Organisation

Katholische Aktion

„An tiefgreifender ökologischer Umkehr führt kein Weg vorbei“

Katholische Aktion ruft dazu auf, den aktuellen Bericht des Weltklimarates ernst zu nehmen – Vorschlägen der jungen Generation endlich Raum geben

Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) ruft dazu auf, den nun veröffentlichten Bericht des Weltklimarates (IPCC) mit seinen massiven Warnungen ernst zu nehmen und den Weg einer tiefgreifenden ökologischen Umkehr einzuschlagen. „Wenn wir unsere Lebensbasis nicht verbrauchen oder gar abfackeln wollen, dann braucht es eine neue sozial-ökologisch-spirituelle Balance gegenüber und mit der uns umgebenden Mitwelt“, unterstreicht das Präsident:nnen-Team der KAÖ in einer Reaktion auf den am 20. März veröffentlichten Bericht.

Besondere Kritik übt die KAÖ an der „fatalen aber gängigen Tendenz sowohl bei Einzelpersonen bis hin zur Politik und Wirtschaft, die größere Perspektive der anderen Erdenbewohner auszublenden, sowohl die der nahen als auch der fernen, die der gegenwärtigen und der zukünftigen“. „Solange wir nicht im Ganzen denken und handeln, die gesamte Erdkruste als bewohnbare Basis für Menschen und Tiere begreifen, werden wir den ökologischen und damit auch den sozialen Faden nicht finden“, betonen Ferdinand Kaineder, Katharina Renner und Brigitte Knell.

„Als Katholische Aktion wollen wir alles tun, um einem neuen Denken und Handeln Platz zu verschaffen. Wir hinterfragen die technogen-technokratischen Heilsversprechen, dass alles mit neuen Techniken lösbar wird, ohne selbst etwas ändern zu müssen. Wir sagen ganz offen in unserem Dossier zur ökologischen Umkehr und Mitweltgerechtigkeit, dass es ein radikales Umdenken braucht und der Weg weiter in die ökologische Sackgasse nicht begangen bzw. - viel öfter – nicht befahren werden darf.“

Besonders ruft das KAÖ-Präsident:innen-Team dazu auf, „den jungen Menschen, die sich auf verschiedenste Art Gehör verschaffen wollen, endlich Raum zu geben, ihre Vorschläge umzusetzen - nicht im Kleinen und individuell, sondern als politischen Rahmen“. Als Beispiel nennen die KAÖ-Verantwortlichen eine Entschleunigung auf Autobahnen und Freilandstraßen auf 100/80, wie etwa in den Niederlanden. Hier habe sich zeigt, „dass es vor der Einführung oft keine breite Zustimmung gibt, aber nach Einführung die Plausibilität wächst“.

Kleinreden des Klimawandels hilft nicht weiter

„Wir fordern Politik, Wirtschaft und alle anderen Institutionen und gesellschaftlichen Kräfte auf, in sozial-ökologisch-spirituelle Vorleistung auf Zukunft zu gehen. Dazu liegen ganz konkrete Vorschläge seit Jahren auf dem Tisch. Der Umbau, die Transformation der gesellschaftlichen Entwicklung findet ohnehin statt. Was uns nicht weiterhilft: das Kleinreden der Klimaveränderung, das Festhalten an fossilen Energieverbrauchsformen wie Verbrennungsmotoren, eine Hinter-uns-die-Sintflut-Mentalität“, so das Präsident:innen-Team der Katholischen Aktion.

Die KAÖ erinnert weiter daran, dass der aus der Bibel stammende Satz „Macht euch die Erde untertan" bis heute oft falsch verstanden wird. „Das Verhältnis zur Natur und zur Mitwelt wie beispielsweise zu den Tieren darf kein ‚Herrschaftsverhältnis‘ sein, sondern muss ein respektvolles Zueinander sein. Richtig verstanden führt uns die Bibel in eine Sichtweise, dass alles Lebendige beseelt ist und deshalb nicht einfach gebraucht werden darf. Die Dinge dieser Welt sind uns zum behutsamen Gebrauch aufgegeben und nicht einfach zum Verbrauchen. Was wir verbrauchen, wird im Grunde wertlos. Wir stellen uns eindeutig gegen das weit verbreitete ‚Wertlos-Denken‘ im Blick auf unsere Um- und Mitwelt. Und auch alles nach Geld zu bewerten, entspricht nicht dem inneren und äußeren Wert dessen, was uns umgibt.“

„Die Menschheit steht auf dünnem Eis"

Der Weltklimarat warnt in seinem Bericht, ohne tiefgreifende und schnelle Verringerung der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen wird noch in diesem Jahrzehnt das 1,5-Grad-Limit überschritten - mit heftigen Folgen für die Natur und damit auch für die Menschen. Fast alle Szenarien für den kurzfristigen Treibhausgasausstoß der Menschheit sagen laut IPCC eine Erderwärmung um 1,5 Grad im Zeitraum 2030 bis 2035 voraus. Aktuell liegt die durchschnittliche Erwärmung bei etwa 1,1 Grad, in Österreich sogar bei rund zwei Grad. Die Emissionen sollten daher bereits jetzt zurückgehen und müssten bis 2030 um fast die Hälfte gesenkt werden, wenn die Erwärmung wie vereinbart auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit (1850 bis 1900) begrenzt werden soll.

Die Folgen von mehr als 1,5 Grad Erwärmung wären verheerend: Extremwetterereignisse, Ernteausfälle und damit Nahrungsmittelknappheit, in weiterer Folge Dürren; Hungersnöte, Zerstörung ganzer Öko-Systeme, Chaos und Kriege. „Die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre ist so hoch wie zuletzt vor zwei Millionen Jahren. Die Klimazeitbombe tickt“, sagte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. „Aber der heutige IPCC-Bericht ist ein Leitfaden zur Entschärfung der Klimazeitbombe. Er ist ein Überlebensleitfaden für die Menschheit.“ Er nahm dafür die Industrieländer, die auch historisch für den größten Teil der Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich sind, in die Pflicht.

„Insbesondere müssen sich die Staats- und Regierungschefs der Industrieländer verpflichten, Netto-Null (Klimaneutralität) so nah wie möglich am Jahr 2040 zu erreichen. Alle sollten darauf abzielen, diese Grenze zu respektieren. Das kann geschafft werden“, so Guterres. Aufstrebende Volkswirtschaften sollten 2050 anpeilen. Denn: „Die Menschheit steht auf dünnem Eis – und dieses Eis schmilzt schnell.“ Um das Ziel des Pariser Klimaabkommens in Reichweite zu halten, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sei ein „Quantensprung bei den Klimamaßnahmen“ in allen Bereichen und in allen Ländern notwendig.

Der Weltklimarat wies aber auch darauf hin, dass die Erwärmung im Falle eines Überschreitens eines bestimmten Niveaus, etwa der 1,5-Grad-Grenze, trotzdem schrittweise wieder reduziert werden könne. Nötig wäre dazu aber ein negativer globaler Netto-CO2-Ausstoß, der nicht nur erreicht, sondern auch aufrechterhalten werden müsste. (21.3.2023)