Iniciativa Hlipovčnik v znamenju kulture spominjanja
Upor v Selah med leti 1938 in 1945 / Widerstad in Zell in den Jahren 1938 bis 1945
Katoliško prosvetno društvo Planina v Selah se vsako leto v posebni spominski prireditvi - na dan obglavljenja 13 selskih žrtev, 29. aprila 1943, na Dunaju - spomni številnih žrtev, ki jih je povzročila krvoločna strahovlada nemškega nacionalsocializma. Preberite v prilogah spodaj več o Iniciativi Hlipovčnik ter o dvojezični znanstveni študiji zgodovinarke mag. Bigitte Entner, Kaj človek vse doživi?
V nadaljevanju tukaj še obširni opis večletnega projekta iniciative v okviru kulture spominjanja v nemščini (opis v slovenščini sledi):
Der Katholische Bildungsverein in Zell Pfarre – Katoliško prosvetno društvo Planina v Selah gestaltet jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Enthauptung von 13 Personen aus Zell Pfarre und Umgebung durch das NS-Regime, am 29. April 1943, in Wien. Das Grundanliegen bleibt dabei jedenfalls den Abschiedsworten eines der Opfer vor dem Abtransport nach Wien verbunden: MAN MORDET UNS, WEIL WIR NICHT STERBEN WOLLEN, LASST EUCH, DIE IHR AM LEBEN BLEIBT, UNSERE SPRACHE UND UNSERE LIEDER NIE VERBIETEN.
Im Jahre 1977, zum 35. Jahrestag, wurde unter dem Titel »Vi, ki ostanete živi – Ihr, die ihr am Leben bleibt« von Autor Miha Zablatnik ein Dokumentarfilm mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zum Widerstand in Sele/Zell während der Zeit des Nationalsozialismus produziert.
Im Jahre 2010 wurde vom Kitab Verlag unter dem Titel »Wie ein im Käfig eingesperrter Vogel« das Faksimile der deutschen Übersetzung des Tagebuches des Thomas Olip veröffentlicht.
Im September 2011, wurde auf Initiative der Slowenischen Abteilung der Katholischen Aktion in Kärnten eine Begehung auf den Spuren des Zeller Widerstandes unter Anleitung von Anton Olip organisiert und dabei ua. auch der Hlipovčnik-Graben besucht, wo sich jener Bunker befand, wo Thomas Olip von der Gestapo mitsamt seinem Tagebuch verhaftet wurde. Der Erbe des Hlipovčnikhofes stellte im Zuge seiner Nachforschungen zur Geschichte der Vorbesitzerfamilie Gregorič fest, dass Hofbesitzer Gregorič Franc selbst unter den 13 enthaupteten Opfern war und in weiterer Folge die gesamte Familie Gregorič vom Hitlerregime ausgelöscht wurde. Der Sohn des nunmehrigen Besitzers hat in dritter Generation dazu eine umfangreiche Maturaarbeit erstellt und unter Mithilfe von jugendlichen Freunden aus Sele/Zell Grabungsarbeiten am, über die Jahre mit Abfallschutt zugeschütteten, Bunker durchgeführt, wobei Holzreste den genauen Grundriss erkennen ließen und Wohninventar (Herd, Eisenofen, Löffel, Messer, Glasflaschen, …) freigelegt wurde.
Der Widerstand gegen das NS-Regime in Sele/Zell, begann schon im März 1938 mit dem Tag des Einmarsches Hitlerdeutschlands in Österreich. Die soeben gehisste Hakenkreuzfahne beim Feuerwehrhaus wurde herunter gerissen, zerrissen und in den Dreck gestampft. Um die slowenischen Aktivisten auszuchalten, folgte dem Verhör am 20. März 1938 auf dem Gestapoposten der Befehl der örtlichen Naziführung an die Kommandostelle in Klagenfurt, die Mehrheit der wehrfähigen Männer sofort zum Strafbataillion einzuberufen. Dieser, einem Todesurteil gleich zu stellende Befehl, wurde durchschaut und in der Folge der Weg des Widerstandes beschritten, dh. Desertion mit der Flucht nach Jugoslawien. Nach der Besetzung Jugoslawiens 1941 führte der Weg wieder zurück in die heimischen Wälder in Sele/Zell. Mit Unterstützung zahlreicher Einheimischer, hielten sich etwa 80 Männer aus Sele/Zell im Wald versteckt.
Die blutige Geschichte nahm seinen verhängnisvollen Lauf im Herbst 1942 mit der erfolgreichen Einschleusung von zwei als Partisanen getarnten jugoslawischen Gestapospitzeln in den Kreis der Zeller Widerstandskämpfer. Dies war auch das Ende des sehr gut getarnten sog. unteren Verstecks beim Bauernhof Gregorič, vlg Hlipovčnik.
So wurden am 1. Dezember 1942, im Hlipovčnik-Graben die beiden Wehrmachtsdeserteure Tomi Olip und Jaka Oraže von der Gestapo verhaftet. Im selbst gebauten Bunker hielten sie sich über mehrere Monate versteckt in der Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges – oder wie sie es auch nannten, des „Germanismus“. Bei der Durchsuchung des vier mal zwei Meter großen Bunkers wurde auch das Tagebuch von Tomi Olip gefunden. Aufzeichnungen in der Zeit von Juni bis Dezember 1942 gaben der Gestapo Einblick in einen Personenkreis, dessen Bekämpfung für das Dritte Reich von großer Wichtigkeit war. Es folgten zahlreiche Verhaftungen und in der Folge rund 300 Seiten Verhörprotokolle, mit eine wichtige Grundlage für den spektakulärsten Prozess in der NS-Zeit am Volksgerichtshof in Klagenfurt. Unter Vorsitz von Roland Freisler wurden 35 Personen vor Gericht gebracht und 13 von ihnen zum Tode verurteilt. Wegen Desertion und Hochverrat durch Unterstützung von „Deserteurbanditen“, wurden sie am 29. April 1943 im Landesgericht in Wien durch Enthauptung hingerichtet. Alle weiteren 22 Angeklagten wurden mit Zuchthaus von einem bis zwölf Jahren bestraft.
Der Prozess und die drastischen Urteile sollten vor allem der Abschreckung und Einschüchterung der Bevölkerung im slowenischsprachigen Gebiet Kärntens dienen. Welch tiefe Gräben unter der Bevölkerung von Sele/Zell dadurch geschlagen wurden, unterstreicht auch die von Zeitzeugen überlieferte Begebenheit vor dem Volksgerichtshof in Klagenfurt, wo ortsansässige Vertreter getreuer Anhänger der NSDAP bei der Verlesung der Todesurteile für ihre Gemeindemitbürger applaudierten.
Tragische Bilanz der NS-Herrschaft in Sele/Zell: 19 Personen deportiert, 61 Personen in Zuchthäuser, Straf- und Konzentrationslager abtransportiert, 18 Personen ermordet.