Gott im Bild –
Gottesbilder im historischen und kulturellen Kontext
Die ReferentInnen dieses Studientages waren sich einig, dass Menschen Bilder, vor allem Sprachbilder brauchen, weil wir nur über unsere Sinne Erfahrungen machen können. Wir brauchen Bilder, um uns Gott vorstellen zu können und müssen uns gleichzeitig bewusst sein, dass alles was wir uns vorstellen können, nicht Gott ist.
Gott sprengt jeden Rahmen…
… aber der Mensch braucht den Rahmen, weil er begrenzt ist. Aus diesem Grund werden bereits im Alten Testament immer wieder menschliche Charakteristika auf Gott projiziert, gleichzeitig wird aber betont, dass Gott ganz anders ist. Rektor Franjo Vidović spannte den Bogen über die Einflüsse der semitisch-mesopotamischen Tradition, den Mythen von Enki und Nammu (Erschaffung des Menschen aus heiligem Lehm und dem Wasser des Urozeans nach dem Abbild der Götter), Adapa (Frage nach der Unsterblichkeit) und Gilgamesch (Flutkatastrophe) und der ägyptischen Tradition (Vergleich zwischen dem Sonnengesang von Echnaton und dem Psalm 104) auf das Gottesbild des Alten Testaments, dessen Wesen aus dem geschichtlichen Handeln offenbar wird.
Im Neuen Testament wird mit der hellenistischen Vorstellung von Gott, der nach außen hin perfekten Gestalt, die gleichzeitig alle, auch negative menschliche Charakterzüge in sich vereint, aufgeräumt. Das christliche „skandalon“ war ein Gegenkonzept zu der in die Krise geratene römisch-griechische Religion – ein Gott, der nach außen hin scheitert, und gerade dadurch zum Sieger wird.
Auch der moderne Mensch braucht Bilder von Gott, muss sich aber immer wieder bewusst sein, dass es nur ein Bild ist. Gott ist jemand, nicht etwas. Etwas kann ich nicht lieben.
„Gottes Bilder müssen immer wieder zerbrochen werden, sonst kommen wir nicht zum wirklichen, göttlichen Gott.“
Unter dieses Motto des Zitates von Karl Kardinal Lehmann stellte Dr. Michael Kapeller seine „dogmatische Annäherung an eine zeitgemäße Gott-Rede“. Zuerst gab der Referent einen historischen Überblick über die Entwicklung des Bilderverbots im Christentum, vom Bilderstreit des 8./9.Jahrhunderts, über die Entsakralisierung des Bildes im Westen durch Karl den Großen bis zu den Aussagen zum Einsatz gestalteter Gottesbilder im Katechismus der Katholischen Kirche.
Er zeigte die zwei großen Stränge des Versuches „das Unsagbare zu sagen“ auf: Die Bejahung (Kataphasis) – Man kann Gott benennen, weil er sich offenbart hat – und die Verneinung (Apophasis) – Jeder Versuch Begegnung mit Gott in Worte zu fassen scheitert, ich kann Gott nur im Staunen begegnen.
Im letzten Teil stellte der Referent drei Beispiele aus der Tradition vor, auf welche Weise Menschen versucht haben, Gott sprachlich zu fassen: das Symbol, die Metapher und das Oxymoron.
Dr. Kapeller schloss seine Ausführungen mit dem Spruch von Angelus Silesius „Je mehr du Gott erkennst, je mehr wirst du bekennen, dass du je weniger Ihn, was Er ist, kannst nennen.“
Die Quelle im Menschen zum Fließen bringen
Mag. Michael Kopp leitete die TeilnehmerInnen zur persönlichen Auseinandersetzung mit ihrem Gottesbild, das zur persönlichen Haltung und letztendlich zur individuellen Lebensgestaltung führt, an. Ausgehend vom Gleichnis vom barmherzigen Vater entfaltete er die Kategorien Achtsamkeit, Wertschätzung und Dankbarkeit, die uns daran hindern, die Verbindung zu Gott zu unterbrechen.
Kompetenzorientierte Zugänge für die Praxis
Der Nachmittag war der Didaktik gewidmet. Nach einer Präsentation, die aufzeigte, wie sich die Darstellungen Jesu im Laufe der Geschichte veränderten, gab Edeltraud Moser einen Einblick in die Entwicklung des Gottesbildes bei Kindern und zeigte, wie man bereits mit Volksschulkindern theologisieren kann, wobei geeignete Bilderbücher und auch ein Stofftier als unterstützende Materialien dienten.
Für den Bereich Sekundarstufe I konnten die TeilnehmerInnen selbst Methoden wie das Schreibgespräch, den Einsatz von Comics, mit einer Diskussion über die Grenzen der humorvollen Sicht auf Gott oder die Möglichkeit des Einschließens von Kunstbildern in Schülerzeichnungen. Den Abschluss bildete eine Auseinandersetzung mit dem persönlichen „Gottesbild“ auf Basis des Textes von Rainer Oberthür „Gott ist eine Frage“ ohne darauf zu vergessen, dass die Bilder immer wieder zerschlagen werden müssen!
Bericht: Maria-Elisabeth Dohr