Organisation

Weltlicher Dritter Franziskanerorden

Der neue Franziskusbote Jänner 2025 ist da!

Gnadenjahr 2025

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Cover Franziskusbote Jänner 2025
Christine WalderDie

Liebe Geschwister, liebe Freunde des hl. Franziskus!

Diesmal gehen wir gemeinsam in ein besonders gnadenreiches Jahr! Wir dürfen weltweit als „Pilger der Hoffnung“ ein Heiliges Jahr erleben, wie es alle 25 Jahre der Fall ist. Die Barmherzigkeit Gottes berührt uns wie ein intensiver Gnadenstrom in diesem Jahr und wir werden immer wieder daran erinnert, dass wir dieser Gnade und dieses Segens teilhaftig werden können und nur unser Herz dafür zu öffnen brauchen. Die Gnade der Versöhnung und der Umkehr ist immer gegenwärtig und dies ist unser Grund zur nie versiegenden Hoffnung auf unserem Weg durchs Leben!

Die Öffnung der Heiligen Pforte durch Papst Franziskus möge uns immer gegenwärtig bleiben als Zeichen des offenen Herzens Gottes, der uns immer in Liebe und Barmherzigkeit nahe ist – wenn wir dazu bereit sind! Bereit zur Umkehr, zur Vergebung und Versöhnung, zum Sakramentenempfang und zum Gebet! Die Fülle der Gnadenmittel der Kirche ist unerschöpflich, verändernd zum Guten und unendlich heilsam. Lassen wir uns von diesen Gnadenmitteln Tag für Tag zum Guten verändern!

Franziskanisches Jubiläum

Nach den großen franziskanischen Jubiläen der letzten Jahre, die die Ereignisse von Greccio 1223 (erste Krippe auf Anregung des hl. Franziskus), und La Verna 1224 (Stigmatisation des hl. Franziskus) in den Spannungsbogen von Krippe und Kreuz stellten, dürfen wir heuer das 800-Jahr-Jubiläum der Entstehung des „Sonnengesanges“ begehen.

Der Sonnengesang oder „Cantico delle creature“ ist ein Stück Weltliteratur des Mittelalters und darüber hinaus noch viel, viel mehr. Er ist ein Herzstück der franziskanischen Spiritualität, ein Höhepunkt im geistlichen Leben des hl. Franziskus und damit für uns alle, die wir in seinen Spuren gehen.

Der lebensgeschichtliche Hintergrund des Entstehens des Sonnengesanges war folgender: Im Frühling 2025, also nicht allzu lange nach der Einprägung der Wundmale auf La Verna, beschloss der hl. Franziskus, 50 Tage in San Damiano zu verbringen, wo die hl. Klara mit den Schwestern lebte. Während dieses Aufenthaltes in San Damiano hatte der Heilige eine Nacht der Schmerzen durchlitten, als ihm der Herr erschien und ihn seiner Liebe und Erlösung versicherte. Diese Erscheinung bewirkte, dass Franziskus die große Hymne des Lobes und der Danksagung der Geschöpfe an den Schöpfer verfasste, die wir noch heute kennen. Der hl. Franziskus dichtete den Gesang in altitalienischer Sprache. Er gilt als wichtigstes Dokument der Volkssprache des 13. Jahrhunderts. Er ist zugleich Gebet und Lyrik, wurde in viele Sprachen übersetzt.

Die wunderbare Lobes- und Dankeshymne stellt die Naturbeziehung des hl. Franziskus dar und verknüpft sie in einzigartiger Weise mit seiner Gottesbeziehung. Gestirne, Feuer, Wasser, Wind und Erde, selbst der Tod, sind Franziskus Bruder und Schwester. Jeder von uns, der den Text liest oder singt, spürt die tiefe Liebe des Hl. Franziskus zu den Geschöpfen und zu Gott und wird angeregt, es ihm gleichzutun.

In Geschwisterlichkeit

Dieses Jubiläum möge die ganze franziskanische Familie mit Freude erfüllen und ebenfalls zu Lob und Dank bewegen. Jubiläen sind nicht nur dazu da, sie im eigenen Geiste und mit sich allein zu begehen, sondern sie in der Gemeinschaft zu feiern, die für uns Franziskaner ja von tragender Bedeutung ist. „Der Herr hat uns Brüder gegeben“, heißt es in der Regel des hl. Franziskus und dieser Satz ist der Hintergrund für alles, was wir im OFS und in der franziskanischen Familie tun. Wir haben Brüder und Schwestern, denen wir verbunden und verpflichtet sind, die uns aber auch sehr viel geben. Diese Geschwister sind Geschenke Gottes, mit denen wir auch diese Jubiläen und Festtage begehen sollen und dürfen.

Geben wir Geschwister dem „Sonnengesang“ den gebührenden Raum in diesem Jahr, singen und beten wir ihn öfter gemeinsam, vertiefen wir uns in seinen Inhalt und lassen wir auch seine wunderschöne Sprache auf uns wirken. Unser Ordensvater war auch ein sehr kreativer Mensch und Künstler, der diese Gaben Gottes – uns zur Freude - in Wort und Tat umsetzte.

Und wer von euch an der weltweiten Eröffnungsveranstaltung zum Beginn des Jubiläums teilnehmen möchte, kann das auf dem folgenden Link der Franziskaner tun bzw. nachträglich anschauen:

https://www.centenarifrancescani.org/

Die Veranstaltung, die das Jubiläumsjahr für die franziskanische Familie einleitet, beginnt in der Klosterkirche von San Damiano am Samstag, 11.1.2025, um 10 Uhr.

Die Versöhnungsverse

In der Textsammlung „Spiegel der Vollkommenheit“ aus dem 14. Jh. wird darauf hingewiesen, dass zuerst nur die Strophen 1-7 des Sonnengesangs entstanden seien.

Die Strophe 8 habe Franziskus geschrieben, um einen Streit zwischen Bischof und Bürgermeister in Assisi beizulegen, was auch gelang, als die Mitbrüder den streitenden Parteien die Verse vortrugen:

„Gelobt seist du, mein Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen und Krankheit ertragen und Drangsal. Selig jene, die solches ertragen in Frieden, denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.“

Die wunderbare Kraft dieser Worte und der Geist, in dem sie gesprochen wurden, berührten Bischof und Bürgermeister zutiefst und bewirkten in beiden innere Umkehr, sodass der Friede möglich wurde. Mögen diese Worte auch auf uns heilend, stärkend und versöhnend wirken, wann immer es Unfrieden gibt. Franziskaner sind und waren immer „Friedensbringer“, egal, in welchem der Orden.

Die 9. Strophe über Bruder Tod dichtete Franziskus, als er den eigenen Tod nahen fühlte.

Der ganze „Sonnengesang“ umfasst Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz und unsere Beziehung zu Schöpfung und Schöpfer.

Mögen wir immer, wenn wir die Worte lesen oder singen, in diese ganzheitliche Sichtweise eintauchen, die unser Ordensvater hineingelegt hat, die umfassende Liebe, die Freude, die Dankbarkeit, das Leid und den Schmerz, den er immer wieder empfand, besonders auch in den Zeiten der Krankheit. Möge unser Herz sich zu Gott emporschwingen in den begnadeten Versen des hl. Franziskus!

Viel Segen euch allen im neuen Jahr, möge es ein besonderes Gnaden- und Jubiläumsjahr werden!

Eure Sr. Klara / Christine Walder

Pax et bonum!