Glauben leben
Das JAHR DES GLAUBENS als nachhaltiger Impuls für das pastorale Wirken in der Katholischen Kirche Kärnten
von Karl-Heinz Kronawetter*
"Christsein war noch nie so gefährlich wie heute“, schreibt das internationale katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ auf seiner Website. Weltweit werden ca. 100 Mio. Christen diskriminiert, bedroht und verfolgt. In rund 50 Ländern müssen Christen aufgrund ihrer Glaubensüberzeugung massive persönliche Nachteile in Kauf nehmen.
Szenenwechsel: Unsere Heimat ist stark christlich geprägt. In Kärnten leben ca. 390.000 Katholikinnen und Katholiken und ungefähr 50.000 Gläubige anderer christlicher Konfessionen. Tausende Kirchen, die 336 Pfarren und viele kirchliche Einrichtungen legen davon Zeugnis ab. Die Kirche ist im Dorf und in der Stadt verankert, Pfarrgemeinden und kirchliche Gruppen gestalten unsere Gesellschaft aktiv mit.
Persönliches Glaubensprofil schärfen
Am 11. Oktober 2012, exakt 50 Jahre nach der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils, setzte Papst Benedikt XVI. im Rahmen einer festlichen Liturgie im römischen Petersdom den Auftakt zum „Jahr des Glaubens“. Er rief die Gläubigen in aller Welt auf, die Freude am Glauben zu bewahren, den Glauben mit Überzeugung zu bekennen und die Caritas als starkes Zeichen des Glaubens zu leben.
Hat dieser päpstliche bzw. weltkirchliche Impuls auch in Kärnten Wellen geschlagen? Welche Initiativen hat die Katholische Kirche Kärnten gesetzt? Was hat dieses „Jahr des Glaubens“ in unserem Land bewirken können?
Das „Jahr des Glaubens“ war von Anfang an breit angelegt, es sollte vor allem „an der Basis“, d.h. in den Pfarren, stattfinden. Der diözesane Auftakt mit Bischof Alois Schwarz im Klagenfurter Dom schärfte den Blick auf das 2. Vatikanische Konzil und erinnerte an den expliziten Auftrag der Kirche, in der Welt von heute die Zeichen der Zeit richtig zu deuten und entsprechend zu handeln. Die gewünschte Schärfung des Glaubensprofils, das bewusste Nachdenken und Sprechen über wesentliche Inhalte unseres Glaubens wurde nicht nur in vielen Gottesdiensten, Wallfahrten und Einkehrtagen geleistet, sondern vor allem auch durch eine Vielzahl von Glaubensabenden, die von den Pfarren in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk in ganz Kärnten durchgeführt wurden. So wurden von Kirchbach bis Bad St. Leonhard und von Gmünd bis Maria Elend/Podgorje in zwei Schwerpunktwochen im November 2012 und im November 2013 über 100 Veranstaltungen mit weit mehr als 2000 Besuchern organisiert. Die Teilnehmerinnen wurden dabei informiert, sensibilisiert und auch animiert, selbst über ihren Glauben zu sprechen. Sie konnten lernen, ihren Glauben ins Wort zu bringen, ihren Nachbarn und Freunden vom einem liebenden Gott zu erzählen, um ihnen dadurch Hoffnung und Lebensmut zu schenken.
Neue Wege der Glaubensverkündigung beschreiten
Das „Jahr des Glaubens“ bot auch die gute Gelegenheit, neue bzw. ungewöhnliche Wege der Glaubensverkündigung zu beschreiten. So stand zum Beispiel das sensible Hinhören auf Anliegen der Menschen und auf das Wort Gottes im Fokus des CD-Projektes „Unser Herz atmet mit dem Ohr“. Die in ganz Österreich durchgeführte „Aktion Glaube“ wiederum richtete den Blick auf die vielen religiösen Zeichen im Alltag, die während der Fastenzeit verhüllt und in österlicher Auferstehungsfreude dann wieder enthüllt wurden. Hier gelang es vielen Pfarren in Zusammenarbeit mit freiwilligen Helfern der Feuerwehr öffentliche Aufmerksamkeit auf alltägliche Glaubenszeichen zu ziehen.
Viele auch grenzüberschreitende Wallfahrten führten Gläubige an historisch bedeutsame Orte des Glaubens, nach Gurk an das Grab der heiligen Hemma oder auch nach Rom und Jerusalem. Dort konnten sie entdecken und erfahren, dass sie Teil einer über die Jahrhunderte gewachsenen großen Glaubensgemeinschaft sind. Wie vielfältig und bunt die Nachfolgegemeinschaft Christi heute noch sein kann, zeigten die in Kärnten tätigen Apostolischen Gemeinschaften bei ihrem pfingstlichen Festgottesdienst in Maria Saal.
Den Glauben teilen und weiter geben
Unser Glaube, dass wir und alle Menschen von einem liebenden Gott erschaffen wurden, ist es wert, dass wir auch darüber sprechen. Besonders dann, wenn wir gefragt werden, was uns im Leben antreibt, was uns Kraft gibt und hilft. Zwei große Pastoraltagungen im Stift St. Georgen und im Bildungshaus Tainach/Tinje haben den Glaubenden Mut gemacht, über ihren persönlichen Glauben zu sprechen und ihre Lebensfreude mit anderen zu teilen. Dass der Glaube nicht einsam, still und leise, sondern in Gemeinschaft gelebt und geteilt und von Generation zu Generation weiter gegeben werden kann und soll, wurde dabei neu entdeckt. Den Glauben weiter geben und bezeugen, heißt mit anderen Worten auch: missionarisch sein. Das Licht des Glaubens, das ja Christus selbst ist, darf nicht unter den Scheffel gestellt werden. Dieses Orientierungs- und Hoffnungslicht muss durch Worte und Taten weiter gegeben werden.
Mut und Tatkraft für das Glaubenszeugnis
Papst Franziskus hat durch einfache Zeichen der Weltöffentlichkeit gezeigt, dass die Summe des Glaubens in der konkreten und lebensnahen Verwirklichung der Gottes- und Nächstenliebe besteht. Er weist bei vielen Gelegenheiten unermüdlich darauf hin, dass die Menschheitsfamilie solidarisch mit den Armen und Schwachen in der Gesellschaft sein muss. Es gilt, mit Mut und Tatkraft den Glauben zu bezeugen und Werke der Barmherzigkeit zu üben. Und wer sollte uns in unserer freien Gesellschaft daran hindern?
Glaube ist vor allem aber auch ein von Gott geschenktes Urvertrauen, ein probates Mittel gegen die vielen Ängste unserer Zeit. Der Appell „Fürchte dich nicht!“ zieht sich wie ein Refrain durch die biblischen Schriften. „Wege aus der Angst“ heißt denn auch das neue Jahrbuch 2014 der Diözese Gurk, das diesen wesentlichen Glaubensaspekt entfaltet.
Offenes Ende - Leben aus dem Glauben
Am Christkönigssonntag, dem 24. November 2013, „endet“ das Jahr des Glaubens. Doch dieser offizielle Abschluss des Themenjahres ist nicht als „Schlusspfiff“ zu verstehen, sondern vielmehr als ein offenes Ende. Der Kreativität pastoral-missionarischer Bemühungen sind nämlich keine Grenzen gesetzt. Und was in einigen Pfarren in diesem Themenjahr erfolgreich ausprobiert und umgesetzt wurde, kann und soll in den kommenden Jahren aus Freude am Evangelium an anderen Orten nachgeahmt oder wiederholt werden.
*) Internet-Chefredakteur Dr. Karl-Heinz Kronawetter war diözesaner Koordinator für das „Jahr des Glaubens 2012/2013“ in der Katholischen Kirche Kärnten