Der neue Franziskusbote Dezember 2024 ist da!
Ohne Krippe geht es nicht!
Liebe Geschwister im OFS, liebe Freunde des hl. Franziskus!
Im Vorjahr haben wir miteinander das 800 Jahr-Jubiläum von Greccio begangen. Wir haben den Jahrestag des Geschehens an dem Ort in Umbrien gefeiert, der uns allen lieb und vertraut ist, weil dort der hl. Franziskus 1223 die erste Krippenszene am Weihnachtsabend nachstellen hat lassen und damit einen unverzichtbaren Teil der christlichen Weihnacht ins Leben gerufen hat.
Weltweit haben sich daraus die verschiedensten Krippentraditionen entwickelt, in allen Formen, aus allen nur vorstellbaren Materialien hergestellt, groß und raumfüllend oder winzig klein in einer Nussschale, künstlerisch sorgsam gefertigt oder von liebevoller Kinderhand.
Franziskanische Tradition
Dabei gerät heute für viele Menschen oft in Vergessenheit, wie sehr die Darstellung der Krippe eine franziskanische Tradition ist. Ihr kennt meine Liebe zu den alten Drittordensbüchern, die sehr oft den Jahreslauf der Terziaren widerspiegeln. Sie stammen in ihrer Vielzahl aus dem späten 19. Jahrhundert, aus der Wirkungszeit Papst Leo XIII, der selbst begeisterter Terziar war und alles tat, um den Dritten Orden, heute Ordo Franciscanus Saecularis, zu fördern.
In all diesen Büchern finden wir den Hinweis auf die Bedeutung der Krippe für die Feier der franziskanischen Weihnachten. In das Heim jedes Terziaren gehört zu Weihnachten ein Kripplein, und sei es noch so klein und bescheiden", heißt es da eindringlich in vielen Büchern. Das Kripplein hat einen zentralen Stellenwert. Es dient dazu, dass wir - wie unser Ordensvater Franziskus es wollte - das Geschehen von Bethlehem, die Menschwerdung Jesu, mit "leiblichen Augen" schauen können.
Wir sind Menschen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wir sind auf unsere Sinneswahrnehmungen angewiesen, um die Realität zu erfassen. Deswegen, und um uns ganz nahe zu kommen, ist Jesus Mensch geworden und damit uns gleich - bis auf seine Sündenlosigkeit.
Jesus erspüren
Genau diese Empfindungs- und Wahrnehmungsfähigkeit war auch im hl. Franziskus besonders stark ausgeprägt. Franziskus lebt und liebt, spürt, freut sich und leidet aus den tiefsten Quellen seines Menschseins. Wir alle werden berührt von seinen Worten, Gesten, seinen Tränen, seinem tiefen Gefühlsleben.
Das widerfährt ihm auch ganz besonders in der Weihnacht von Greccio. Sein Freund Johannes, seine Brüder, alle tun das Ihre, um die Vorstellung des hl. Franziskus von der Krippenszene zu verwirklichen. Auch sie spüren ganz innig und tief, worum es dem Heiligen geht. Aber noch tiefer spürt Franziskus das überirdische Geschehen, weit über das irdische Empfinden hinausgehend. Er wird in seinem Empfinden und Schauen eins mit dem menschgewordenen Gott.
Franziskanische Süßigkeit
Wenn wir das weihnachtliche Geschehen in der Biographie des Thomas von Celano lesen, erfasst auch uns etwas vom heiligen Schauder, den Franziskus empfunden hat. Es ist nicht nur das Schauen, das bei Franziskus zur "Schauung" wird. Es ist auch das Sprechen, das Franziskus über das Irdische hinausträgt in dieser Christnacht in Greccio. Der Heilige liest dort als Diakon den anwesenden Brüdern und der Bevölkerung von Greccio das Weihnachtsevangelium vor. Aber er liest es nicht einfach vor. Er feiert die Geburt Christi in allen Worten, die er ausspricht. Wir alle kennen die bewegende Textstelle bei Celano über das Wort "Bethlehem". Franziskus ist überwältigt von der Süßigkeit des Wortes, in dem sich die himmlische Schönheit des Geschehens von Bethlehem spiegelt. Er wiederholt das Wort „Bethlehem“, lässt es sich auf der Zunge zergehen, ist zutiefst bewegt von der Schönheit, der Süßigkeit und der Größe der Menschwerdung Christi. Er wird in seinem zärtlichen Aussprechen zum Lämmlein, also auch wieder zu einem Symbol für Christus, dem er schließlich gleich wird bis zu seinem Lebensende, ein „Alter Christus“, ein zweiter, anderer Christus.
Christus ist als kleines, zerbrechliches Kind zu uns gekommen, um uns in bedingungsloser, göttlicher Liebe zu erlösen. Dies zu fühlen, zu hören, zu sehen und - wie Franziskus - in den Worten zu schmecken, das ist das große franziskanische Weihnachtsgeschenk für uns alle. Und dessen dürfen wir uns von Herzen freuen, liebe Geschwister, und es von Herzen allen Menschen auf der Welt weitergeben. Und wir dürfen uns nicht verwirren und täuschen lassen, wenn sich für viele Menschen von heute Weihnachten im Äußeren zu erschöpfen scheint. In den Dingen, den Adventmärkten, dem Trubel, den Lichtern, dem Einkaufen. Vergessen wir aber nie, dass wir Menschen immer von der sinnlichen Wahrnehmung angesprochen werden. Dass hinter all diesen Verkleidungen aber Gott wartet, um uns zu berühren, wie er auch den hl. Franziskus berührt hat. Auch und besonders im Geschehen von Greccio im Jahre 1223. Und dass Gott jeden Menschen berühren kann, wenn er will!
Euch allen, liebe Geschwister und Freunde des hl. Franziskus, eine gesegnete, befreiende Adventzeit und dann frohe, liebevolle, reich gesegnete Weihnachten, das wünscht euch
eure Sr Klara / Christine Walder
Oh Weihnachtskripplein, du mein Stern,
Wie knie ich doch vor dir so gern,
Und möchte allzeit nah dir sein,
Oh Weihnachtskrippelein!
Und ob ich bin auch her und hin
getrieben in der Welt,
Was klag ich doch? - Bei dir ja noch
Mein Herz sein Heim behält.
Bei dir bleibt stets mein liebster Platz,
Mein Paradies, mein Seelenschatz,
Du lässest nie mich einsam sein,
Oh Weihnachtskrippelein!
(C. Wöhler, 1880, Krippe und Altar,
oder Weihnachten in der Eucharistie)
Pax et bonum!