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Plattform „Verwaiste Eltern“

Trauer - Leben

Jahres-Symposium mit Barbara Pachl-Eberhart

Weil das Herz sich dehnen darf

Barbara Pachl-Eberhart sprach in ihrem Vortrag davon, dass man die Trauer und das Leben nicht voneinander trennen kann. Beides bedingt einander und die Trauer kann auch wieder Nährboden für ein neues – aber anderes – Glück sein. Sie erzählte von den gut gemeinten Sätzen und Ratschlägen die vermeintlich trösten sollen aber durch ihre Begrenztheit, ein Weiterkommen in der Trauer nicht ermöglichen.

Ehrlich und mit viel Gefühl gab sie Einblick in ihre Welt der Trauer, die sie wie ein Kleidungsstück trug. Trauer ist für die Psyche Hochleistung. Sie durchschritt sie nicht nur, sondern verweilte eine längere Zeit darin, um sie genau zu betrachten und kennenzulernen. Für Frau Pachl-Eberhart ist es wichtig, darauf liebevoll hinzuweisen, sich Zeit fürs Trauern zu nehmen. Für sie selbst war es wichtig, dass Gefühl der Selbstwirksamkeit zu erfahren. Die Frage: „Können wir darauf vertrauen, dass etwas gut werden darf?“ beantwortet sie im Bezug auf Trauer und Verlust mit einem „Ja!“ Der Trauer dadurch einen Vorschusskredit geben und sich die Frage stellen, was kann man selbst dazu beitragen? „Die Zeit heilt nicht die Wunden, sondern es sind schon wir“, sagt sie. Es darf nach dem Tod eines geliebten Menschen schon etwas gut werden, etwas gut gehen. Der Begriff von „Glück“ ist durch die schmerzliche Erfahrung reicher und größer geworden, so die Referentin.

Der Vortrag gliederte sich in drei Schwerpunkte. Erstens die Beziehung zum Leben, zum Tod und den Verstorbenen. Der zweite Teil beschäftigte sich mit den aufkommenden Gefühlen und den damit verbundenen Gemütszuständen. Der dritte Teil beschäftigte sich mit dem Raum, den man sich nehmen darf, um die Trauer zu erfahren, zu erspüren.

Die gemeinsame Vergangenheit im Herzen tragen!

So wie es viele einzigartige Erfahrungen im Leben gibt, so schenkt uns auch der Tod die Möglichkeit, eine ganz spezielle einzigartige Erfahrung zu machen. Die Referentin mag dem Tod keine Sonderposition geben. Er ist groß und verblasst, so wie viele andere Erfahrungen, die uns tief verändern, wie beispielsweise die Geburt eines Kindes, das Sich-Verlieben, das Erlernen eines Berufs, eine Heirat, eine Trennung und viele Erfahrungen mehr. Diese vielen Erfahrungen stehen durchaus nebeneinander. Das In-Beziehung-Gehen mit dem Schmerz und den Verstorbenen birgt einen großen Erfahrungsschatz. Nicht immer gleich sichtbar, aber doch da. Das In-Beziehung-Gehen mit einem verstorbenen Menschen impliziert eigene Beziehungsdynamiken. Es ändert sich die Beziehung im Außen aber auch im Inneren. Gewisse Themen sind nicht mehr da, aber dafür kommen neue hinzu. Wo ist er/sie? Was kommt danach? Wie geht es weiter? Frau Pachl-Eberhart sprach davon, dass sie nicht weitergehen wollte ohne ihre geliebten Menschen. „Ich blieb da, damit sich die Distanz nicht verstärkt“, so die Referentin. Das Gefühl der Entfernung war für sie unerträglich. Geholfen hat ihr das Bild, dass ihre Lieben nicht weitergehen, sondern weiter werden – sich verdichten. „We don´t leave – we spread out“, zitierte sie. Sie schwenkt das Licht auf den Tod; Nicht als Räuber, der etwas nimmt, sondern mit der Frage: „Was gibt er uns“? Er beschafft und gibt uns eine eigene Erfahrung. Eine von vielen anderen besonderen Erfahrungen. Der Tod hat keine Sonderposition. Er steht in der Reihe der Erfahrungen.

Der Vortragenden fielen in den letzten Jahren viele deutsche Begrifflichkeiten zum Thema Tod und Trauer auf, die be- bzw. eingrenzen und für sie selbst nicht stimmig und hilfreich waren. Das Gefühl im Ausnahmezustand zu leben, wo vieles oder alles stillsteht - entrückt ist, kennt sie nur zu gut. Die Pflicht zu haben, weiterzuleben und auch sein Leben neu zu positionieren und dafür neue Weichen zu stellen, mag schwierig sein, ist aber möglich. Liebevoll ermahnt sie, im Leben nicht dahin zu hasten, sondern die schönen Momente wahrzunehmen und wenn sie gebraucht werden, wieder aus dem inneren Raum hervorzuholen – wie einen Schatz. Diese Erlebnisse können heilsam sein.

Der Vortrag war gespickt mit persönlichen Anekdoten und Geschichten, die Frau Pachl-Eberhart mit einem Lächeln und Humor wieder gab. Die Zuhörer*innen tauschten sich immer wieder miteinander aus und teilten ihre eigenen Geschichten.

Barbara Pachl-Eberhart verwies auf das Schreiben, das ebenfalls heilsam für sie war und auch weiterhin ist. Die Kommunikation, die inneren Begegnungen mit den Verstorbenen halfen ihr, ihren heutigen Weg zu gehen und diesen mit anderen zu teilen.

Wir sagen für diesen Tag DANKE. Gesättigt gehen wir nach Hause.

An dieser Stelle auch noch eine "Danke" an Magdalena Zuber und an Kerstin Kraxner für die Unterstützung bei den Vorbereitungen, sowie an Stadträtin Sandra Wassermann (Friedhofsverwaltung der Stadt Klagenfurt) und an Frau Koch (Europahaus).