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Plattform „Verwaiste Eltern“

Österliche Gedanken

Emmaus in unserem Leben

 (© Foto: A. Panger)
(© Foto: A. Panger)

Wir sind gemeinsam erschüttert,
sprachlos geworden durch unseren Schicksalsschlag.
Dennoch machen wir uns auf den Weg,
spüren, wie gut es tut, nicht allein zu sein,
wir schweigen, wir hören, sprechen miteinander,
das Unaussprechliche in Worte fassen,
stammelnd, lückenhaft, tränenerstickt,
und dennoch – wir gehen, wir gehen gemeinsam.

Das Gehen geschieht, wir lassen uns mitnehmen,
alleine müssen wir die Schritte machen
und dennoch – das Miteinander trägt.
Wir erreichen einen Rastplatz am Abend,
wir kehren ein, essen und trinken gemeinsam,
spüren, dass ein Stück des Weges hinter uns liegt
und wir gemeinsam weitere Schritte wagen,
dankbar, dass eine nicht sichtbare Kraft uns führt
und lenkt – unseren Weg nach Emmaus.
(Freya v. Stülpnagel, betroffene Mutter)


Ostern ist für Trauernde eigentlich das Fest, das ihnen am besten entspricht. Die Karwoche mit dem Schrei am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27,46), ist wie unser Schrei – unsere Verlassenheit und unsere abgrundtiefe Ohnmacht. Wir fühlen uns wie Jesus in diesem Moment von Gott und den Menschen verlassen.

Dann aber kommt nicht sofort, sondern symbolisch nach drei Tagen, nach einem längeren Prozess, die Auferstehung unserer Verstorbenen, indem wir ihnen einen neuen Platz in unseren Herzen und in unseren Seelen geben können. Und nach einem noch längeren Zeitraum können wir vielleicht eines Tages unsere eigene „Auferstehung“ erfahren, so wie die Erfahrung der Maria Magdalena, als ihr Jesus am Grab in Gestalt des Gärtners  begegnete, und die Jünger auf dem Weg nach Emmaus.

In der Osterzeit – wie in keiner anderen Zeit im Kirchenjahr – verdichtet sich für uns Trauernde beispielhaft an Jesu Leiden, Sterben und Auferstehung unsere leidvolle Erfahrung: Am Gründonnerstag, das letzte Abendmahl mit den Jüngern, unsere letzte Mahlzeit mit unseren Verstorbenen. Erinnern wir uns noch, welche es war? Karfreitag das Kreuz und der Tod: das Leiden unserer Angehörigen und deren Abschied aus diesem Leben, und schließlich Ostersonntag: Jesu Auferstehung und damit die Auferstehung all unserer lieben Menschen, die gestorben sind.

Wenn ein Evangelium für uns Trauernde eine besondere Hoffnung vermitteln kann, dann ist es ganz sicher das Emmaus-Evangelium. Es berücksichtigt unsere Verletzungen, gibt ihnen Raum, Zeit und Ausdrucksform und weist uns einen neuen Weg.

(Textauszug aus dem Buch: ohne dich; Hilfe für Tage, an denen die Trauer besonders schmerzt; Freya von Stülpnagel, Kösel Verlag)

 Mit diesen hoffnungsvollen Zeilen wünsche ich Ihnen im Namen der Plattform ein gesegnetes Osterfest

Ihre Astrid Panger