So sah ich Indien
Reise zu DKA und kfb ProjektpartnerInnen in Bihar und Jharkhand
Vorweg: Über meine Reise zu Projekten der Dreikönigsaktion möglichst objektiv zu berichten ist nicht einfach. Die Route und Projekte aufzuzählen und die Ergebnisse der Staff-Meetings zu analysieren, kommt nicht an die Tiefe heran, in der ich Indien erleben durfte.
Projektanträge und Hintergrundinformation zum Land sind nur ein Teil der Projektarbeit der Dreikönigsaktion, dem Hilfswerk der Kath. Jungschar.
Im Februar dieses Jahres war es mit möglich, einen Schritt tiefer zu gehen, und die Projektreferentin Dr. Eva Wallensteiner, die für die DKA (und auch für die kfb) den nördlichen Teil Indiens betreut, zu begleiten. Drei Wochen lang waren wir gemeinsam mit Martin Krenn, dem Vorsitzenden der DKA, durch die Bundesstaaten Bihar und Jharkhant unterwegs. Knapp eine Million Euro, die von den Sternsinger/innen ersungen werden fließen jährlich nach Indien. Mehr als die Hälfte davon geht in die nördlichen Regionen, die nach wie vor große Probleme hinsichtlich Armut und gesellschaftlicher Ungerechtigkeit haben. Indien wird zwar global gesehen als „Schwellenland“ bezeichnet – anzunehmen, dass Verhältnisse wie in den „Ländern des Nordens“ herrschen ist jedoch falsch. Gerade in der von uns besuchten Gegend ist die Armut hoch, was speziell Frauen, Kinder und Indigene sehr hart trifft. Das Bild der Bollywood-Filme und der indischen Hightech-Industrie sucht man vergebens. Stattdessen findet man offene Herzen einfacher Menschen am Land und fesselnde Gespräche rund ums Kochfeuer.
Der Schwerpunkt der Projekte der DKA liegt in der Unterstützung von Frauenselbsthilfegruppen, Stärkung der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen (speziell von Mädchen) und der Unterstützung der Dörfer, um von den Regierungsprogrammen profitieren zu können. Unterstützt werden Adivasi (indigene Gruppen) und Dalits (die Unberührbaren).
Viele der Projekte und Arbeitsansätze waren mir von den Anträgen gut bekannt – doch die Realität in den Dörfern und bei unseren Partnerorganisationen zu sehen war beeindruckend: Die trockenen Akten verwandelten sich in blühende Projekte, in denen über die engen Grenzen des Kastensystems und der Gesellschaft hinweg gearbeitet wird und man Großartiges leistet. Die Spendengelder werden dazu verwendet, lokale NGOs zu unterstützen, die ihre Mitarbeiter/innen in die Dörfer entsenden und die Leute animieren (Frauen-) Selbsthilfegruppen zu gründen, Katastrophenvorsorge zu betreiben oder Kinder außerhalb des Regel-Schulsystems auszubilden, um diese wieder in die Schulen zu integrieren. Themen wie Gesundheit, Stärkung der Rolle der Frauen und das Bilden von bunt gemischten Jugendgruppen werden ebenfalls hinausgetragen. Unsere Partnerorganisationen sind kirchliche Trägerschaften, Orden und private NGOs.
Wir besuchten täglich Dörfer, um die Leute kennen zu lernen, sich mit ihnen über ihre Probleme, aber auch über die Stärken ihres Dorfes und die Träume für ihre Kinder auszutauschen und die Fortschritte der (Frauen-)Selbsthilfegruppen zu sehen.
Natürlich ist nicht alles so schön, wie es die motivierten Projekte vermuten lassen. Korruption in den Reihen der Regierungsbeamten, Flut oder Dürre, die wirtschaftlich schlechte Situation in der Region und die zunehmende Zerstörung der Natur durch Großkonzerne (Stichwort Tagbauminen) erschweren das Leben der Bevölkerung. Umso schöner war es, die Motivation für den gesellschaftlichen Wandel in den Gruppen zu spüren.
Ich möchte ein Projekt speziell herausgreifen und ein wenig beleuchten: „PARIVARTAN - Jugendbewegung für Dalits und Jugendanimation“. In der Diözese Patna ist ein Priester dabei, eine Jugendbewegung katholischer und nicht-katholischer Mädchen und Burschen über Kasten- und Religionsgrenzen hinweg aufzubauen, die PARIVARTAN-Jugend. Verschiedene Phasen dieses großen Unterfangens haben wir von der DKA seit gut 10 Jahren unterstützt. Die Arbeit ist auf zwei Säulen aufgebaut: Einerseit die integrative Ausbildung und Mobilisierung der Jugendlichen für eine gerechtere Gesellschaft durch politische Mitsprache und Partizipation und andererseits die generelle Verbesserung der Lebenssituation von Jugendlichen.
Die Schwerpunktthemen der Aktivitäten in den letzten beiden Jahren waren Persönlichkeitsbildung, soziale Bildung, Charakterbildung, religiöse Erziehung, Wertebildung und Förderung von Führungsqualitäten. Gerade in einer Region mit sehr hoher Arbeitslosigkeit sind die Förderung beruflicher Fähigkeiten (z.B. Journalismusausbildung) und die Begleitung in der schulischen Entwicklung wichtige Schwerpunkte. Es werden Trainerinnen und Trainer, sogenannte „Animators“ ausgebildet, die in den Dörfern Jugendliche organisieren und inhaltlich mit ihnen arbeiten.
Bei mehreren Treffen mit den Jugendlichen durften wir Einblick in ihre Lebenssituationen bekommen und ihre Ängste und Träume mit ihnen teilen.
Die vielen Eindrücke hier aufzuzählen ist unmöglich. Ich werde mich mit ein paar Fotos und meinem Reisetagebuch auf den Weg durch die Diözese machen, um Euch/Ihnen die Geschichten direkt näher zu bringen. Termine dazu findet man in Kürze unter www.kath-kirche-kaernten.at/jungschar
http://www.dka.at
http://www.teilen.at