Wo Christen die Todesstrafe droht
Seit Diokletian wurden noch nie so viele Christen verfolgt wie heute. Christa Chorherr zeigt dies auf.
„Christ-Sein in islamischen Ländern war noch nie so gefährlich wie heute“, sagt Christa Chorherr und belegt dies in einem erschütternden Buch. von Gerald Heschl


„Muslime im Westen fordern ihre Anerkennung. Christen unter dem Islam kämpfen um ihr Leben.“ Die Autorin und Islam-Expertin Christa Chorherr schildert die Leidensgeschichte der Christen im Nahen und Mittleren Osten in ihrem Buch „Im Schatten des Halbmonds“. Schon Papst Benedikt XVI. sprach vom Christentum als der am meisten verfolgten Religion. Papst Franziskus hat zuletzt vermehrt auf die fehlende Religionsfreiheit in vielen Ländern hingewiesen und speziell die islamischen Länder gebeten, Glaubensfreiheit zu gewähren – jene Glaubensfreiheit, die Moslems im Westen genießen.
Mit Christa Chorherr sprach der „Sonntag“ über ihr aktuelles Buch (detaillierte Besprechung siehe rechte Spalte):
Sie berichten sehr ausführlich über die Verfolgung, der Christen in islamischen Staaten ausgesetzt sind. Der Westen schaut diesem Treiben meistens tatenlos zu. Warum?
Chorherr: Ich glaube, dafür gibt es mehrere Gründe. Wir leben hier in einem Rechtsstaat, in dem es einfach unzulässig ist „aufzurechnen“. Viele Menschen verstehen z. B. nicht, dass es „rechtens“ ist, dass es in Saudi Arabien keine christlichen Symbole geben darf und hier in Wien ein „Dialogzentrum“ König Abdullah gegründet und eröffnet wird, wo für den extrem islamistischen Wahhabismus geworben wird.
In Österreich wird dies kaum thematisiert ...
Chorherr: Gerade Österreich ist ein sehr säkular denkendes Land geworden, viele wollen einfach nicht für etwas eintreten, was unter „Christen“ läuft. Ich höre öfters als Argument: auch Muslime werden verfolgt und vertrieben – z. B. in Syrien. Dazu kommt noch, dass die Medien meist auf die „zuletzt eingetretene Katastrophe“ hinweisen; das Syrienthema ist nahtlos von der Philippinentragödie abgelöst worden ... Andere wollen sich wieder ihre „Weihnachtsfreude“ nicht durch negative Nachrichten trüben lassen ...
Der Papst hat in seinem jüngsten Lehrschreiben die islamischen Staaten gebeten, Christen jene Glaubensfreiheit zu gewähren, die Moslems im Westen genießen. Sehen Sie eine Chance, dass dieser Appell bei den Adressaten ankommt?
Chorherr: Ich setze sehr auf unseren Papst Franziskus. Wenn er den interreligiösen Dialog wieder aufnimmt, könnte er durchaus etwas erreichen. Es geht darum, sowohl in ihrer Heimat als auch hier in Europa die „moderaten“ Muslime – also die Mehrheit – dazu zu bringen, sich gegen die Christenverfolgung zu stellen.
Welche Mittel und Wege sollten eingeschlagen werden, damit die Christenverfolgung ein Ende hat? Wie könnte ein interreligiöser Dialog aussehen?
Chorherr: Es gibt etwa im Nordirak Initiativen von Religionsführern, die gegen Zwietracht eintreten und die Machthaber auffordern, gegen Extremisten vorzugehen. Diese sollten vom Westen unterstützt werden. Solange aber westliche Länder Waffen an ex-tremistische Gruppen liefern, so lange sich westliche Länder fürchten, dass die Ölquellen nicht mehr für sie sprudeln könnten, solange westliche Regierungschefs mit riesigen Wirtschaftsdelegationen in diese Länder reisen und sich nicht trauen, auch auf diese Situation hinzuweisen, sehe ich kaum Chancen für einen ergebnisorientierten Dialog! Wenn bei der EU Chancen für die „moderat islamistische“ Türkei bestehen, aufgenommen zu werden und dort die Christen (und auch Journalisten) unter erheblichem Druck stehen, sehe ich keinen „Silberstreif am Horizont“ für ein Ende der Christenverfolgung.
Christa Chorherr: Im Schatten des Halbmonds. Verlag Styria Premium.