Organisation

Katholischer Akademikerverband

Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere – Fremde überall

KAV-Tagesreise zur Kunstbiennale nach Venedig

Es war ein langer Tag, randvoll mit Kunst. Im Oktober machte sich die „Neigungsgruppe Kunst“ im Katholischen Akademikerverband Kärnten wieder auf den Weg in die „Serenissima“ um möglichst viele Eindrücke von der diesjährigen Kunstbiennale zu gewinnen. Starker Regen, Wind und Aqua alta konnten den Kunstgenuss in Venedig nicht trüben. Die kurzen Wege zwischen den einzelnen Länderpavillons in den Giardini und der Verbindungspfad zu den großen Ausstellungshallen im Arsenale waren dennoch herausfordernd.

Schwellensituationen

Wir verbrachten viel Zeit im Deutschen Pavillon in den Giardini. Dort wurden unter dem Titel „Thresholds“ zwei Projekte gezeigt: Ersan Mondtags „Monument eines unbekannten Menschen“ und Yael Bartanas „Light to the Nations“. Mondtag beschäftigt sich mit dem kollektiven Gedächtnis und den Geschichten von Migranten, besonders mit der seines Großvaters, der aus Anatolien nach Berlin kam. Er nutzt Erde aus Anatolien und einen Boden aus einem alten Kulturhaus, um Erfahrungen von Migranten mit der Geschichte der Arbeiter in Deutschland zu verbinden. Bartana hingegen schafft mit ihrem Projekt ein Raumschiff, das als Medium der Erlösung fungiert und Menschen zu unbekannten Galaxien transportiert. Sie verbindet futuristische Ideen mit jüdischen mystischen Lehren und zeigt, wie neue Gesellschaftsformen ohne nationale Grenzen entstehen können. Bartanas Arbeit bietet eine Zukunft, die sowohl positive als auch negative Aspekte hat und das Verhältnis zwischen Vergangenheit und Zukunft untersucht. Beide Künstler beschäftigen sich mit Themen wie Erinnerung, Identität und dem Wunsch nach Zugehörigkeit.

Migrationserfahrungen

Im Österreich-Pavillon war es ruhiger und beschaulicher. Er wurde von Anna Jermolaewa gestaltet. Die in Leningrad (UdSSR) geborene und seit 1989 in Wien lebende Künstlerin ist eine genaue Beobachterin des menschlichen Zusammenlebens und seiner gesellschaftlichen Bedingungen. Persönliche Migrationserfahrungen und Formen des gewaltlosen Widerstands gegen autoritäre Regime prägen die unterschiedlichen Arbeiten der Künstlerin. Die Präsentation im Pavillon ist eine Kombination aus Videos, Installationen, Leuchtobjekten und Sound. Jermolaewas Beitrag interpretiert das von Kurator Adriano Pedrosa formulierte Generalthema der Kunstbiennale 2024, das mit „Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere“ das Thema der Fremde, der Migration sowie Fragen nationaler Identität und kultureller Diversität in den Mittelpunkt stellt.

Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe

Dieses Motto der diesjährigen Biennale wurde unter anderem in viele Sprachen übersetzt und in Form von Leuchtschriften im Arsenale in der Nähe des Teatro alle Tese präsentiert. Auffallend an der 60. Ausgabe der Kunstbiennale Venedig war die Auseinandersetzung mit dem kolonialen (Kultur-)Erbe, was sich besonders in Beiträgen aus Lateinamerika, Afrika, aber auch aus Australien und Neuseeland zeigte. Ein besonderer Ausstellungsbeitrag kam aus Benin. Der westafrikanische Staat war heuer zum ersten Mal auf der Biennale vertreten. Auffällig dabei ist ein iglu-ähnlicher Bau, der aus Benzinkanistern besteht. Der Künstler Romuald Hazoumè hat die Kanister mit den Griffen nach innen auf- und nebeneinander gestapelt, und durch den Schattenwurf wirken die Kanister wie Masken. Beeindruckend.

Gebet in San Zaccaria

Ein Besuch in der Chiesa di San Zaccaria für ein kurzes Gebet und die Betrachtung von Giovanni Bellinis Altar-Meisterwerk „Sacra Conversazione“, das um 1505 entstanden ist, und dann noch eine Stärkung vor der nächtlichen Heimreise in einer Trattoria in der Nähe von San Marco beschlossen den ereignisreichen Tag.

Bericht: Karl-Heinz Kronawetter

Ein HINWEIS: Die Biennale di Venezia 2024 ist noch bis 24. November geöffnet.

Videobericht vom Biennale-Besuch:

https://www.facebook.com/KathAkademikerverbandKaernten/videos/1240337007117052