeugen, neben Test- und Impfstrategien eine wirkungsvolle Planung von Schutzmaßnahmen seitens der Bundesregierung.

Nicht vergleichbar

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Erna Petek als Bereichsleiterin für Menschen mit Behinderung bei der Caritas Kärnten (Foto: Caritas Kärnten)

In der Corona-Pandemie müssen Menschen mit Behinderung umfassender und zielgerichteter mitgedacht werden, denn diese würden im Krisenmanagement oft übersehen oder nachgereiht. Erna Petek als Bereichsleiterin für Menschen mit Behinderung bei der Caritas Kärnten nennt als Beispiel, dass die Bundesregierung keine schlüssige Unterscheidung zwischen den Bereichen Menschen mit Behinderung und alter Menschen in Pflegewohnhäusern vornehme. Dabei seien beide Bereiche nicht vergleichbar. „Unsere Klient*innen kommen aus vielen unterschiedlichen Wohnformen in unsere Werkstätten. Schon alleine dieser Umstand führt zu einer täglichen Durchmischung von Menschen. Deswegen haben wir alle Werkstätten und Gruppen neu strukturiert und tun alles, um die Durchmischung sozialer Kontakte möglichst gering zu halten. So bilden wir etwa Gruppen. Unsere Klient*innen, die im selben Wohnhaus leben, besuchen derzeit möglichst dieselbe Gruppe in den Werkstätten und beim Transfer. Das ist sehr herausfordernd, da die Bedarfe der Leute oft sehr unterschiedlich sind.“

Bundesregierung ist gefordert

Durch die Corona-Pandemie seien die 140 vorwiegend in Sozialbetreuungsberufen tätigen Mitarbeiter*innen sehr gefordert, da stetig Strukturen und Maßnahmen angepasst werden müssten. Petek: „Wir brauchen klare und zeitgerechte Vorgaben von der Bundesregierung.“ Die Krise zeige besonders deutlich, wie wichtig ein selbstbestimmtes Leben mit einem gewohnten Tagesrhythmus für Menschen mit Behinderung ist. Die Mitarbeiter*innen, die betreuten Menschen und die Angehörigen stehen zusammen und freuen sich auf jenen Tag, an dem sie das Inklusions-Motto „Mittendrin statt nur dabei“ wieder voll leben dürfen.