Über das Tier in der Kirche
Pater Anton Rotzetter in Klagenfurt und Spittal

„ Das Tiere keine Seele habe, war nie Lehre der katholischen Kirche!“ So deutlich brachte der bekannte Schweizer Kapuzinerpater und spirituelle Autor P. Anton Rotzetter das Verhältnis von Kirche und Tiere bei seiner Vortragsreise durch Kärnten auf den Punkt.
Am 13. März sprach er im Tierschutzkompetenzentrum Klagenfurt über die europäische Tiervergessenheit seit dem 17. Jahrhundert und eine zu anthropozentrische Moral, die auch in der kirchliche Lehre und Verkündigung Fuß gefasst hat. Obwohl die Heilige Schrift nicht müde wird, den Stellenwert der nichtmenschliche Schöpfung und in besonderer Weise der Tiere zu betonen, obwohl sehr viele Heilige sich mit Tieren umgeben haben und obwohl Papst Pius V. Im Jahre 1567 den Stierkampf per Exkommunikation in Spanien verboten hatte, hat die Kirche noch zuwenig Wertschätzung dem Tier gegenüber entwickelt..
Neuere Forschungen belegen, dass bis in die kleinsten Einheiten der Schöpfung so etwas wie Empfinden und Gefühle beobachtbar sind. Deshalb spricht die moderne Philosophie vom Selbstzweck des Tieres und viele europäische Verfassungen wie auch in Österreich sehen in Tieren keine Sachen mehr. So deutlich man sich gegen einen gefühllosen Umgang mit Tieren ausssprechen muss, so klar gilt es aber auch eine Grenze zu ziehen, zu jeglicher Übertreibung von Tierliebe.
Für die Bibel ist das Tier wie der Mensch Bündnispartner Gottes (Genesis 9) und hat die gleiche Bestimmung wie er (Römer 8). 2004 hat die Internationale Theologenkommission des Vatikan festgestellt, dass der göttliche Auftrag an den Menschen, Gemeinschaft untereinander zu stiften und die letzte Vollendung des Universums zu suchen, sich auch auf die Tierwelt erstreckt. Der Mensch soll Tiere als Geschöpfe Gottes sehen, sie mit Dankbarkeit annehmen und allen Geschöpfen gegenüber eine geradezu „eucharistische Haltung einnehmen. Wenn Christus wiederkommt, wird er das Ganze der Schöpfung rekapitulieren in einem endgültigen Moment der Harmonie.“
„Warum können wir uns billiges Fleisch nicht mehr leisten?“ war die zentrale Frage beim Vortrag Pater Anton Rotzetters am 14. März im Pfarrzentrum in Spittal an der Drau. Auf jedem Mittagstisch war schon mindestens einmal Fleisch von Tieren aus nicht artgerechter Tierhaltung und jeder ist mitverantwortlich, wenn Tierzüchtung und Tierhaltung natur- und schöpfungwidrige Ausmaße annimmt. Der extrem hohe Fleischkonsum in Europa (65 kg jeder Österreicher pro Jahr) bedingt, dass 70% des weltweiten Getreides für Tierfutter verwendet wird und dadurch zusätzlich Hunger erzeugt wird.
Die Konsequenz daraus ist, dass Christen verpflichtet sind, sowohl Tierleid im privaten Umfeld zu verhindern, als auch durch die Änderung des eigenen Konsumverhaltens und durch politische Mitbestimmung alle Formen nicht artgerechter Tierhaltung in der Landwirtschaft abzuschaffen.
In der Schweiz und in Deutschland gibt es die „Aktion Kirche und Tiere“ (AKUT), deren Präsident Anton Rotzetter ist und die versucht, das Thema Tiervergessenheit, christliche Würdigung der Tiere und Tierschutz in die Kirche einzubringen. Es bleibt zu hoffen, dass auch Christen in Österreich stärker diesen Auftrag erkennen...