Organisation

Weltlicher Dritter Franziskanerorden

Der neue Franziskusbote Juli 2024 ist da!

Unsere Lebenszeit - wofür?

Liebe Geschwister, liebe Freunde des hl. Franziskus!

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Cover Franziskusbote Jili 2024
Christine Walder

Wir sind in der schönen Sommerzeit, in der Gottes Natur uns besonders erfreut. Nicht immer ist uns bewusst, dass mit jeder Jahreszeit, jedem Tag, jeder Minute, auch unsere kostbare Lebenszeit verrinnt. Gerne möchte ich heute noch einmal einige Gedanken aus dem alten „Hausbuch des Dritten Ordens“ (2. Band) aus dem Jahr 1887 aus heutiger Sicht beleuchten. Die Autoren sind die Kapuziner P. Norbert Stock und P. Franz Tischler aus Tirol. Die Bücher sind sehr umfassend und tiefgehend und haben ganz viel Grundsätzliches zum Inhalt, das auch uns Drittordensgeschwister des 21. Jhs. zum Nachdenken anregen kann. Auch wenn die Drittordensregel inzwischen erneuert wurde, so sind die franziskanischen Werte 800 Jahre lang unverändert gültig und mögen euch viel Heilsames bringen.

Die Zeit

„Nichts ist kostbarer als die Zeit, wenn ich sie vom Standpunkte der Ewigkeit, vom Standpunkte meiner Seele aus betrachte“, so die Autoren des Drittordensbuches. In meiner Zeit hier auf Erden kann ich mein Seelenheil erwirken und mir den Himmel erwerben. Dieser Grundgedanke gerät besonders in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit oft in Vergessenheit.

Grab des hl. Franziskus<br />
Christine Walder
Grab des hl. Franziskus
Christine Walder

Die Zeit wird vom weltlich gesinnten Menschen schon als kostbar betrachtet, aber aus einem völlig anderen Blickwinkel. Es geht darum, die Zeit gut zu nutzen, möglichst effizient zu arbeiten, um beruflich aufzusteigen und gut zu verdienen. Zugleich will man möglichst viel Freizeit haben, im Sinne der Work-Life-Balance und auch diese arbeitsfreie Zeit optimal nutzen. Optimal heißt dann oft, möglichst viel und weit reisen, eine Vielzahl von Hobbies und Sportarten betreiben und auch finanziell dabei gut auszusteigen.

Es gibt auch Menschen, denen das alles zu viel ist, und die eine „Verlangsamung“ der Zeit anstreben, um diese bewusster und achtsamer zu genießen. Sie sind sich bewusst, dass das Leben endlich ist. Die meisten jedoch verdrängen den Tod.

Bei all diesem weltlichen Umgang mit der Lebenszeit fällt uns auf: Gott, unser Leben mit ihm und die Rettung unserer Seele, unser Ziel, kommen in diesen irdischen Überlegungen nicht vor.

Der unschätzbare Wert

Der wahre Wert unserer Lebenszeit hat in diesem weltlichen Eilen und Genießen keinen Platz. Der hl. Bernhard von Clairvaux meint dazu: „Die Zeit hat einen unschätzbaren Wert. In einem gewissen Sinne gilt sie ebensoviel als Gott, weil der Besitz Gottes die Belohnung für die wohl angewendete Zeit ist.“ Die wohl angewendete Zeit? Wie wenden wir Geschwister des Dritten Ordens (heute OFS) unsere Zeit wohl an?

Wie unendlich kostbar unsere Lebenszeit ist, wird in diesen Worten des hl. Bernhard deutlich. Wir haben nur hier Zeit, hier auf Erden. Hier können wir uns durch unseren gelebten Glauben und Gottes Gnade das Himmelreich verdienen. „Drüben“, jenseits des Grabes, ist es zu spät.

Hier in dieser Welt sollen wir Gutes tun, Buße tun, unseren Glauben in unserem Leben zum Ausdruck bringen. Die Zeit ist unendlich flüchtig, je älter wir werden, desto mehr bemerken wir es. Die bereits gelebten Jahrzehnte liegen hinter uns, das gelebte Leben wirkt oft wie ein Traum.

Diese Flüchtigkeit der Zeit ist für uns Drittordensgeschwister eine ernste Aufforderung, die Zeit, die Gottes Barmherzigkeit uns gewährt, gut zu nutzen und nicht zu vertun.

Wenn wir unsere Lebenszeit gut nutzen, im Bewusstsein, den Himmel zu gewinnen, erhalten wir dafür das Bewusstsein eines ruhigen, glücklichen und zufriedenen Lebens. Die treue, verantwortungsvolle Verwendung unserer Lebenszeit ist dazu der Gewinn der Seele, was noch viel wertvoller ist.

Verantwortungslosigkeit

Vergeuden wir unsere Lebenszeit mit Nichtigkeiten, sind wir undankbar gegen den barmherzigen Gott, der uns unsere Tage geschenkt hat. Zugleich handeln wir verantwortungslos gegen unsere Seele und setzen ihr Heil aufs Spiel.

Auch hier wollen wir dem hl. Bernhard zuhören, der über jene Menschen spricht, die ihre Lebenszeit mit Oberflächlichkeiten vergeuden oder Langeweile haben. „Das Blut in den Adern will mir gerinnen… wenn ich Christen sagen höre: Kommt, lasst uns dies oder jenes tun, um die Langeweile zu vertreiben! Wie wenig achtet ihr die Zeit, die euch der Schöpfer aus Barmherzigkeit verliehen hat, um die durch die Gnade der Taufe verliehene Unschuld zu bewahren … täglich Gott ähnlicher zu werden oder um Buße zu tun und Verzeihung der Sünden zu erhalten… und den Himmel zu verdienen.“

Das Wort „Zeitvertreib“ ist im christlichen Sinne ein schreckliches Wort! Wir wollen sie ja nutzen für unsere Seele und für Gott!

Gutes Beispiel

Ein gutes Beispiel für die rechte Nutzung der Zeit ist die hl. Maria Franziska von Chantal, die sich kaum einmal Zeit zur Erholung nahm. Auf die Frage nach dem WARUM, sagte sie: „Weil die Zeit nicht mehr mein ist. Ich habe sie ganz dem Herrn geweiht; ich kann auch nicht einen Augenblick davon verlieren, ohne eine Ungerechtigkeit gegen den zu begehen, dessen Eigentum sie ist.“

Auch der hl. Franz von Sales dachte ähnlich: „Wenn ich daran denke, welchen Gebrauch ich von der ZEIT GOTTES gemacht habe, so fürchte ich, er möchte mir seine Ewigkeit nicht geben wollen, weil er sie nur denen geben will, welche die Zeit gut anwenden.“

So dachten Heilige. Wie denken wir? Was tun wir einfachen Drittordensgeschwister?

Zum Abschluss noch etwas über den tiefgläubigen österreichischen Erzherzog Maximilian, der 1602-1618 Statthalter von Tirol war. An ihn erinnert die alte Einsiedelei, die an die Kirche des Kapuzinerklosters Innsbruck angebaut ist. Diese zu besuchen kann ich euch nur empfehlen, ein wunderbarer, geistlicher Ort!

In diese Einsiedelei zog sich der Erzherzog oft zurück, um zu beten und geistliche Übungen zu vollziehen, aus Sorge um sein Seelenheil. In der Einsiedelei ließ er folgende Aufschrift anbringen:

„Kurz ist der Traum der Zeit,

Endlos die Ewigkeit;

Wie ist meine Seele dran?

So dachte hier Maximilian.“

Wie ist deine Seele dran?

Eine gesegnete, fruchtbringende Zeit im Juli wünscht euch

eure Sr. Klara/ Christine Walder

Pace e bene!