Der neue Franziskusbote Oktober 2024 ist da!
Stärkendes aus dem Spiegel der Vollkommenheit
Liebe Geschwister, liebe Freunde des hl. Franziskus!
Anfang Oktober ist alljährlich die große Festzeit der franziskanischen Familie. Der Heimgang unseres Ordensvaters Franziskus, sein „Geburtstag im Himmel“ am 4. Oktober, das sind Freudentage, die uns allen viel Segensreiches und auch die Erneuerung unserer Berufung bewirken.
Für diesen „Franziskusboten“ habe ich einen Blick in den „Spiegel der Vollkommenheit“ (Franziskus-Quellen) geworfen, um die letzte Lebenszeit des hl. Franziskus genauer in Augenschein zu nehmen. Hier habe ich zwei Ereignisse gefunden, die uns ganz viel Stärkendes mitgeben können. Der hl. Franziskus ist für uns ein „Spiegel der Vollkommenheit“, in den wir immer wieder schauen sollen, um unsere Berufung besser zu erkennen und zu leben.
Von den drei Worten…
Aus den letzten Lebensmonaten des Heiligen, als er schon lange schwere körperliche Leiden zu ertragen hatte, stammen Berichte über die wachsende Sorge der Brüder um den geliebten Ordensvater. Sie übertrafen sich im Bemühen um seine Pflege und zeigten ihm all ihre Liebe.
Als er wieder einmal an einer schweren Magenerkrankung litt und die ganze Nacht Blut erbrach, hielt man bereits seine Sterbestunde für gekommen und die Brüder klagten bitterlich:
„Vater, was sollen wir ohne dich machen? Wem willst du uns Waisen hinterlassen? Du bist uns immer Vater und Mutter gewesen, indem du uns in Christus gezeugt und geboren hast. Du warst uns Führer und Hirt, Lehrer und Verbesserer, der uns mehr durch Beispiel als durch Wort gelehrt und verbessert hat.
Wohin sollen wir denn gehen, wir Schafe ohne Hirten, verwaiste Söhne ohne Vater, ungebildete und einfältige Menschen ohne Führer?“
Die Brüder, die den Tod des Ordensvaters befürchten, können sich nicht beruhigen, danken ihm innig dafür, dass sein Leben für sie „ständig ein Licht“ war und seine Worte „brennende Fackeln, die uns ständig entflammen wollten zum Weg des Kreuzes, zur evangelischen Vollkommenheit, zur Liebe und Nachahmung des liebreichen Gekreuzigten“.
Sie flehen den Heiligen an, sie zu segnen und bitten: „Hinterlass uns eine Erinnerung an deinen Willen, damit deine Brüder es immer im Gedächtnis behalten.“ Es geht ihnen darum, Worte des Vaters als Hinterlassenschaft zu haben, an die sie sich halten können.
Zur Erinnerung
Diese kostbaren Worte, die wir auch in anderen Schriften als Testament nachlesen können, lässt der schwerkranke Ordensvater durch den klugen und von ihm geschätzten Priester, den Bruder Benedikt von Piratro, aufschreiben. Darin segnet er die gegenwärtigen und kommenden Brüder, wie er es immer tat. Er hinterlässt ihnen seinen Willen, kurz gefasst in drei Worten:
„Dass sie zum Zeichen des Gedenkens an meinen Segen und mein Vermächtnis einander immer lieben sollen, so wie ich sie geliebt habe und noch liebe.
Dass sie immer unsere Herrin Armut lieben und beobachten.
Und dass sie immer den Prälaten und Klerikern der heiligen Mutter Kirche treu und ergeben seien.“
Mögen euch diese „drei Worte“ eine große Stärkung und Erinnerung sein, liebe Geschwister und Freunde des hl. Franziskus, wann immer ihr sie nötig habt.
Wie gut kennen wir alle unsere menschlichen Schwächen!
Wie leicht vergessen wir, dass wir versprochen haben, unsere Mitmenschen zu lieben, auch wenn es uns manchmal schwerfällt.
Wie leicht vergessen wir, dass es uns „Menschen in der Welt“ gut ansteht, auf Dinge zu verzichten, sie anderen zukommen zu lassen, die sie nötiger brauchen als wir. Auch die geistliche Armut, „Demut“ genannt, steht uns gut an.
Und auch unsere Treue zur Kirche ist ein franziskanischer Wert, den wir uns immer wieder in Erinnerung rufen sollen.
Mögen die drei Worte des hl. Franziskus „Liebe zu den Geschwistern, zur Armut und zur Kirche“ uns allen ins Herz geschrieben sein. Und wenn nötig auf ein Stück Papier, das wir bei uns tragen. Jeden Tag.
Jedem einen Bissen Brot
Nach einer anderen, schweren Nacht der Krankheit ließ der hl. Franziskus die Brüder zusammenrufen, legte ihnen segnend die Hand aufs Haupt und war offensichtlich traurig, nicht mehr alle vor seinem Tod sehen zu können.
Weil er aber auch im Tode seinen Herrn und Meister nachahmen wollte, „den er in seinem Leben vollkommen nachgeahmt hatte, ließ er sich Brote bringen und segnete sie. Er ließ sie in viele Teilchen brechen, weil er sie wegen seiner allzu großen Schwäche nicht selbst brechen konnte. Dann nahm er davon, reichte jedem der Brüder ein Teilchen und befahl, dass jeder das ganze esse.“
Er wollte dies in der Nachahmung Christi am Gründonnerstag tun, fragte auch, ob es Donnerstag sei. Dem war zwar nicht so, aber es war ihm wichtig, es in der vollkommenen Nachahmung zu tun, und so den Brüdern seine Liebe zu erweisen, wie Jesus uns in der Eucharistie immer wieder seine grenzenlose Liebe erweist.
Einer der Brüder bewahrte ein Teilchen von diesem Brot auf. Nach dem Tode des hl. Franziskus wurden viele Kranke, die von diesem Brot gekostet hatten, auf wundersame Weise von ihren Krankheiten befreit.
Liebe Geschwister und Freunde des hl. Franziskus, mögen euch diese segensreichen Geschehnisse aus der letzten Lebenszeit des hl. Franziskus in eurem Leben und in eurer Berufung stärken und sie ausstrahlen lassen in die Welt und auf eure Mitmenschen. Der hl. Franziskus war ein Licht und ein Segen und wir wollen ihm darin nacheifern.
Ein gesegnetes Franziskusfest wünscht euch in geschwisterlicher Verbundenheit
eure Sr. Klara / Christine Walder