Spannende Podiumsdiskussion zur frühkindlichen Kinderbetreuung mit Birgit Kelle
"HURRA, HURRA das Kinderstipendium ist da" so der Slogan in Sachen Kinderbetreuung in Kärnten. Für unsere Kinder nur das Beste - das wollen Alle. Aber was ist das Beste für 0- bis 3- jährige?
Um sich dieser Fragen zu stellen, lud der Katholische Familienverband Kärnten im Anschluss an seine Jahreshauptversammlung zu einer Podiumsveranstaltung mit der Journalistin, Autorin und Publizistin Birgit Kelle.
Mit am Podium waren:
Naomi Matthews, Pädagogische Leiterin des International Daycare Center IDC in Villach
Susanna Fugger, Mama von vier Kindern und Forstwartin
Christina Patterer, Abgeordnete zum Kärntner Landtag
Moderiert wurde die Veranstaltung von Klaus Schöffmann, Notar, Schlichter und Stellv. Vorsitzender des KFV Kärnten
„Worin besteht Familienfreundlichkeit, wenn die Mitglieder der Familie immer weniger Zeit miteinander verbringen, weil die Kinder möglichst früh und möglichst lang außer Haus betreut werden?“, fragt Bestsellerautorin Birgit Kelle.
„Jeder sagt, dass das, was in den Familien geleistet wird, wertvoll und wichtig ist. Aber wie wird es honoriert und sichergestellt, dass es weitergeht, wenn es keine finanzielle Absicherung gibt?“ Die vierfache Mutter, die „aus freien Stücken und als gut ausgebildete, emanzipierte Frau sehr bewusst vom Lager der berufstätigen ins Lager der Hausfrauen gewechselt sei“ regt an, mittels einer Umfrage zu ermitteln, wie viele Frauen mehr sich entschließen würden, ihre Kinder in den ersten drei Lebensjahren selbst zu betreuen, sofern man Sie vor die Entscheidung stellen würde, die Gelder, die von der öffentlichen Hand für die Kinderbetreuung außerhalb der Familie eingesetzt werden, für die geborenen Kinder nicht an die Institutionen auszuzahlen, sondern an die Mütter selbst.
„Wenn wir Feminismus ernst nehmen, müssen wir Frauen eine Wahl lassen“, so Kelle, die sich dafür ausspricht, das hohe Gut der Vielfalt auch familienpolitisch anzuerkennen.
Der geschätzte Gesamt-Kostenaufwand pro Kind/Monat beläuft sich auf weit mehr als € 1.500.
„Wir arbeiten unter utopischen Bedingungen – von Bildung kann keine Rede sein“, so Naomi Matthews, pädagogische Leiterin des Internationalen Daycare Center Villach. „Um frühkindliche Bildung für Kinder unter 3 in einer Bildungseinrichtung sicherstellen zu können, bedarf es wichtiger Kriterien und Rahmenbedingungen. Unter den momentan herrschenden Bedingungen, wie ständiger Personalausfall, Fluktuation, Fachkräftemangel, und dem enormen psychischen Druck, kann pädagogisches Fachpersonal nicht altersgerecht und bedürfnisorientiert arbeiten!“ Sie lädt die politisch Verantwortlichen ein, sich das gern vor Ort einmal anzuschauen. „Wir betreiben Krisenmanagement!“, so die engagierte Pädagogin und zweifache Mutter.
Susanna Fugger, Mama von vier Kindern, die sie selbst betreut, zeigt sich empört über die Ungleichbehandlung in der Kinderbetreuung. Während ein Betreuungsplatz von der öffentlichen Hand voll finanziert werde, erhält sie für die Betreuung ihrer Kinder keine vergleichbare Unterstützung. Zudem stehe sie gesellschaftlich unter Rechtfertigungsdruck, warum sie bei den Kindern bleibe, statt „arbeiten zu gehen“. Die Germanistin, die gemeinsam mit ihrem Mann einen Forstbetrieb führt, fragt: „was lernt ein Kleinkind in einer sogenannten frühkindlichen Bildungseinrichtung, was es zu Hause in der Geborgenheit einer Familie nicht lernt?“
„Wir möchten Kärnten zum familienfreundlichsten Land Europas machen“, so Christina Patterer, Landtagsabgeordnete und Bereichssprecherin der SPÖ Kärnten. Wichtiger Beitrag dazu sei das neue „Kinderstipendium“. Der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen sei ein wichtiger Meilenstein. Es gelte für jedes Kind, auch im frühkindlichen Bereich, einen Platz sicher zu stellen, damit alle Kinder die gleichen Bildungschancen haben. Sie verweist auf das in Begutachtung befindliche Kärntner Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz.
Andreas Henckel von Donnersmarck, Vorsitzender des KFV-Kärnten, weist in seiner Begrüßung darauf hin, dass dem nachgewiesenem Bindungsbedürfnis von Kleinkindern, das „zeitgemäßes Dogma“ gegenüberstehe, „dass moderne Eltern beide berufstätig zu sein haben und schon die Kleinkinder außer Haus betreut werden müssen.“
„Erstmalig in der Geschichte wird nicht mehr auf Familie als Keimzelle gebaut“, so der vierfache Vater. „Die Herausbildung von Identität findet neuerdings in Betreuungseinrichtungen statt. Dabei wird praktisch wie ideologisch die Familie untergraben und in Wirklichkeit als Erziehungsinstanz aufgehoben.“ Diese aber sei systemrelevant, denn die „Zukunft des Gemeinwesens hängt von der Familie ab.“
Klaus Schöffmann, Notar und Stellv. Vorsitzender, führte durch den spannenden Diskurs, und verwies auf die Kinderbetreuungs-Ampel, einer Orientierungshilfe mit der Eltern sich vergewissern können, dass, bzw. ob Kinderbetreuungseinrichtungen grundlegende Qualitätskriterien erfüllen.
www.familie.at/kinderbetreuungsampel
Eingangsstatement des Vorsitzenden
Die politische Klasse von heute steuert die öffentliche Diskussion darüber, was Kinder, vor allem die Kleinen, brauchen. Dabei kommt es zu Einseitigkeiten und Ungereimtheiten. Der mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesenen Erkenntnis, dass Kinder in den ersten Lebensjahren vor allem eine sichere, vertrauensvolle und stabile Bindung brauchen, steht das zeitgemäße Dogma gegenüber, dass moderne Eltern beide berufstätig zu sein haben und Kinder außer Haus betreut werden müssen. Erstmalig in der Geschichte wird nicht mehr auf Familie als Keimzelle gebaut. Die Herausbildung von Identität findet in der Öffentlichkeit statt, in Betreuungseinrichtungen, Kindergärten und Schulen. Dabei wird faktisch wie ideologisch die Familie untergraben und als Erziehungsinstanz aufgehoben.
Wenn ein solches Wertesystem politisch gewollt ist, dann wäre es ehrlich, das auch zu sagen, anstatt zu behaupten, es stünde das Wohlbefinden der Kinder im Vordergrund. In diesem Denkmuster geht es vielmehr um den Nutzen für die Wirtschaft, vielleicht auch für die Frau, im Extremfall dient es überhaupt nur einer Ideologie. Diese einseitige Familienpolitik hat bereits zur Ausdünnung und teilweise sogar zur Zerstörung der Familien geführt. Verheerend sichtbar wird dies schon in einigen Ländern, wo die Fähigkeit zum sozialen Frieden immer mehr abhandenkommt.
Seit vielen Jahren weist der KFV-K daraufhin, dass der Dienst am anderen, in diesem Fall an den Schwächsten, ebenso hoch geschätzt werden muss, wie der wirtschaftliche Erfolg. Erziehungsarbeit ist gesellschaftlich notwendig und damit nachhaltig systemrelevant. Die Zukunft des Gemeinwesens hängt von der Familie ab, es ist im Interesse des Staates selbstbestimmte Staatsbürger zu haben. Gefördert wird dies unter anderem durch Stärkung der Wahlfreiheit und der Leistungsgerechtigkeit.
Bei Vernunft und Distanz gesehen, entscheidet nichts mehr über die Existenz der Gesellschaft, ihrer Kultur, ihrer Sprache, ihrer Identität, als der Nachwuchs und die Art und Weise, wie dieser Nachwuchs in den ersten Lebensjahren geprägt wird.
Welche Art von Betreuung braucht ein Kleinkind wirklich, wie kann Kinderbetreuung gelingen? Welche Maßnahmen gehören mit welcher Begründung aus öffentlichen Mitteln gefördert oder ist die Betreuung außerhalb der Familie wirklich die einzig förderungswürdige Möglichkeit?
Andreas Henckel von Donnersmarck
Vorsitzender
Der Einladung zur gut besuchten Veranstaltung ins Kärntner Landesarchiv Klagenfurt folgten viele interessierte Eltern, Vertreterinnen von Bildungseinrichtungen sowie Abgeordnete des Kärntner Landtags.
Der Katholische Familienverband Kärnten als größte überparteiliche Familienorganisation in Kärnten, setzt sich seit Jahren zum Wohl der Kinder und auf Basis des Gleichheitsprinzips für echte Wahlfreiheit und finanzielle Gleichbehandlung in der Kinderbetreuung ein.