Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

“Natürlich feiern!”

Tipps zur Gestaltung eines schöpfungsfreundlichen Pfarrfestes

In nahezu allen 336 Kärntner Pfarren werden im Juni die Pfarrfeste gefeiert. Nur wenige denken dabei auch an Gottes wunderbare Schöpfung. von Anna Maria Bergmann-Müller

Wenn alle am gleichen Strang ziehen, wird vieles möglich:   Engagierte, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen beim „schöpfungsfreundlichen Pfarrfest“ in Saak. (© Foto: Privat)
Wenn alle am gleichen Strang ziehen, wird vieles möglich: Engagierte, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen beim „schöpfungsfreundlichen Pfarrfest“ in Saak. (© Foto: Privat)

„Die Pfarrfeste sind gleichsam die Visitenkarte der Kirche“, sagt Ernst Sandriesser, Umweltreferent der Diözese Gurk. In der Tat: Egal, was man dort erlebt, es bleibt hängen, Positives und Negatives. Ein Pfarrfest verbindet Menschen, schafft und stärkt die Gemeinschaft. „Es geht dabei aber immer auch um die Frage: Was und wie wollen wir eigentlich feiern? Was steht im Vordergrund?“
In Sachen Umweltschutz jedenfalls ortet Sandriesser noch ein großes Potential an Veränderungsmöglichkeiten in den insgesamt 336 Kärntner Pfarren. Die bewusstseinsbildenden Maßnahmen von Seiten des Umweltreferates der Diözese Gurk – immerhin ist die katholische Kirche dem Klimabündnis beigetreten – wurden seit 2009 intensiviert. Sie haben da und dort mehr oder weniger Anklang gefunden. Flächendeckend gegriffen haben sie allerdings noch nicht. Doch gerade in Zeiten wie diesen, wo vor allem auch die Kirche ihrem Schöpfungsauftrag nachkommen will, sollten auch die Verantwortlichen in den Pfarren einige Gewohnheiten in Bezug auf die Organisation und Durchführung ihrer Pfarrfeste unter die Lupe nehmen.
„Natürlich feiern!“ lautet die Devise. Und weil sich nachhaltiges Wirtschaften a` la longue immer auch auszahlt, steht einem „schöpfungsfreundlichen Pfarrfest“ eigentlich nichts mehr im Wege.
Neues entdecken
„Gerade die Pfarrgemeinden sind Orte, wo ein neuer zukunftsfähiger Lebensstil gemeinschaftlich eingeübt werden kann. Man entwickelt gemeinsam Ideen, motiviert sich gegenseitig und lässt sich nicht so schnell entmutigen“, weiß Sandriesser – auch von jenen Pfarren, die im Vorjahr an der Initiative „Schöpfungsfreundliches Pfarrfest“ im Rahmen des Pastoralen Innovationspreises teilgenommen haben. „Es geht ja nicht nur um Einschränkungen und um Verzicht. Ein zukunftsfähiger Lebensstil und ein genussvolles Leben stehen nicht im Widerspruch zueinander. Es geht um das Entdecken neuer Lebensmöglichkeiten und um das tiefere Erfassen der Gemeinschaft von Schöpfung und Mensch.“
Generationenübergreifend
Können Sie sich ein Pfarrfest ganz ohne Bratwurst und Pommes vorstellen? In Rangersdorf haben Frauen nach uralten einfachen Rezepten gekocht und gebacken. Schon in der Phase der Vorbereitung stiftete das Projekt Gemeinschaft. Es war ein generationenübergreifendes Erlebnis. Doch damit sind wir eigentlich schon einen Schritt zu weit, sozusagen in der Meisterklasse. Nicht umsonst landete die Pfarre Rangersdorf auf Platz zwei des Wettbewerbs. Nur Ludmannsdorf war noch um eine Spur besser. Mit der Durchführung einer ökofairen Modeschau schaffte man die Vorraussetzung für den Sieg. Platz drei ging an die Pfarre Saak.
Im Folgenden verraten wir Ihnen Tipps, die einfach umzusetzen sind und Sie auch nicht in Unkosten stürzen werden.
Beim Bauern um die Ecke
Was den Einkauf von Lebensmiteln für das Pfarrfest betrifft, sollte man darauf achten, regional und saisonal einzukaufen, also nicht im Supermarkt, sondern bei den heimischen Bauern, Fleischern und Bäckern. Biologisch hergestellter und fair gehandelter Ware ist der Vorzug zu geben. Ein wichtiger Beitrag zur Abfallvermeidung ist der Kauf von Lebensmitteln ohne oder aber mit geringer Verpackung.
Bloß kein Plastik!
Ein großes Thema ist das Geschirr. Plastik hat beim schöpfungsfreundlichen Pfarrfest nichts verloren.Es muss jedes Jahr neu gekauft werden. Warum dann nicht gleich ein günstiges oder altes Geschirr aus bruchsicherem Hartkunststoff, Gläser statt Plastikbecher und Besteck aus Metall? Auch das Ausleihen bei Großküchen und Vereinen wäre eine umweltfreundliche Alternative. Gegen das Plastik, auch in Form von Tischtüchern, spricht, so Sandriesser, nicht nur die Tatsache, dass es aus Rohöl gewonnen werden muss. Es lässt die Müllberge ansteigen, die Verbrennung ist alles andere als umweltfreundlich.
Abfalltrennung macht im Publikumsbereich wenig Sinn, weil „Fehlwürfe und Verunreinigungen erfahrungsgemäß zu häufig sind“, weiß der Umweltreferent. Deswegen sollte Müll, so gut es geht, überhaupt vermieden werden. (Weitere Tipps gibt es in einer eigens für Pfarrfeste vom Umweltreferat herausgegebenen Info-Mappe).

Ein neues Selbstverständnis
„Als Christen können wir einen wichtigen Beitrag zum überlebensnotwendigen neuen Selbstverständnis des Menschen leisten. Von unserem Glauben an Gott den Schöpfer wissen wir um die Einbezogenheit des Menschen in alle Schöpfungsvollzüge“, betont Sandriesser. „Es ist eine große, aber lohnende Herausforderung, Gestaltungselemente, rituelle und liturgische Formen zu finden, die den Menschen die Einbezogenheit in Gottes gute Schöpfung feiern und nachempfinden lassen“, so der Umweltexperte weiter.