Organisation

Katholisches Bildungswerk

„Die Rolle der Katholischen Kirche für die slowenische Volksgruppe in Kärnten“

Ein Vortrag des Diözesanbischofs Dr. Marketz in Hermagor

Auftakt der Vortragsreihe “ Religion, Kirche und Gesellschaft“ mit einem Vortrag von Diözesanbischof Dr. Josef Marketz - von links: Bürgermeister DI Leopold Astner, unknown, Dr. Josef Marketz, Uniz.-Doz. Dr. Peter Jordan, Organist Bernhard Plattner (c) Hans Jost
Auftakt der Vortragsreihe " Religion, Kirche und Gesellschaft" mit einem Vortrag von Diözesanbischof Dr. Josef Marketz - von links: Bürgermeister DI Leopold Astner, unknown, Dr. Josef Marketz, Uniz.-Doz. Dr. Peter Jordan, Organist Bernhard Plattner (c) Hans Jost

Vor einem stattlichen Publikum, auch in Anwesenheit des Bürgermeisters DI Leopold Astner und der katholischen Geistlichkeit von Hermagor und Umgebung, hielt Diözesanbischof Dr. Josef Marketz am 13. April 2023 im Rahmen der von Uniz.-Doz. Dr. Peter Jordan organisierten Vortragsreihe „Religion, Kirche und Gesellschaft“ der römisch-katholischen Pfarre Hermagor und des Katholischen Bildungswerks Kärnten einen Vortrag zum Thema „Die Rolle der Katholischen Kirche für die slowenische Volksgruppe in Kärnten“.

(c) Hans Jost
(c) Hans Jost

Diese Rolle war jedenfalls in der Geschichte sehr bedeutend. Slowenen in allen von ihnen besiedelten Gebieten waren von der Reformation so gut wie vollständig erfasst worden. Sie hatten mit Primož Trubar auch einen eigenen Reformator, der die Bibel ins Slowenische übersetzte und damit einen ersten Standard der slowenischen Sprache schuf (so wie Luther mit seiner Bibelübersetzung einen ersten des Deutschen). Dann hat aber die katholische Gegenreformation auch auf die Slowenen voll durchgeschlagen – mit Ausnahme der Slowenen im damaligen Ungarn (im heute ungarischen Gebiet von Sankt Gotthard [Szentgotthárd] und im heute slowenischen Übermurgebiet [Prekmurje]), wo die Gegenreformation weniger als in den österreichischen Gebieten von der Staatsmacht unterstützt war. In der Zeit des nationalen Erwachens (19. Jahrhundert) hatten die Slowenen kein eigenes Bürgertum, das sonst überall der Träger der nationalen Ideen war. Es war in Krain [Kranjska], der Steiermark/Štajerska und Kärnten/Koroška deutsch, im Küstenland [Littorale/Primorska] venezianisch. Die katholische Geistlichkeit sprang in die Bresche und wurde zur Führungselite und zum Bannerträger der slowenischen Nationalbewegung in allen slowenischen Gebieten. Das führte zu einer innigen Verbindung zwischen der Katholischen Kirche und den Slowenen, und der Katholizismus wurde ein Teil ihrer Identität. Im heutigen Slowenien hat die kommunistische Phase aber eine gewisse Abkühlung und Distanzierung bewirkt und der Anteil von Personen ohne Bekenntnis ist in Slowenien ziemlich hoch. In Kärnten blieb die Katholische Kirche aber ein Hort und Identitätsanker der slowenischen Volksgruppe. Die slowenische Sprache ist in Kärnten im öffentlichen Raum nirgends so präsent wie im kirchlichen Bereich.

Dr. Josef Marketz
Dr. Josef Marketz (c) Hans Jost

Der Bischof, der selbst der slowenischen Volksgruppe entstammt, ging in seiner natürlichen Art, in erzählerischer Form und bewusst auf jede Art von Illustrationen verzichtend („Sie lenken nur von der Wirkmacht des gesprochenen Wortes ab.“) aber mehr auf die nicht immer glückliche Geschichte der interethnischen und interkulturellen Beziehungen zwischen Mehrheitsgesellschaft und Minderheit in Kärnten ein und hob dabei vor allem die kulturellen Gemeinsamkeiten hervor, aufgrund derer man von einer gemeinsamen Kärntner Kultur sprechen könne, die sich aus zwei Quellen speist. Er betonte auch besonders die Bedeutung der Sprache als Identitätsmerkmal und wie wichtig es daher auch für die Katholische Kirche in Kärnten sei, die Sprache der Minderheit zu pflegen. Sprache ist gemeinschaftsbildend – sie schließt ein und schließt aus. Inwiefern die Kärntner slowenischen Dialekte als die bodenständigste, kulturell sehr wertvolle, aber äußerst bedrohte Sprachebene mit gepflegt werden oder werden könnten, blieb offen.

Die rege Diskussion drehte sich auch um andere Inhalte slowenischer Identität in Kärnten wie um das Liedgut, auch um die slowenischen Flurnamen und die zweisprachigen Ortstafeln, bewegte sich aber durchwegs in einem minderheitenfreundlichen Klima wie es heute zum Glück wieder viel weiter verbreitet ist.

Der Abend klang mit einer Bewirtung in der „Lehrothek“, zu der Direktor Mag. Werner Wölbitsch freundlicherweise eingeladen hatte, gesellig aus.

Bericht von Uniz.-Doz. Dr. Peter Jordan

Am Do, 25. Mai 2023 | 19 Uhr spricht Univ.-Doz. Dr. Peter Jordan zum Thema:

"Sakralsprachen und der enge Zusammenhang von Religion und Schrift"

ANMELDUNG unter ka.kbw@kath-kirche-kaernten.at

INFO bei Peter Jordan unter peter.jordan@oeaw.ac.at und 04282/2414

KOSTENFREI!