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Weltlicher Dritter Franziskanerorden

Der neue Franziskusbote September 2024 ist da!

Von den fünf Wundmalen

Cover Franzikusbote September 2024<br />
Christine Walder
Cover Franzikusbote September 2024
Christine Walder

Liebe Geschwister, liebe Freunde des hl. Franziskus!

Einen besonderen Festtag dürfen wir in diesem Monat begehen. Es jährt sich zum 800. Male die Stigmatisation unseres hl. Vaters Franziskus, die sich am 14. Sep

tember 1224 zum Fest Kreuzerhöhung am Berg La Verna ereignete. Auch ich möchte euch ein paar Gedanken dazu schreiben, auch mittels unseres Hausbuches des Dritten Ordens aus dem Jahr 1886.

Der Ort

An den Quellen der Flüsse Tiber und Arno erhebt sich der Berg La Verna. Die meisten von uns waren schon dort, am Orte des franziskanischen Heiligtums, dessen Stille und Waldeinsamkeit zum Beten und Meditieren einladen. Dunkle Buchenwälder bedecken den abgeflachten Gipfel, wo sich Steinmassen auftürmen und tiefe Schluchten und Höhlen den Berg durchziehen. Diese Höhlen liebte der hl. Franziskus besonders, um dort zu beten. Auch eine Hütte hatte er sich dort gebaut, um seine alljährlichen großen Fasten dort zu durchleben. Immer mehr vertiefte er sich in die Leidensgeschichte seines Herrn, betrachtete seine Wunden und Schmerzen, und „desto glühender erfasste ihn die Sehnsucht, seinem gekreuzigten göttlichen Vorbilde ähnlich zu werden.“ (Hausbuch 1, S.84). Ähnlichwerden, die wunderbarste, innigste Form der Liebe! Möge sie auch uns erfassen!

Cover Buch vonGottfried
Cover Buch von Gottfried Egger
Christine Walder

Das wundersame Geschehen

Der hl. Bonaventura beschrieb das Geschehen vom 14. September 1224 so: Der „engelgleiche Franziskus“ war zum Fest Kreuzerhöhung am La Verna im Gebet versunken. Und was jetzt kommt, ist allen Franziskanern ins Herz geschrieben: Der Vater Franziskus sieht einen Seraph mit sechs feurigen Flügeln aus den Höhen des Himmels herabkommen. Er fliegt nahe zu ihm, bleibt in der Luft schweben und es erscheint zwischen den Flügeln das Bild des gekreuzigten Jesus. Bestürzung, Freude und Schmerz erfassen Franziskus’ Herz. Freude, weil er den Gott der Liebe vor sich sieht, Schmerz, weil es der leidende Jesus ist, dessen Hände und Füße ans Kreuz geheftet und dessen Herz von einer Lanze durchbohrt ist. Wie kann er diese übergroße Freude und den übergroßen Schmerz erfassen? „Endlich erkannte er durch ein himmlisches Licht die verborgene Bedeutung dieses Gesichtes und verstand, dass er nicht durch ein äußeres Martertum, sondern durch das innere Feuer der Liebe ganz in seinen Geliebten sich umwandeln solle.“ Nach der Schauung bleibt eine „wunderbare Liebesglut“ in seinem Herzen zurück und an seinen Gliedern die fünf Wundmale. Er trägt sie an Händen und Füßen und auch die Seitenwunde mit einer „rosenroten Narbe“.

Wirkung auf die Welt

Der Heilige blieb lange im Schweigen über das Ereignis, nur sein engster Vertrauter Bruder Leo erfuhr davon. Erst spät erzählte er von dem Geschehen, behielt aber die Mitteilungen des Seraphs für sich. Viele Brüder sahen die Wundmale und bezeugten sie, auch einige Kardinäle. Papst Alexander IV beteuerte mit einem Eid dem hl. Bonaventura, er habe die Wundmale gesehen. Nach dem Tode des hl. Franziskus sahen sie an die 50 Brüder, die hl. Klara und ihre Schwestern ebenso und die Trauernden in ganz Assisi. Auch zahlreiche Wunder bekräftigen die historische Tatsache der Wundmale.

Ein Wunder

Bernhard von Besse, der Sekretär des hl. Bonaventura, erzählt davon: In einem Dominikanerkloster in Italien hing im Speisesaal ein Bild des hl. Franziskus, das auch seine Wundmale zeigte. Einer der Mönche bezweifelte das Wunder. Und zwar so sehr, dass er beschloss, auf dem Bild die Wundmale weg zu kratzen. Zweimal versuchte er es mitten in der Nacht. Immer fand er am Morgen die Wundmale glänzender denn je. Beim dritten Mal zerriss er im Zorn die Leinwand. Im selben Moment quoll Blut aus den Wundmalen auf dem Gemälde und bedeckte ihm Hände und Gesicht. Der Mönch wurde vor Schreck bewusstlos. So fanden ihn seine Brüder. Das Blut floss noch immer aus dem Bild und man versuchte vergeblich, es zu stillen. Da kam den Mönchen der Verdacht, der Mitbruder habe das Bild entweiht. Sie baten vor dem blutenden Gemälde den hl. Franziskus um Verzeihung. Sofort war das Blut gestillt, auch die Risse verschwanden und die Wunden nahmen ihre ursprüngliche Farbe wieder an. Aus dem ungläubigen, zerstörerischen Mönch aber wurde nun der feurigste Verehrer der Wundmale des hl. Franziskus.

Bernhard von Besse erfuhr das Geschehen selbst aus dem Munde des bekehrten Mönchs. Papst Gregor IX, Freund des hl. Franziskus, bestätigte die Echtheit der Wundmale in einer Bulle. Am 20. August 1260 wurde auf La Verna die Kirche eingeweiht, im Beisein des Ordensgenerals, des hl. Bonaventura, sieben Bischöfen und über 1000 Ordensbrüdern. Das Fest zur Verehrung der Wundmale wurde mit 17. September durch Papst Benedikt XI für die Ordenskirchen festgesetzt und durch Papst Paul V für die ganze katholische Kirche. Der Berg La Verna gilt als Golgatha des hl. Franziskus und damit für uns als heiliger Boden.

Bruder Leo

Eine besondere Rolle in den Tagen nach der Stigmatisation des hl. Franziskus spielte Bruder Leo, den Franziskus für „den reinsten und einfältigsten“ der Brüder hielt. Bruder Leo verbrachte viele Monate mit ihm auf La Verna. Er pflegte den Heiligen liebevoll nach der Stigmatisierung, verband seine Wunden und versuchte, seine Schmerzen zu lindern. Das wollte dieser jedoch von Donnerstagabend bis Samstag früh nicht: „Er wollte nämlich nicht, dass während jener Zeit irgendein Heilmittel oder eine Arznei von Menschenhand den Schmerz der Passion Christi lindere, die er an seinem Leibe trug.“ So groß war seine Gottesliebe. Bruder Leo stand dem Heiligen bei bis an sein Lebensende.

Wollen auch wir dem Beispiel des Bruder Leo nacheifern in der Sorge um die Kranken, in Feinfühligkeit und Glaubenstiefe. Und möge die Verehrung der Wundmale unseres Ordensvaters Franziskus auch in uns ihre segensreiche Wirkung entfalten und uns unserem Herrn Jesus Christus entgegenführen.

Euch allen, liebe Geschwister, ein gesegnetes 800 Jahr-Jubiläum, eure Sr Klara / Christine Walder

Pace e bene!