Echte Bildung ist immer Herzensbildung
Katholische Erwachsenenbildung
10.000nde Frauen und Männer lernen Kirche jedes Jahr als Bildungsanbieter kennen: bei Vorträgen, Workshops, in Reihen und Einzelveranstaltungen, in Seminaren und Lehrgängen. Bei den Gliederungen der Katholischen Aktion, den Referaten des Seelsorgeamtes, in Bildungsabenden in Pfarren u.v.m erfahren Menschen: Kirche bildet Herz und Hirn - ein Leben lang.
Der christliche Glaube ist von seiner inneren Dynamik auf Lernen angelegt und deshalb spielt Bildung immer eine zentrale Rolle im Leben der Kirche. Wer sich der Botschaft vom Gottes Wirken in der Welt, von der Menschwerdung Gottes und der Auferstehung von den Toten aussetzt, verändert seine Weltsicht, bildet neue Gemeinschaften und will Gott und seine Geschöpfe immer besser kennenlernen und verstehen. Die ganze Schöpfung, jede Kreatur wird zum Ort der Gottesbegegnung und hinter jedem Wesen verbirgt sich der Bauplan Gottes. Es gibt keinen Widerspruch zwischen Glauben und Bildung und gerade die größten Naturforscher wie Kepler oder Newton waren von tiefer Religiosität durchdrungen.
Das deutsche Wort Bildung wurde von dem mittelalterlichen Theologen und Mystiker Meister Eckhart in die deutsche Sprache eingeführt. Im Hintergrund steht die Überzeugung dass der Mensch nach dem „Bilde Gottes“ geschaffen wurde. Bildung ist nun jener geistgewirkte Vorgang, durch den der Mensch Gott ähnlich wird. Damit ist Bildung in der Kirche nicht einer intellektuellen Elite vorbehalten, sondern ein lebenslanger Prozess des ganzen Gottes Volkes, der alle Ebenen des Menschlichen umfasst. Herz, Hirn und Hand stehen im Mittelpunkt katholische Erwachsenenbildung (EB), damit das wahrhaft Menschliche einer Person immer mehr zum Vorschein kommen kann. In diesem Sinne verfügte der einfache Bauer Franz Jägerstätter über eine überdurchschnittlich religiöse und sittliche Bildung.
„Gebildet sind Menschen dann, wenn das Wissen, das sie in ihrem Kopf speichern können auch mit der Herzensbildung einhergeht“, betonte Bischof Dr. Alois Schwarz im Rahmen des diesjährigen Familienfasttages.
Die katholische EB ist zurzeit ein großer und sehr angesehener Teil der Erwachsenenbildung insgesamt. Das ist ein Beweis dafür, wie zeitgemäß und fachlich ausgereift katholische Bildungsarbeit ist. Das gibt der Kirche die Möglichkeit, in einem für die Gesellschaft so wichtigen Bereich wie Bildung mitbestimmend mitzuarbeiten.
Katholische EB greift dabei vor allem Themen auf, die sonst in der Gesellschaft zu kurz kommen. Dabei ist das Angebot so vielfältig wie die Lebenswelten und Fragen der Menschen: Familie, Erziehung, Gesundheit, Politik, Wirtschaft, Glaube, Altern, Trauer uvm. Dabei wird nicht verdoppelt, was es ohnehin schon gibt, und wenn, dann mit einem ganz speziellen Blickwinkel auf die Welt. Dadurch leistet katholische EB einen mehrfach wichtigen Dienst am heutigen Menschen und stellt sicher, dass Kirche in Augenhöhe mit den Menschen bleibt:
Sie legt die schöpferischen Qualitäten des Menschen frei und hat überall dort ihren unersetzlichen Platz, wo sie mit allem Nachdruck deutlich macht, dass der Mensch nicht nach der Nützlichkeit für Gesellschaft und Markt einzuschätzen sei, sondern als Bild Gottes mit einer Würde ausgestattet ist.
Auftrag katholischer Erwachsenenbildung ist, die Menschen über ihre existentiellen Fragen wieder an die Frage nach Gott heranführen und ihnen einen anderen oder überhaupt ersten Zugang zur Tradition der Kirche zu eröffnen, damit sie dann vielleicht wieder den Weg in ihre konkrete Pfarrgemeinde finden. Über Angebote wie „Basisinfo Christentum“ macht katholische Erwachsenenbildung die Menschen im Glauben mündig und auskunftsfähig.
„Rede von Evangelium nur, wenn du gefragt wirst, aber lebe so, dass du gefragt wirst.“ Christen reden über den Glauben durch Worte und durch Taten. Deshalb gehört zur katholischen EB immer eine stark gesellschaftsbezogene und gesellschaftsverändernde Komponente. In einer Zeit, in der das Vertrauen in die Politik und in die Funktionsfähigkeit der Institutionen des demokratischen Staates schwindet, fördert katholische EB das Wissen um gesellschaftspolitische Vorgänge. So vermittelt ein „Lehrgang über Zivilcourage“ Instrumentarien für aktive Bürgerbeteilung und Methoden für das Engagement im öffentlichen Bereich.
Katholische EB zeichnet sich nicht nur durch die Auswahl der Themen aus, sondern auch durch die Orte, an denen sie stattfindet. Seit zehn Jahren bietet das Katholische Bildungswerk Kärnten in einem österreichweit einmaligen Projekt in der Justizanstalt Klagenfurt Kurse zur Persönlichkeitsbildung an und verhilft so vielen Strafgefangenen zu einer einmaligen Chance der Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Persönlichkeit. Aktuell werden Familien mit Migrationshintergrund in Klagenfurt und Villach zuhause besucht, um mit ihnen gemeinsam den Schuleinstieg ihrer Kinder vorzubereiten und ihnen einen positiven Zugang zu Bildung zu vermitteln. Dadurch leistet katholische EB neben dem Grundauftrag Verkündigung auch einen wichtigen Dienst am Nächsten.
Neben den beiden kirchlichen Bildungshäusern Stift St. Georgen und Sodalitas in Tainach/Tinje bieten das Katholische Bildungswerk in den Pfarren, die Katholische Frauenbewegung, das Katholische Familienwerk und der Katholische Akademikerverband ein differenziertes Bildungsangebot an. Aber auch ein Blick in die Angebote der Ordenseinrichtungen lohnt sich für Bildungsinteressierte.
Mag. Ernst Sandriesser
(Leiter Katholisches Bildungswerk)