Organisation

Katholische Frauenbewegung

Heilige Hemma von Gurk

Hemmaverehrung im Dom zu Gurk (© Foto: Anton Wieser)
Hemmaverehrung im Dom zu Gurk (© Foto: Anton Wieser)

Gott zum Gruße, Ihr edlen Frauen und Ihr edlen Männer,
Gott zum Gruße, ehrwürdige Priester!

Oh glückliche Hemma, Kleinod aller Tugenden, Gründerin von Gurk,
die Du all Deine Reichtümer Christus geweiht hast, hier ruhst Du in Frieden.
Das hat man mir auf meinen Grabstein geschrieben.

Glücklich?
Auf der Suche war ich, mein Leben lag, 1000 Jahre lang.
Reich war ich und begünstigt, gewiss. Ich war eine noble Dame, hatte zwei gar prächtige Söhne und einen guten Mann. Jetzt bin ich Witfrau und allein.

Oh Gott, warum verließest Du mich?
Was hab ich Dir getan, dass Du mich folterst mit der härtesten Qual?
Weißt Du nicht, was eine Mutter leidet um ihr Liebstes?
Wer bin ich, dass Du mir meine Söhne nimmst wie einst Marien? Und auch meinen Gemahl.
Wer bist Du, dass Du mir das antust? Bist Du die Liebe, die ich wähnte?
Wie hat Maria es ertragen können, ihr Kind sterben zu sehen?
Ihr alles, sie hat nicht gemurrt und nicht gefragt.
Oh Maria, ich vermag das nicht.

Aber ja, Dein Wille geschehe, nicht meiner, Dein sei das Opfer, es ist mehr als mein Leben, mehr als ich tragen kann, aber es sei Dein.
Hier an diesem Ort – Furt der Klage, Celovec genannt – nahm ich das Kreuz an aus Gottes Hand.

Es erfüllte mich mit Freude.
Ein Kirchlein will ich bauen, ach was, nicht eines, zwei oder drei und ein Kloster nur für Frauen.
Dort in Gurk soll es stehen. An einem Ort, der ihnen Kraft gibt, nicht zu verzweifeln in der Not, anzunehmen, was Gott uns schenkt.
All meinen Reichtum, all meinen Besitz will ich geben dafür.
Und ich werde Christus selber zu meinem Nachfolger, meinem Erben bestimmen. Ja, das will ich tun.

Niemand soll darben beim Bau der Kirche und des Klosters, jeder soll seinen gerechten Lohn von mir erhalten – und wenn er selbst ihn aus dem Säckel nehme,  seinem eigenen Ermessen nach. 
Und ich werde den Bau überwachen vom ersten Tage an bis zum letzten.

Ich habe zwar meine Söhne verloren, aber ich will von nun an Mutter sein für alle Kinder meines Landes in der Karantanischen Mark. Mögen sie mit ihren Nöten zu mir kommen.
Ich bin da für sie für immer.

Wie gut das Heu duftet.
Du hast eine gute Saat in mein Herz gelegt, mein Gott. Sie ist aufgegangen.
Ja, ich bin glücklich.

Gott zum Gruße, Ihr edlen Leute, Gott zum Gruße.

Text: Ilona M. Wulff-Lübbert