100 JAHRE REPUBLIK ÖSTERREICH

Aufbruch im Zusammenbruch - Kärntens Kirchen 1918

„Für die Kirchen war es nicht einfach, sich mit dem neuen Staat, den niemand wollte, zu arrangieren.“ Zu diesem Resümee kamen die beiden Referenten Dr. Peter Tropper und DDr. Alexander Hanisch-Wolfram am Vortragsabend zum Thema „Aufbruch im Zusammenbruch. Kärntens Kirchen 1918“. Das Katholische Bildungswerk und die Evangelische Akademie Kärnten hatten dazu ins Schloss Porcia nach Spittal eingeladen. Der Zusammenbruch bedeutete für beide Kirchen riesige Veränderungen: für die Katholische Kirche waren die Habsburger ja immerhin der Garant für die jahrhundertelange enge Verbindung von Thron und Altar gewesen, und für die Evangelischen Kirchen A. und H.B. brachen mit der Dezimierung des Staatsgebiets 2 Drittel ihrer Mitgliederzahlen weg. Dass die junge Demokratie nach 15 Jahren in ein autoritäres Regime abdriftete, macht deutlich, dass die Kirchen den politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen (Wirtschaftskrisen, Deutschnationalismus, ideologischen Polarisierungen) nicht wirklich eine demokratische Identifikationsstütze entgegenhalten konnten. In der nachfolgenden Diskussion über aktuelle Bezüge wurde bewusst, wie sehr Demokratie auf Identifikation und kritische Bejahung angewiesen ist.

Martin Müller, Evangelische Akademie Waiern