Anwesenheit - real und simuliert
Die Kunstinstallation LUMEN / NUMEN des Kunstlerduo zweintopf im [ ] Kunstquadrat Maria Saal
Am 1. Oktober 2021 wurde die 4. Ausgabe des [ ] Kunstquadrates Maria Saal eröffnet. Dieses Kunst-Kirche-Gemeinschaftsprojekt des Katholischen Akademikerverbandes (KAV) mit der Pfarre Maria Saal zeigt heuer bis zum 21. November die Kunstinstallation LUMEN / NUMEN des Künstlerduos zweintopf.
Dr. Ursula Fina, die kunstsinnige stellvertretende Vorsitzende des KAV-Kärnten, stellte das in der Steiermark lebende Künstlerduo zweintopf vor. Dr. Karl-Heinz Kronawetter, Mitglied des KAV-Vorstandes, gab in seiner Eröffnungsrede Denkanstöße zur diesjährigen Kunstinstallation, die hier gekürzt und zusammengefasst wiedergegeben wird.
LUMEN / NUMEN
Schon der Name LUMEN / NUMEN öffne einen weiten Interpretationsspielraum, sagte Kronawetter. Lichtsignale wie das Blinken eines Leuchtturms an der Küste oder ein Ampelsignal an einer Kreuzung können Reales bezeichnen, sie können Realität aber auch erst schaffen. Die Erscheinung des Lichtes weise dabei auf eine dahinter liegende Wirklichkeit.
Der Begriff NUMEN stehe in der Religionswissenschaft für eine Macht bzw. Kraft, die auf Mensch und Natur einwirke. Furcht und Schauder (mysterium tremendum), aber auch eine besondere und faszinierende Anziehung (mysterium facinosum) prägen das Verhältnis des Menschen zum Numinosen, zur Sphäre des Heiligen, so der bekannte Religionswissenschafter Rudolf Otto.
Diese Kunstintervention von zweintopf arbeitet mit Licht - LUMEN. Drei Leuchtkörper erhellen den Raum in verschiedenen Farbtönen und verändern sich stetig. Das Duo zweintopf verwendet TV-Simulatoren, die mit ihren durch einen speziellen Algorithmus generierten Lichtimpulsen nach außen vermitteln sollen, dass im Inneren einer Wohnung, eines Hauses (ja auch eines Gotteshauses) jemand zuhause, d.h. anwesend sei.
Das rühre auch an die philosophisch-erkenntnistheoretische Grundfrage, wie denn äußerliche Phänomene mit der dahinter bzw. tiefer liegenden Welt zusammen hängen. Auch die medientheoretische Fragestellung, ob Medien Wirklichkeit abbilden oder erst konstruieren, schwinge hier auch noch mit, sagte Kronawetter.
Anwesenheit des Abwesenden
In der Kunstinstalltion LUMEN / NUMEN werde die Anwesenheit eines Abwesenden bzw. Verborgenen thematisiert. Es erinnere auch daran, dass der alles umfassende dreieinige Schöpfergott nicht in ein konkretes Bild zu fassen sei, so sehr dies auch immer wieder versucht wurde.
Die Besucher des Kunstquadrates sind eingeladen, diese Kunstinstallation nicht nur zu betrachten, sondern auch in das Kunstwerk selbst einzutreten. Zwischen den drei Leuchtkästen haben die Künstler Sitzobjekte positioniert, die zum Verweilen einladen. „Vielleicht erfahren Sie dadurch ja auch einen göttlichen ‚Wink‘ - oder ein bestätigendes ‚Nicken‘, so Kronawetter an die zahlreich erschienenen Ausstellungsbesucher*innen, indem er auf die Ursprungsbedeutung des lateinischen Wortes NUMEN Bezug nahm.
Musikalische Gestaltung
Die Eröffnung der Ausstellung wurde musikalisch von Michael Tavernaro am Fagott gestaltet. Neben der Träumerei von Robert Schumann und einem Menuett von Joh. Sebastian Bach gab er auch „Prayer on the seashore - In memoriam of victims of earthquake und nuclear reactors“, ein Stück des japanischen Komponisten Kohei KONDO, zum Besten.
- Das Kunstquadrat in der Stiftskirche Maria Saal ist bis 21. November 2021 täglich geöffnet.
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