Organisation

Weltlicher Dritter Franziskanerorden

Der neue Franziskusbote Februar 2025 ist da!

Voranschreiten, nicht stehenbleiben!

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Cover Franziskusbote Februar 2025
Christine Walder

Liebe Geschwister, liebe Freunde des hl. Franziskus!

Wir gehen gerade auf die franziskanischen Exerzitien in Tainach zu. Wir, die OFS-Gemeinschaft Tigring, und die gesamte Region Süd, werden in diesen segensreichen Tagen von unserem lieben, geschätzten geistlichen Assistenten P. Norbert Pleschberger aus dem Franziskanerkloster Villach begleitet. Exerzitien sind Tage der inneren Erneuerung und Vertiefung, wir werden uns bewusst, an welchem Punkt wir gerade an unserem geistlichen Weg stehen. Und wir erhalten einen Gnadenstrom, ja, einen „Gnadenstromstoß“, zum kraftvollen Voranschreiten. Unser heiliger Ordensvater Franziskus hat uns die tägliche Umkehr in unsere Regel geschrieben, der hl. Pater Pio immer wieder wörtlich betont, dass wir „voranschreiten und nicht stehenbleiben sollen“ auf unserem Weg auf Gott zu. Zu diesem Voranschreiten gehört auch, dass wir uns beispielhafte Menschen vor Augen führen, deren Leben das wunderbare Wirken Gottes sichtbar werden lässt. Ein Seligsprechungsprozess des neuen Jahrtausends möge euch allen einen Anstoß geben, auch in schwierigsten Lebenssituationen voll auf Gott zu vertrauen und auch da unseren Glauben weiterzutragen, mit den unglaublichen Mitteln, die Gott uns schenkt, wenn alle menschlichen Möglichkeiten ausgeschöpft scheinen. So ist es im Leben von Antonino Baglieri geschehen...

Der Seligsprechungsprozess des Sizilianers und weltlichen Salesianers Antonino Baglieri (1951-2007) schreitet nun voran, so lässt das Dikasterium für Heilig- und Seligsprechungsprozesse zu Beginn des Jahres 2025 den Gläubigen der Welt mitteilen. Eine besondere Lebensgeschichte aus unseren Tagen möge uns wieder einmal vor Augen führen, welche Heilswege Gott mit uns Menschen geht, wenn wir es zulassen. Dieser besondere Mitarbeiter der Salesianischen Familie kann uns allen ein großes Vorbild sein, gerade weil sein Leben und Wirken noch ganz frisch und gegenwärtig ist.

Antonino Baglieri – Wer ist das?

Antonino „Nino“ Baglieri wurde am 1. Mai 1951 in Modica/Sizilien/Italien geboren. Er machte eine Lehre als Maurer und stürzte mit 17 Jahren während seiner Arbeit von einem Gerüst. Die Folge dieses Arbeitsunfalls war eine vollständige Lähmung des jungen Mannes.

Wie sich auf der Website der Salesianer nachlesen lässt, setzte Baglieris Mutter ihre ganze Hoffnung auf Gott und beschloss, den Rest ihres Lebens der Pflege ihres behinderten Sohnes zu widmen. So begann Antonino Baglieris schwierige und verzweifelte Reise von einem Krankenhaus zum anderen, ohne dass jedoch die geringste medizinische Verbesserung seine Zustandes erreicht werden konnte.

Er kehrte 1970 in sein Dorf zurück, Freunde besuchten ihn. Schließlich zog sich Antonino völlig zurück und es begann für ihn ein Jahrzehnt der Isolation, des Schmerzes und der Verzweiflung. Er verließ sein Zuhause nicht mehr.

Antoninos Karfreitag

Am Abend des 24. März 1978 - es war Karfreitag - betete eine Gruppe der Charismatischen Erneuerung für Nino und genau da fühlte er eine tiefgreifende Erschütterung und Veränderung in seinem Inneren. Von diesem Moment an konnte er das schwere Kreuz, das ihm zugedacht war, im Glauben annehmen. Er begann seinen geistlichen Weg in großer Treue zu gehen, unter anderem durch das regelmäßige Lesen der Bibel, besonders der Evangelien.

Antonino ging aus seiner Isolation heraus und wandte sich in neu erwachter Nächstenliebe seinen Mitmenschen zu.

Während dieser Zeit half er Kindern bei der Hausübung und - er lernte mit dem Mund zu schreiben. So begann er sein besonderes, persönliches Apostolat, verfasste seine Lebenserinnerungen und schrieb Briefe an hilfesuchende Menschen auf der ganzen Welt.

Er schrieb personalisierte Gebetskarten für seine Besucher, er schrieb Telefonnummern auf, um mit den Kranken in Kontakt zu bleiben, denen er mit seinen Worten Ruhe, Trost und Hoffnung schenkte, wie die Salesianische Kongregation mitteilt.

Im Mai 1982 begann Baglieri des Jahrestages seines Kreuzes zu gedenken, das ihm seit seinem schicksalhaften Arbeitsunfall zugedacht war und er trat im selben Jahr der Salesianischen Familie als Mitarbeiter bei.

Am 31. August 2004 legte er seine Ewige Profess auf die Evangelischen Räte ab, gemeinsam mit den Don Bosco Volunteers (Freiwillige, Jugendbewegung).

Am 2. März 2007, um 8 Uhr abends, verstarb Antonino Baglieri nach langen Jahren der Krankheit. Seinem Wunsch gemäß und voll gläubiger Hoffnung trug er dazu Sportkleidung und -schuhe, um „Gott auf seiner letzten Reise entgegen zu laufen.“ Was für ein wunderbares Leben des Apostolats!

Apostolat der Auferstehung

Leid und Schmerz scheinen uns oft unerträglich. Und doch sind sie heilbringende Durchgangszeiten, in denen wir – kreuztragend – auf Gott zugehen. Wie Antonino Baglieri, der nach einem schweren Arbeitsunfall zum Glauben fand und zu einem eigenständigen, unverwechselbaren Apostolatsweg, obwohl es so aussah, als sei der junge Mann aller Wirkungsmöglichkeiten in dieser Welt beraubt. Er brachte anderen auf seine unverwechselbare Weise den Glauben, durch ein spezielles Schriftenapostolat, durch Telefon, Gespräch und Beispiel, obwohl er zuerst gar nicht mehr schreiben konnte, da vollständig gelähmt.

IMPULSGEDANKEN:

Welche Möglichkeiten zum Apostolat haben wir, die wir vielleicht nicht nützen? Die wir nicht ausschöpfen, weil wir uns für unfähig halten, für nicht gut genug, für zu fehlerhaft?

Lassen wir uns von Gott mit der Erkenntnis beschenken, dass wir immer etwas Schönes für Gott tun können, dass unser eigener Glaubensweg eine Fülle von Möglichkeiten bietet, den Glauben zu verbreiten und anderen so Mut, Kraft und Trost zu schenken.

Die Menschen, die wir beschenken, für die wir beten können, sind rund um uns. Gott ist die Liebe und wir können es ihm gleichtun und Liebe verschenken, grenzenlos und bedingungslos.

Möge uns die Lebens- und Glaubensgeschichte des Antonino Baglieri dazu ein wertvoller Anstoß sein.

Gesegnete Exerzitien und einen geistlich überaus fruchtbaren Monat Februar wünscht euch eure

Schwester Klara/Christine Walder

Pace e bene!