„Wir brauchen ein Leben in Gemeinschaft und Vielfalt“
KAÖ-Präsident bei Lehrer-Fortbildungstag in Graz: Alternativen zu einem zunehmend „technogen“ geprägten Leben gemeinsam verwirklichen
Eine wesentliche Aufgabe auch von Schule ist es heute, ein Leben in Beziehungen, in Gemeinschaft und in Vielfalt zu fördern. Das hat der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, bei einem Fortbildungstag für 140 Lehrkräfte in Graz unterstrichen. Das Leben der Menschen werde immer stärker von Technik, besonders Informationstechnik und Künstlicher Intelligenz (KI) geprägt und dominiert. Der Algorithmus, der diesem „technogenen Leben“ zugrunde liegt, „kennt keine Zwischentöne“, gibt Kaineder zu bedenken. Fast alle Lebensprozesse würden heute „maschinell“ und leistungsorientiert gedacht, bis hin zum Liebesleben und zur Sexualität. Verbunden damit werde „alles ökonomisiert, alles muss der Geldvermehrung dienen“.
Die Folge sei „ein Leben in den ‚Undingen‘ statt in den Dingen. Wir leben in den Informationen über die Dinge, nicht mehr in den Dingen selber“, so der KAÖ-Präsident, und am Ende „ist der Mensch überflüssig“. Der koreanische Philosoph und Kulturwissenschaftler Byung
Chul Han spricht in dem Zusammenhang von einer „Hin-Nivellierung auf das Immer-Gleiche“ und einer „Austreibung des Anderen“.
Der nötige Gegenentwurf dazu sei ein Leben in Beziehungen, in Vielfalt und Diversität, hebt Kaineder hervor. Diese „convivale“ Leben sei geprägt von Zusammengehörigkeit und Zusammenhalt. Es rechne mit „Zwischentönen und Überraschungen“ und anerkenne die eigenen Grenzen und die der Mitmenschen und auch der Natur und der Ressourcen der Erde und wisse auch das „Weniger“ und die Genügsamkeit zu schätzen. In einer so aufgefassten Lebenseinstellung und Lebensweise „haben auch Leid und Tod ihren Platz“.
Kirche und auch Schule hätten die Aufgabe, diese Lebensweise zu fördern, Wege dahin zu öffnen. Im Blick auf das religiöse Leben sagte Kaineder in dem Zusammenhang: „Das Heilige ist ein Ereignis der Stille, des Lauschens. Digital kann nicht lauschen, nicht still sein. Es ist im Dauerproduktionsmodus.“
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