Über die Inszenierung der eigenen Person
Maria Saaler Gespräch mit dem Soziologen Manfred Prisching
„Das Selbst, die Maske, der Bluff“ lautete das Motto eines „Maria Saaler Gespräches“ mit dem bekannten Grazer Soziologen Manfred Prisching. Es fand am 9. November 2013 im Maria Saaler „Haus der Begegnung“ vor großem Auditorium statt. Unter der Moderation von KAV-Vorstandsmitglied Karl-Heinz Kronawetter gab Prisching nicht nur eine profunde Zeitanalyse, sondern auch Einblick in seine Art Soziologie zu betreiben, die die enge Methodik eines reinen Empirikers überschreitet.
Nach einer kurzen Skizze unserer zweidimensional auf „Geld und Spaß“ basierenden spätmodernen Gesellschaft, entwickelte der Soziologe seine Theorie des Konsumierens, bei der das Konsumverhalten als wesentliches Mittel zur menschlichen Identitätsgewinnung verstanden wird. Um Identitätsfindung geht es auch in seinem (leider schon vergriffenen) letzten Buch „Das Selbst, die Maske, der Bluff“. Zeitgenossen stehen nämlich in einer grundlegenden Spannung zwischen Individualisierungsimperativ („Sei einzigartig!“) und den Konformitätsansprüchen der Gesellschaft („Welcher Typ sind Sie eigentlich?“). Um diese Zerreißprobe zu bestehen, behilft sich das Selbst mit einer Inszenierung: Der Bluff tritt auf den Plan. Alle spielen Theater, tricksen und täuschen, im Privaten und im Politischen, sagte Prisching und ergänzte: „Aber alle wissen auch, dass alle spielen!“
Ob man diesem Zeitgeist nun auch widerstehen könne, fragte das Publikum. Ja, antwortete Prisching, denn „es gibt auch ein richtiges Leben im Falschen“. Zur Stärkung eines alternativen Lebenstiles wurde dann u. a. auf die Notwendigkeit von Bildung verwiesen.
Die Reihe „Maria Saaler Gespräche“ wird vom Katholischen Akademikerverband in Zusammenarbeit mit der Pfarre Maria Saal organisiert.