Deutsche und slowenische Priesterbünde und Priesterseminar-Akademien in Kärnten
Ein Vortragsabend aus der Serie „Lebenswirklichkeiten / Zivljenjska Dejstva“
40 Jahre gibt es den Deutsch-slowenischen Koordinationsausschuss in der Diözese Gurk schon. Er war und ist bemüht, der Verbesserung des Zusammenlebens von deutsch- und slowenischsprachigen Christen in Kärnten zu dienen. Dazu kann auch die Durchführung von Historikerseminaren dienen, wie die auf zwei Jahre angelegte Reihe „Lebenswirklichkeiten / Zivljenjska Dejstva“ zeigt.
Am 30. September 2014 war es wieder soweit: Im Kärntner Landesarchiv sprachen und diskutierten Diözesanarchivar Univ-Doz. Dr. Peter G. Tropper und Ass.-Prof. Dr. Harald Krahwinkler, Historiker an der Universität Klagenfurt. Das sehr spezielle von Avgustin Malle moderierte Thema lautete diesmal: „Deutsche und slowenische Priesterbünde und Akademien in Kärnten - von der Jahrhundertwende bis zum 2. Weltkrieg“.
Krahwinkler skizzierte die Anfänge der sog. Slowenischen Akademie, dh. der „Akademie der slowenischen Theologen im Priesterseminar der Diözese Gurk“ im Studienjahr 1887/88. Beitreten durfte jeder, der genug Slowenischkenntnisse vorzuweisen hatte. Eine eigene slowenische Bibliothek, die Zeitschrift „Bratoljub“ (Brüderliebe) und jährlich stattfindende Festakademien dienten der Festigung und Vertiefung der sprachlichen und kulturellen Identität. Die bereits im Verkündigungsdienst stehenden slowenischsprachigen Priester schlossen sich im Jahr 1906 in Eberndorf / Dobrla vas zur Priesterbrüderschaft „Sodalitas“ zusammen. Ihr ist auch heute noch die Sorge um Bildung und geistliche Erneuerung ein großes Anliegen, sagte der Referent.
Tropper richtete den Fokus seiner Ausführungen auf die deutschsprachigen Priesterseminaristen bzw. Priester in Kärnten. Die Gründung der „Deutschen Akademie“ im Priesterseminar folgte nahezu zeitgleich dem slowenischen Beispiel. Ein Verein names „Eichenlaub“ wurde gegründet und eine eigene gleichnamige Zeitschrift, die ab 1897 dann „Germania“ hieß. Hier ging es vor allem darum, die Seminaristen für Pressearbeit und schriftliche Verkündigung zu schulen, sagte Tropper. Bei den Akademieversammlungen wurden dann auch die Beredsamkeit (Stehgreifreden und Gedichtrezitationen) geübt und unter Beweis gestellt.
Schon im Dienst stehende Priester schlossen sich ab 1891 im sog. Priester-Anbetungsverein zusammen. Dort ging es um geistliche Fort- und Weiterbildung. 1914 wurde dieser Verein umbenannt in „Deutscher Priesterbund der Diözese Gurk“, der ab 1928 dann „Priesterbund Pax für die Diözese Gurk“ genannt wurde und sich im Sinne einer „Klerusgewerkschaft“ u. a. für Gehälter und Versicherungen der Priester stark machte.
In einem Resümee des Vortragsabends wurde festgehalten, dass vereinzelte Bemühungen, die slowenischen und deutschen Institutionen zusammenzuführen, nicht erfolgreich waren. Ab 1929 gab es jedoch zwei slowenische Vorstandmitglieder im Deutschen Priesterbund, der sich so als „durchlässiger“ Verein zeigte und nicht auf deutschsprachige Mitglieder fixiert war. (khk)