Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Starthilfe für ein Leben in Autonomie

Dreikönigsaktion 2024

Die „Heiligen Drei Könige“ bringen zum 70. Mal die Friedensbotschaft und den Segen für das neue Jahr nach Hause. Seit den frühen 50er-Jahren sammelten Kinder und Jugendliche durch das Sternsingen der Katholischen Jungschar bereits 520 Millionen Euro für Hilfsprojekte in aller Welt. 2024 im Fokus: Guatemala.

von Katja Schöffmann

In Kärnten gehen vom 27. Dezember bis 7. Jänner zum 70. Mal rund 7.000 Sternsinger:innen mit Wünschen für Weihnachtsfrieden und Gottes Segen von Haus zu Haus. Im Laufe der Jahrzehnte kamen an Spenden in Kärnten über 44 Mio. Euro zusammen, österreichweit sogar die Summe von 520 Mio. Euro.

70 Jahre gelebte Solidarität

Die Dreikönigsaktion (DKA) ist das Hilfswerk der Katholischen Jung-schar. Jede Spendenbox der Sternsingergruppen bewirkt Gutes. David Hofer und Jessica Weyrer als Projektreferent:innen freuen sich, dass „die Katholische Jungschar der Aktion den Spendenzweck für den globalen Süden verliehen hat“. So werden über 500 Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika unterstützt – heuer steht Guatemala im Fokus. Die Partnerprojekte der DKA verhelfen notleidenden Menschen zu wirksamen und langfristigen Verbeserungen von Lebensbedingungen. „Auf einzigartige Weise wird bei der Sternsingeraktion die Verkündigung der Frohen Botschaft mit gelebter Solidarität verknüpft“, ist Diözesanjugendseelsorger Jakob Mokoru überzeugt.

„Tierra Nuestra“ – „Unsere Erde“

Der Großteil der Bevölkerung Guatemalas leidet an Unterernährung und Mangel an Trinkwasser. Die Folgen sind gesundheitliche Schäden. Schulabbruch ist weit verbreitet. Viele Kinder arbeiten beispielsweise in Autowaschanlagen, Reifenwerkstätten oder in Bäckereien, statt in die Schule zu gehen. Das verschlechtert die Chancen auf eine gute berufliche Zukunft.

Zwei Projektpartner:innen der Dreikönigsaktion aus Guatemala waren kürzlich in Kärnten zu Gast, um einen konkreten Partner der DKA vorzustellen. Die Fundación Tierra Nuestra (zu Deutsch: „Stiftung Unsere Erde“) verhilft Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Guatemala, wieder Perspektiven für ihr Leben zu erlangen. Ein weiterer Partner ist die Organización ODHAG (für Menschenrechte).

Beispielsweise lernen junge Menschen vom Land, nachhaltig landwirtschaftliche Projekte selbstständig umzusetzen. Dies ermöglicht ihnen, im Leben Fuß zu fassen. Liz Coronado, eine der beiden Projektpartner:innen, arbeitet für die Fundación Tierra Nuestra. Sie erzählt: „Der Großteil der Kinder in Guatemala kann nicht zur Schule gehen und hat so schlechtere Berufsschancen“. Coronado arbeitet bei Tierra Nuestra. „Ich gehe hi-
naus in die abgelegenen Dörfer Guatemalas und begleite u. a. junge Menschen in Entwicklungsprojekten in den Dörfern und Gemeinden am Land“, so Coronado.

Es gibt drei Projektbereiche, die auf dem Weg zu einem besseren Leben begleiten. Bildungsprogramme auf regionaler Ebene erarbeiten mit jungen Menschen Themen wie gute Lebensführung oder Geschlechtergleichstellung. Ein wirtschaftliches Training führt im Idealfall zur Gründung eigener Mini-Projekte wie beispielsweise in der Tierzucht (z. B. Hühner oder Fische), oder das Herstellen und Verkaufen von Lebensmitteln (Brot oder Kuchen, Marmeladen, eingelegte Chili etc.). Ein dritter Bereich bietet die Teilhabe an politischen Aktionen: Jugendliche können Vorschläge für die Regionalpolitik ausarbeiten und den Behörden vorschlagen.

Der Weg zur eigenen Hühnerfarm

Ein positives Beispiel, wie es klappen kann, hat Liz Coronado nach Kärnten mitgebracht: Orelio Godinez hat es mit Hilfe von Tierra Nuestra geschafft: Am Anfang stand die Auswanderung in die USA – in voller Hoffnung auf ein besseres Leben. Er erzählt: „Die Auswanderung von Minderjährigen ist in Lateinamerika weit verbreitet. Jugendlichen in den ländlichen Regionen Guatemalas wird die Chance genommen, den Weg in die Arbeitswelt zu schaffen. Wirtschaftliche Ressourcen werden untergraben.“

2016 wagte Godinez den gefährlichen Weg in die USA: „Voraussetzung war, dass sich ein Familienmitglied in den Staaten um mich kümmert. Kriminelle Gruppen kontrollieren die Grenze zwischen Mexiko und den USA. Endlich angekommen, lehnte mich plötzlich mein Verwandter ab. Ich musste zurück nach Guatemala.“ Zu Hause warteten neue Probleme: „Ich hatte 10.000 € Schulden, wand mich an Tierra Nuestra. Mit finanzieller Hilfe konnte ich meine eigene Hühnerfarm gründen! Ich begann ein Krankenpflege-Studium und arbeite jetzt mit Neugeborenen im Krankenhaus.“ Ein Traum sei für Godinez wahr geworden: „Ich konnte in meinem Land bleiben und einen passenden Job finden“, freut er sich.

Zu Besuch in Kärntner Schulen

Der Kooperation mit der Katholischen Jungschar Kärnten ist es zu verdanken, dass die beiden Gäste aus Guatemala auch Kärntner Schulen einen Besuch abstatten konnten. In der Mittelschule Görtschitztal konnten Coronado und Godinez beispielsweise den Kindern bei einem Workshop Spannendes über ihre Kultur und über die aktuelle Situation in Guatemala erzählen. Sie brachten den Jugendlichen nahe, was Spenden in Guatemala alles bewirken können. Coronado: „Wir erzählen im Religions- oder Musikunterricht über unsere Kultur, über die Mayas, über Kinderarbeit, Migration und die Arbeit von Tierra Nuestra. Am Ende spielen wir noch ,Stille Post‘ auf Spanisch.“

Informationen mit vielen Hintergrundinformationen und Fotos rund um 70 Jahre Sternsingen sowie zu den aktuellen Projekten: www.sternsingen.at (siehe QR-Code) und unter www.dka.at/sternsingen

Spendenkonto:

Empfänger: Dreikönigsaktion

IBAN: AT23 6000 0000 9300 0330