Die TelefonSeelsorge als Fenster zur Welt
Anlässlich des Welttages der Suizidprävention am 10. September 2022 ruft die Caritas Kärnten ihre TelefonSeelsorge, die im Oktober ihr 45-Jahr-Jubiläum feiert, in Erinnerung
Sie appelliert an alle Menschen mit seelischen Problemen, sich unter der kostenlosen Notrufnummer 142 Hilfe zu holen!
Die Zahlen sind alarmierend: Mehr als dreimal so viele Menschen starben im Jahr 2020 in Österreich durch Suizid als im Straßenverkehr. „Ich habe dunkle Gedanken, ich mag nicht mehr!“ Mit diesen und ähnlichen Aussagen ist auch Barbara Ogris als Leiterin der TelefonSeelsorge (TS) der Caritas Kärnten regelmäßig konfrontiert. Wo Verzweiflung und Einsamkeit besonders groß sind, erscheint die TelefonSeelsorge oft als einziges Fenster zur Welt. „Wenn sich bei uns ein Mensch mit dunklen Gedanken meldet, treten wir ihm beziehungsfördernd und stützend gegenüber, äußern Verständnis, lassen ihn aussprechen und sind einfach für ihn da“, betont Ogris. Wenn sich Menschen in Krisen befinden und/oder mit suizidalen Gedanken tragen, sei es das Wichtigste, mit ihnen in Beziehung zu treten, eine neue Perspektive im Leben zu schaffen. Es gelte, eine Alternative zum Suizid zu finden. „Eine Perspektive kann immer sein, noch einmal anzurufen“, so Ogris. Jedes Gespräch und jede Onlineberatung finden anonym und verschwiegen statt. Kostenlos und ohne Voranmeldung! Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene bevorzugen die digitale Beratung: Hier hatten in Kärnten bis Anfang August 2022 knapp 24 Prozent der Hilfesuchenden Suizid und akute Krisen zum Thema. Ein trauriger Trend, der seit Pandemie, Ukraine-Krieg und Klima-Krise noch verstärkt wurde.
Hilfe in allen Lebenslagen
Das Team der TelefonSeelsorge hat für alle Menschen, denen der Druck zu groß wird, ein offenes Ohr. Die Gründe, warum sich Betroffene an die TS wenden, sind vielschichtig: Sie reichen von Krisen im Zusammenhang mit (psychischer) Krankheit, Einsamkeit und Beziehungsproblemen bis hin zu Jobverlust und finanziellen Notsituationen.
Zeitenwende
Die Digitalisierung, aber auch die Umstände und Komplexitäten der Zeit haben Verhalten und Gewohnheiten der Gesellschaft in den letzten 45 Jahren verändert. Ungebrochen ist jedoch der Bedarf an Kontakt und Austausch mit einem anderen Menschen, was zunehmend verloren geht. In den letzten Jahren und Monaten machten vor allem Corona und die damit verbundenen Unsicherheiten und Sorgen sowie die Ängste vor dem Ukrainekrieg und die erhöhten Lebenskosten den Menschen schwer zu schaffen.
Aktuell sind rund 90 vorwiegend freiwillige und gut ausgebildete Mitarbeiter*innen sowie psychologisch und psychosozial ausgebildete hauptamtliche Mitarbeiter*innen in der TelefonSeelsorge rund um die Uhr unter der Notrufnummer 142 für die Hilfesuchenden da. Ein stundenweises Angebot – wie es in den Anfangsjahren der Fall war – wäre heute undenkbar.
Als sich die Telefonleitung noch vier Menschen teilten
Am 24. Oktober 1977 läutete das Telefon der Klagenfurter Telefonseelsorge zum ersten Mal. Ins Leben gerufen hat diesen wichtigen Service der damalige Caritas-Direktor Viktor Omelko. Seither ist viel passiert. Statt der Haustelefone gibt es fast nur noch Handys, und in der TS hat ein zusätzliches E-Mail- und Chat-Angebot die Hemmschwelle weiter gesenkt. Doch Auftrag und Ziel sind gleichgeblieben: „Wir sind für jene Menschen da, die sich etwas von der Seele reden oder schreiben wollen. Wir hören vertraulich zu und stehen bei der Bewältigung von Problemen jeglicher Art, in Krisen und schwierigen Lebenssituationen einfühlsam, klärend und ermutigend zur Seite“, sagt Ogris.
1998 wurde schließlich die heutige Notrufnummer 142 vergeben und das Telefonnetz von analog – also von Viertelanschlüssen, bei denen sich vier Menschen eine Leitung teilten – auf digital ausgebaut. Da die TelefonSeelsorge damit kostenfrei und jederzeit erreichbar war, wurden 1999 die Dienstzeiten von 14 auf 24 Stunden pro Tag verlängert. Im Zuge dieser Neuerungen erschien es auch sinnvoll, die Einrichtung umzubenennen. Aus der „TelefonSeelsorge Klagenfurt“ wurde die „TelefonSeelsorge Kärnten“ – für jede Frau und jeden Mann aus ganz Kärnten ohne Vorwahl erreichbar.
332.093 Gespräche seit Beginn
Mittlerweile blickt die TelefonSeelsorge auf 332.093 Gespräche (Stand: 1. 9. 2022) und 2.985 Onlineberatungen – davon 2.302 Mail-Beratungen, 190 buchbare Chats und 493 Sofort-Chats von 2012 bis Anfang August 2022 – zurück: Tendenz steigend. Der stetige Anstieg der Anfragen untermauert den Bedarf und zeigt ganz deutlich, wie wichtig und wertvoll die Arbeit der TelefonSeelsorge Kärnten ist und auch in Zukunft sein wird.
Hier gibt es Hilfe
Telefonberatung unter der Notrufnummer 142
Chat- und Mailberatung
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