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Katholische Frauenbewegung

Ikonen – Fenster zur himmlischen Wirklichkeit

Ikonenweihe (© Foto: kfb)
Ikonenweihe (© Foto: kfb)

Ikonen – Kunstwerke aus Gold- und Farbschichten, die sich über ihre bildliche Darstellung hinaus vom hölzernen Untergrund erheben und Leben eingehaucht haben.

Die kfb veranstaltete im Oktober 2013 erstmals einen Ikonenmalkurs im Diözesanhaus. Frau Mag. Silva Bozinova, diplomierte Kunsthistorikerin und Ikonenmalerin, leitete die „Ikonenmalerei für Anfänger und Fortgeschrittene. „Wiederholungstäterinnern“ und „Frischlinge“ fanden sich ein, um gemeinsam, und jede für sich, die meditative Tätigkeit des Ikonenschreibens zu erproben.

Ikonenschreiben – gewiss, bevor Farbe und Pinsel zum Einsatz kamen, bot eine theoretische Einführung einen Blick auf die komplexe Welt der Theologie der Ikone: Auf die orthodoxe Kirche zurückgehend, die ältesten aus dem 6. Jahrhundert stammend, stellen Ikonen Offenbarungen dar. Offenbarungen, die einer bestimmten Bildersprache folgen. Sie sind wie das Wort der Bibel und sollen zwischen Himmel und Erde verbinden. Ihre Herstellung ist daher vergleichbar mit einem Gottesdienst.

Dementsprechend spiegelten sich auch die Feierlichkeit, die Ruhe und die Besinnlichkeit in der Stimmung der Kursteilnehmerinnen wider. Unterstützt durch orthodoxe Choräle gab man sich ganz dem Schaffensprozess hin und trat in den anonymen Hintergrund um so genannte „Fenster zur Ewigkeit“ zu kreieren. Muttergottes, Jesus Christus und Trinitätsikonen sollten entstehen. Der Weg dorthin führte über den geschliffenen Kreidegrund des Trägerholzes, vom Blattgold ausgehend, von den dunklen Tönen des Bildes, bis hin zu den hellen. Gelacht wurde dabei viel, zitterte doch die Hand und stockte der Atem beim Auftragen des Goldes. Und sowie das Gold aus sich selbst heraus leuchtete, strahlten auch die Gesichter bei den ersten Pinselstrichen und Farbflächen. Dabei wurde die seit dem 7. Jahrhundert übliche Farbtechnik verwendet: Tempera gerührt mit Eidotter als Bindemittel. Stets sorgsam bedacht, dass die Pigmente den Boden der Farbpalette verließen, wurde dabei manch Pinsel gequält bis ihm die Haare zu Berge standen. Zeit verfloss in die Ewigkeit und Stunde um Stunde verging. Doch wider allen Hindernissen wurde dem strengen Kanon gefolgt: Verzicht auf Dreidimensionalität zugunsten eines flachen Reliefs, Einhaltung von prototypischen Abbildungen und der vorgegebenen Farbsymbolik statt künstlerischer Freiheit. So entstanden mit steter Mithilfe der Kursleiterin und Muse der Beteiligten faszinierende Bilder. Stolz wurden sie beäugt, Aufatmen war hörbar, Zufriedenheit und Dankbarkeit lag in der Luft – ein Abbild ums andere fertiggestellt. Und ja, ich schreibe Abbild, denn seine Endlichkeit findet das Abbild erst in der Beschriftung: in griechischen Monogrammen und Akronymen. Nur durch diese erhebt sich das Abbild ins Urbild, kann das Bild zur Segnung getragen werden und als Ikone seine Vollendung finden.

Ein herzliches Dankeschön auch an dieser Stelle an Pater Ettel, der die feierliche Ikonensegnung in der Diözesankapelle gestaltete.

Ein großer Dank an alle, speziell an Mag. Silva Bozinova, die es ermöglichte nach innen zu tauchen, Perspektiven zu wechseln, mit dem Herzen zu sehen, einen Moment inne zu halten und gleichsam Kreativität und Spiritualität zu leben. Dankeschön. Und hätte eine Ikone das letzte Wort, würde sie wohl folgend schließen:

ο ων  Der Seiende, der war, der ist, der sein wird.