Beeinträchtigung - Barrierefreie Seelsorge
Diözesanrat zum Thema "Beeinträchtigung": Bischof Schwarz ruft dazu auf, Barrieren im Umgang miteinander zu überwinden.
Klagenfurt, 5. 4. 14 (pgk) Das Thema der heutigen Sitzung des Diözesanrates "Beeinträchtigung - Barrierefreie Seelsorge" stehe im Kontext der 13 Leitziele des diözesanen Leitbildprozesses "Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein", sagte Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz heute Vormittag bei der 4. Plenarsitzung des Diözesanrates im Klagenfurter Diözesanhaus und verwies auf die Aktualität dieses Themas. Papst Franziskus würde, so der Kärntner Bischof, in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium", "wachrütteln und ermutigend ansprechen, was im Blick auf die Menschen behindernde und diskriminierende Denk- und Verhaltensformen wie auch Strukturen zu tun ist". Der Papst rufe dazu auf, jeder Form von Hinfälligkeit und Armut besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Als besondere Herausforderung habe Papst Franziskus die Migrant/innen genannt. Bischof Schwarz appellierte, lebensnahe Erfahrungen von Menschen mit Beeinträchtigung nicht zu relativieren. Die vorrangige Wahrnehmung und Anerkennung von leiblichen Beeinträchtigungen und Barrieren, die das Leben behindern, habe in besonderer Weise Papst Johannes Paul II. 1980 in Osnabrück eingefordert. Gleichzeitig sei, so Bischof Schwarz, die Thematik und Problematik der Beeinträchtigung sowie das Erfordernis grundsätzlicher Barrierefreiheit nicht auf Menschen "mit Behinderung" einzuschränken. "Es geht um mehr - ohne die Menschen mit Behinderung auszugrenzen -, nämlich um die für alle Menschen notwendige universelle Zugänglichkeit, Bewegungsfreiheit und -möglichkeit, sowohl physisch wie psychisch, wie geistig und geistlich", so der Kärntner Bischof. Dazu gehöre auch die "kulturelle und interkulturelle Beeinträchtigungs- und Barrierefreiheit". Als Getaufte und Gefirmte seien Christinnen und Christen dazu berufen, über die Barriere des Todes hinauszugehen und dahinter "die Tür zum wahren und ewigen Leben zu öffnen". Alle Getauften hätten, so Bischof Schwarz, den Auftrag, Träger der Evangelisierung zu sein und diese voranzutreiben. Ziel müsse sein, aufeinander zuzugehen, Mauern abzubauen, das menschlich Naheliegende zu tun und Grenzen und Barrieren im Umgang miteinander zu überwinden. "Die Pupille des Anderen ist der erste Spiegel, in den wir schauen", sagte Bischof Schwarz.
Mag. Georg Haab, Referent für Behindertenpastoral in der Diözese Gurk, wies auf die zahlreichen Initiativen in Kärnten in seinem Verantwortungsbereich hin und machte deutlich, dass auf 1000 Einwohner statistisch 200 Menschen mit Beeinträchtigung, nämlich Seh-, Hör- und Lernbeeinträchtigung sowie mit Einschränkung in der Mobilität, kommen würden. Ziel im Umgang mit diesen Menschen müsse sein, diese nicht auszuschließen und die Buntheit jeden Lebens als Bereicherung zu erfahren. Im Zentrum barrierefreier Seelsorge müsse die Frage stehen, mit welchem Blick in den einzelnen Pfarren auf Menschen mit Behinderung geschaut werde. Haab rief dazu auf, diesen Menschen in Augenhöhe zu begegnen.
Mag.a Isabella Scheiflinger, Behindertenanwältin des Landes Kärnten, würdigte die zahlreichen Initiativen der Katholischen Kirche in Kärnten in diesem Bereich und dankte für die jahrelange, gute Zusammenarbeit. Umfassende Barrierefreiheit sei eine "gesetzliche Verpflichtung und Menschenrecht". "Es besteht die menschliche und christliche Verantwortung, diese Rechte einzuhalten", sage Scheiflinger. Diesbezüglich gebe es "großen Umsetzungsbedarf". Gleichzeitig stimme es sie, so Scheiflinger, "nachdenklich“, dass über 90 Prozent der Kinder mit diagnostiziertem Down-Syndrom nicht mehr das Licht der Welt erblicken.
Weitere Themen der Diözesanratssitzung waren der im Mai 2014 in Mariazell stattfindende Kongress der Pfarrgemeinderäte Österreichs sowie die seit 10 Jahren bestehende Diözesenpartnerschaft mit der Erzdiözese Sarajevo mit dem Besuch von Kardinal Puljić und einem Friedensfest Anfang Mai dieses Jahres.