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Weltlicher Dritter Franziskanerorden

Tigringer Franziskusbote Oktober 2020:  Der Hl. Pfarrer von Ars (Teil 2)

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Quelle: OFS Tigring

Liebe Geschwister im OFS Tigring!

Wir haben uns im September mit dem Leben des hl. Pfarrers von Ars, unseres Bruders im Dritten Orden, beschäftigt. Gerne möchte ich euch heute weitere Auszüge aus seinen wertvollen Katechesen vorstellen. Jede davon ist ein Füllhorn an geistlichen Anregungen für unser Glaubensleben. Wenn wir darin lesen, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus, so voll von heilsamen Gedanken sind sie.

Die Zeitgenossen standen dem Pfarrer von Ars oft kritisch gegenüber und waren verblüfft, wenn sie ihn dann kennen lernten und seinen Worten lauschten. Er übte große Faszination aus, nicht nur als Beichtvater, sondern auch als Prediger. Seine Sprache ist schlicht und oft durchsetzt mit Vergleichen aus der Natur. Theologen haben immer wieder die Ähnlichkeit mit der einfachen Sprache unseres Ordensvaters Franziskus betont.

Der Pfarrer von Ars wurde einmal gefragt: „Welchen Lehrer haben Sie in der Theologie gehabt?“ Er antwortete: “Denselben wie der hl. Paulus!“ Darin liegt eine tiefe Wahrheit. Seine Worte waren schlicht und doch tiefsinnig schön, jeder konnte sie erfassen und wurde von ihnen umgewandelt.

„Hörte man ihn vom Himmel, von der Menschwerdung Jesu Christi, von seinem bitteren Leiden, von der Gegenwart des Gottmenschen auf unseren Altären, von der heiligen Jungfrau, vom Glücke der Heiligen, von der Reinheit der Engel, von der Schönheit der Seele, von der Würde des Menschen, mit einem Worte, von allen Glaubenswahrheiten reden, dann fühlte man den göttlichen Stempel, der sich in seinen Worten, Gebärden und Blicken bekundete. Seine Züge strahlten wie die eines Verklärten, so dass niemand kalt bleiben konnte.“ (J. Klenk, 1872)

Der hl. Pfarrer von Ars spricht zu uns:

Wie schön ist es und wie groß, Gott zu kennen und ihm zu dienen! Wir haben nichts weiter als dies zu tun auf der Welt. Alles, was wir sonst noch machen, ist verlorene Zeit.

Je mehr man betet, desto mehr kann man beten. Es ist wie mit einem Fisch, der zuerst an die Oberfläche des Wassers schwimmt, dann immer tiefer taucht. So taucht auch die Seele in die tiefste Tiefe und verliert sich in der Freude am Gespräch mit Gott.

Für den Teufel ist das Kreuzzeichen etwas Schreckliches, denn wir entkommen ihm ja durch das Kreuz. Mit großer Ehrfurcht müssen wir das Kreuzzeichen machen. Man fängt beim Kopf an, womit auf das Oberhaupt der Schöpfung, den Vater, hingewiesen wird. Dann folgt das Herz: die Liebe, das Leben, die Erlösung - der Sohn; schließlich die Schultern: die Kraft - der Heilige Geist. Alles erinnert uns an das Kreuz. Wir selbst sind in Form eines Kreuzes erschaffen.

Man spürt es, wenn eine Seele das Sakrament der Eucharistie würdig empfangen hat. Sie ist so in Liebe versunken, von ihr durchdrungen und verändert, dass man sie in ihrem Handeln und in ihren Worten nicht wiedererkennt. Sie ist demütig, liebenswürdig und bescheiden; sie ist in friedlichem Einklang mit der ganzen Welt. Sie ist eine zu den größten Opfern fähige Seele.

Was macht unser Herr im Tabernakel? Er wartet auf uns. Er wartet darauf, dass wir mit unseren Bitten zu ihm kommen. Er ist gegenwärtig im Sakrament seiner Liebe, stets bereit, bei seinem Vater für die Sünder Fürsprache einzulegen. Er ist hier, um uns zu trösten. Lasst uns ihn öfters besuchen!

Meine Kinder, man muss darum beten, dass man seine Sünden gut bereut. Nachdem man sie gebeichtet hat, muss man den Stachel der Reue im Herzen behalten und darf seine Sünden nicht aus dem Auge verlieren. Es sollte uns geschehen wie dem heiligen Franziskus: ein Engel pflanzte ihm fünf Stacheln ein, die ständig in ihm blieben. Nach einer guten Beichte habt ihr den Teufel in Ketten gelegt. Die Sünden, die wir verheimlichen, werden alle wieder offenbar. Um sie gut auszulöschen, müssen wir sie aufrichtig beichten.

Über das Kreuz

Die Kinder dieser Welt sind voll Sorge, wenn sie das Kreuz heimsucht. Die guten Christen machen sich Sorgen, wenn es ferne von ihnen ist. Der Christ lebt inmitten der Kreuze wie der Fisch im Wasser.

Das Kreuz ist das lehrreichste Buch, das man lesen kann. Wer dieses Buch nicht kennt, ist ein Unwissender, selbst wenn er alle anderen Bücher gelesen hätte. Das Kreuz umfasst die ganze Welt. Es ragt an den vier Ecken des Universums empor. Für jeden gibt es einen Teil davon.

Über die Barmherzigkeit

„Ich habe so viel Böses getan, dass mir Gott nicht mehr verzeihen kann". Meine Kinder, das ist eine große Gotteslästerung. Hier wird der göttlichen Barmherzigkeit eine Grenze gesetzt, und sie ist doch grenzenlos und unendlich. Der liebe Gott verzeiht, wenn ihr aufrichtig beichtet, es von Herzen bereut und den Vorsatz habt, es nicht wieder zu tun.

Über die Demut

Wie die Speisen mit Salz, würzen wir alles mit Stolz. Wir sehen es gerne, wenn unsere guten Werke bekannt werden. Es freut uns, wenn man auf unsere Tugenden aufmerksam wird. Bemerkt man unsere Mängel, so stimmt es uns traurig. Die Heiligen waren anders. Es betrübte sie, wenn ihre Tugenden bekannt wurden, und sie waren froh gestimmt, wenn man ihre Unvollkommenheit erkannte.

Mit diesen Worten des hl. Pfarrers von Ars möchte ich euch einen gesegneten Monat Oktober wünschen mit allen Gnaden des Franziskusfestes!

Eure Sr. Klara/Christine Walder

Pace e bene!