Zu fünft in Isolation – eine Zwischenbilanz
Eine neue Ordnung (Teil 1)
Rückblickend hat es in den letzten Wochen der Isolation immer wieder persönliche und familiäre Aufs und Abs gegeben. Ist eigentlich nicht ungewöhnlich, aber durch das erzwungene „social distancing“, wie es mehr oder weniger schön heißt, ist nichts mehr, wie es einmal war. Der Faktor des Persönlich-betroffen-Seins ist ein gewichtiger Unterschied zu den Nachrichten, die man üblicherweise kennt, wo schreckliche Dinge doch nur wo anders geschehen, zumeist sogar außerhalb Europas, also weit weg von uns. Zu realisieren, dass das jetzt wirklich alles so passiert, bei uns in Österreich, das hat, bei mir zumindest, schon einige Zeit gebraucht. Aber ich muss zugeben, dass ich auch immer etwas länger brauche, um mich auf neue Situationen einzustellen. Wobei das, was jetzt passiert, wohl eher in die Kategorie absolute Ausnahmesituation fällt. Demzufolge befindet man sich auch in einem Ausnahmezustand. Hinzu kommt die Ungewissheit, wie lange das so noch weiter gehen wird.
Das gesamte Leben, geballt zu Hause
Inzwischen müssen wir versuchen, so gut es eben geht, mit dieser neuen, schwierigen Situation umzugehen. Und das ist in einer Familie mit Kindern im Alter von elf, acht und drei Jahren mitunter eine große Herausforderung für alle Familienmitglieder. Hat sich noch vor Corona beinahe das halbe Leben außerhalb der eigenen vier Wände zugetragen, so findet jetzt gefühlt das gesamte Leben geballt zu Hause statt. Homeoffice und Homeschooling sei Dank!
Mit einem Schlag war der Terminkalender bis auf unbestimmte Zeit leer. Das habe ich mir in der Vergangenheit schon mehr als einmal gewünscht, immer in dem Bewusstsein, wie unrealistisch doch so ein Wunsch ist. Für mich war in den letzten Jahren das schönste Weihnachtsgeschenk immer das Durchblättern des neuen noch leeren Terminkalenders, wo wir die Termine der gesamten Familie eintragen. Jetzt musste plötzlich keiner mehr das Haus verlassen, sei es um arbeiten oder in die Schule zu gehen, zum Musikunterricht oder Turnverein oder einfach um Familie und Freunde zu treffen.
Intensive Familienzeit mit Ordnung und Struktur
Eine ambivalente Stimmung machte sich breit. Neben Fragen wie - Wie soll das jetzt funktionieren? Wird das gut gehen? - tauchten auch Gedanken auf wie: Die Coronakrise beschert uns eine intensive Familienzeit. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie wir uns als Familie bewähren und wie gut wir miteinander auskommen können. Auch Urlaubsgefühle kamen auf, als sich zu den Ausgangsbeschränkungen auch noch sommerliche Temperaturen einstellten. Wenn man sich dann zu den glücklichen Gartenbesitzern zählen darf, wird dieses Gefühl noch verstärkt.
Gewiss war jetzt jeder einzelne von uns gefragt, noch sensibler zu sein für die Bedürfnisse der jeweils anderen, mehr Rücksicht zu nehmen und für die anderen da zu sein, um sich gegenseitig auch immer wieder zu entlasten.
Meine Frau und ich waren uns schnell einig, dass auch unter diesen Umständen eine gewisse Ordnung und Struktur wichtig oder sogar noch wichtiger ist. Neue Anforderungen erfordern auch eine neue Ordnung, und über diese neue Ordnung bei uns zu Hause werde ich das nächste Mal berichten.
Marco Mühl
(Katholisches Familienwerk)